Alle Artikel in: Rezensionen

75 Years of DC Comics – The Art of Modern Mythmaking

altWürde man die Seiten dieses Buchs nebeneinander auslegen, könnte man darin auf zwei Tore Fußball spielen: Knapp 15 Pfund bringt die Chronik zum 75-jährigen Jubiläum des amerikanischen DC-Verlags auf die Waage, und es wird schnell deutlich, dass auch sonst bei der Aufmachung nicht gekleckert worden ist. Mit seinen 721 auf dickem Papier gedruckten Seiten im A3-Format mutet der Band wie ein Museumskatalog an.

Castro

Reinhard Kleist gehört seit geraumer Zeit unbestritten zur ersten Riege deutschsprachiger Comiczeichner. Mit Veröffentlichungen wie Cash – I See A Darkness hat er in jüngster Vergangenheit seine Ausnahmestellung unterstrichen. In seinem neuen Buch Castro beschäftigt sich Kleist mit Kuba, einem der letzten Außenposten des real existierenden Sozialismus.

The Red Star 4 – Schwert der Lügen

Christian Gossett und sein Kreativteam katapultieren uns mit dem vierten Teil ihrer Saga zurück in die futuristische, an die Sowjetunion angelehnte Welt von Red Star. Und wieder lassen sie gezeichnete Elemente mit digital bearbeiteten Hintergründen aufwändig verschmelzen. Aber nicht nur die optische Darstellung, sondern auch die Story ist bei The Red Star episch.

Jeronimus 2 & 3

 Was sich in Band 1, „Ruhe vor dem Sturm“, bereits angekündigt hat, wird in den beiden abschließenden Bänden der Jeronimus-Trilogie blutige Gewissheit. Diese spinnen die Verwandlung des titelgebenden Jeronimus Cornelisz weiter, eines Apothekers, der im 17. Jahrhundert als Unterkaufmann auf dem Handelsschiff Batavia anheuert.

Ein Vertrag mit Gott

 Will Eisner – kann man ihn unvoreingenommen lesen, ohne gleich von seinem vorauseilenden Ruf in der Comicszene erschlagen zu werden? Dürfte man sich als Comicrezensent überhaupt herausnehmen, diesen „wichtigsten Zeichner Amerikas“ (F.A.Z.) zu kritisieren? Ich habe versucht, den ersten Band der „Will Eisner Bibliothek“ im Carlsen Verlag, Ein Vertrag mit Gott Mietshausgeschichten so zu lesen, wie es ein unbescholtener Textbücher-Leser tun würde, dem plötzlich dieser voluminöse Band in die Hände fällt – und war schlichtweg begeistert!

Bob Dylan – Revisited

 Als ich zum ersten Mal die Ankündigung vernahm, dass bei Carlsen Comics ein Comicband mit dem Titel Bob Dylan – Revisited erscheinen wird, ging ich intuitiv davon aus, dass es sich dabei um eine gezeichnete Biografie des Künstlers handeln würde. Aber weit gefehlt, das im mittlerweile bewährten, verkleinerten „Graphic Novel“-Format des Verlages (aber in diesem Fall ausnahmsweise nicht als eine solche deklariert) vorgelegte Buch verzichtet wohltuenderweise komplett darauf, das Leben Bob Dylans nachzuzeichnen oder auch nur dessen Stellenwert für die Folk- und Rockmusik zu beleuchten.

Die Toten 1

 Die lebenden Toten, besser bekannt als „Zombies“, sind zur Zeit ein höchst populäres Thema, mit dem sich etliche Comicserien befassen. Dass die fleischhungrigen Wesen mit dem ungesunden Teint auch auf deutschem Boden ihr Unwesen treiben, ist allerdings neu. Eine massive Zombie-Epidemie sähe hierzulande sicher anders aus als etwa in den USA, zum Beispiel weil bei uns viel weniger Menschen eine Schusswaffe im Kofferraum oder im Nachttisch liegen haben. 

Essex County 1 – Geschichten vom Land

 Autor und Zeichner Jeff Lemire entführt uns im ersten Band seiner Trilogie in die tiefste Provinz Kanadas, genauer gesagt nach Essex County. Dort lebt der zehnjährige Waisenjunge Lester nach dem Tod seiner Mutter auf der Farm seines Onkels. Doch die Beziehung zwischen den beiden verläuft nicht gerade optimal. Lester, der stets in Superheldenmontur mit Cape und Maske unterwegs ist, flüchtet sich in Fantasien, um so die Einsamkeit und das Unverständnis des noch fremden Onkels hinter sich zu lassen.

X-Men – Frauen auf der Flucht

 Manara und die X-Women – ob das mal gut geht? Panini Comics hat die Zusammenarbeit von Erotikcomicaltmeister Milo Manara und Marvel-Dauerautor Chris Claremont ins Deutsche übertragen. Im angehängten Interview des Hardcoverbandes offenbart der italienische Zeichner, dass er mit Superheldencomics eigentlich nicht viel anfangen kann. Dennoch kann die europäisch-amerikanische Kollaboration im Comicbereich fast schon auf eine Tradition zurückblicken. Man denke nur an Stan Lee und Moebius, die sich in ihrem legendären Silver Surfer (Splitter) vereint haben oder an etwas jüngere Arbeiten wie Ich bin Legion (Cross Cult) von Fabien Nury und John Cassaday.

Unter dem Hakenkreuz 2 & 3

 Unter dem Hakenkreuz Teil 2 und 3 – im französischen Originaltitel „Amours fragiles“ (in etwa: Zerbrechliche Lieben) – sind weiterhin in einem luxuriös großen Format gedruckt, aber bereits jeweils 30 Seiten kürzer als Band 1; dafür verkauft sie der Verlag 4 Euro günstiger. So luxuriös die Aufmachung, so bescheiden die Fortsetzung des Inhalt, was Spannung und Figurenentwicklung angeht.