Monate: Oktober 2010

Jeronimus 2 & 3

 Was sich in Band 1, „Ruhe vor dem Sturm“, bereits angekündigt hat, wird in den beiden abschließenden Bänden der Jeronimus-Trilogie blutige Gewissheit. Diese spinnen die Verwandlung des titelgebenden Jeronimus Cornelisz weiter, eines Apothekers, der im 17. Jahrhundert als Unterkaufmann auf dem Handelsschiff Batavia anheuert.

Ein Vertrag mit Gott

 Will Eisner – kann man ihn unvoreingenommen lesen, ohne gleich von seinem vorauseilenden Ruf in der Comicszene erschlagen zu werden? Dürfte man sich als Comicrezensent überhaupt herausnehmen, diesen „wichtigsten Zeichner Amerikas“ (F.A.Z.) zu kritisieren? Ich habe versucht, den ersten Band der „Will Eisner Bibliothek“ im Carlsen Verlag, Ein Vertrag mit Gott Mietshausgeschichten so zu lesen, wie es ein unbescholtener Textbücher-Leser tun würde, dem plötzlich dieser voluminöse Band in die Hände fällt – und war schlichtweg begeistert!

Bob Dylan – Revisited

 Als ich zum ersten Mal die Ankündigung vernahm, dass bei Carlsen Comics ein Comicband mit dem Titel Bob Dylan – Revisited erscheinen wird, ging ich intuitiv davon aus, dass es sich dabei um eine gezeichnete Biografie des Künstlers handeln würde. Aber weit gefehlt, das im mittlerweile bewährten, verkleinerten „Graphic Novel“-Format des Verlages (aber in diesem Fall ausnahmsweise nicht als eine solche deklariert) vorgelegte Buch verzichtet wohltuenderweise komplett darauf, das Leben Bob Dylans nachzuzeichnen oder auch nur dessen Stellenwert für die Folk- und Rockmusik zu beleuchten.

Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt

 Eins gleich vorweg: sorry, das wird keine ausgewogene Filmkritik. Ich bin Fan der·Scott Pilgrim-Comics von Bryan Lee O’Malley, seit ich im Jahr 2004 den ersten Band gelesen habe, das komplette 6-bändige Epos habe ich inzwischen mehrfach gelesen. Normalerweise verspürt man, wenn man eine Vorlage sehr, sehr gerne mag, bei einer Verfilmung eher Angst als Vorfreude. Das gilt nicht bei diesem Film, denn ich bin auch Fan von Regisseur Edgar Wright, der zuvor Shaun of the Dead und·Hot Fuzz gemacht hat. Dass ihm dieses Projekt anvertraut wurde, erschien mir von Anfang an völlig richtig und schlüssig. Und tatsächlich: Er hat die Erwartungen nicht enttäuscht.


Die Toten 1

 Die lebenden Toten, besser bekannt als „Zombies“, sind zur Zeit ein höchst populäres Thema, mit dem sich etliche Comicserien befassen. Dass die fleischhungrigen Wesen mit dem ungesunden Teint auch auf deutschem Boden ihr Unwesen treiben, ist allerdings neu. Eine massive Zombie-Epidemie sähe hierzulande sicher anders aus als etwa in den USA, zum Beispiel weil bei uns viel weniger Menschen eine Schusswaffe im Kofferraum oder im Nachttisch liegen haben. 

Sky Doll Lacrima Christi Collection

Dieses Album ist nach der Spaceship Collection bereits der zweite Band mit Kurzgeschichten aus dem Sky Doll-Universum von Alessandro Barbucci und Barbara Canepa. Wie beim Vorgänger handelt es sich auch hier um sechs Kurzgeschichten von jeweils acht Seiten Länge, geschrieben von den beiden Sky-Doll-Schöpfern und gezeichnet von hochkarätigen Zeichnern aus fünf verschiedenen Ländern (darunter u.a. der Chinese Benjamin, der Serbe Gradimir Smudja und der Franzose Mikael Borgouin). Im Mittelpunkt aller Geschichten stehen diesmal die beiden Päpstinnen Ludowika und Agape, die in der eigentlichen Serie einen erbitterten Konkurrenzkampf austragen. Die kurzen Episoden sind inhaltlich zum Teil ziemlich krude und verwirrend – selbst wenn man mit Sky Doll vertraut ist, blickt man manchmal nur schwer durch. Wer die Hauptserie dagegen nicht kennt, wird vermutlich erst recht keine Chance haben, diese Stories zu verstehen. Rein äußerlich sind die Beiträge eine Augenweide. Der spezielle Sky Doll-Mix aus religiöser Ikonographie, futuristischer Science-Fiction und einer großen Portion Erotik scheint für die beteiligten Zeichner sehr anregend zu sein. Die Lacrima Christi Collection bietet pures Eye Candy, nicht nur in den Kurzgeschichten, sondern …

Essex County 1 – Geschichten vom Land

 Autor und Zeichner Jeff Lemire entführt uns im ersten Band seiner Trilogie in die tiefste Provinz Kanadas, genauer gesagt nach Essex County. Dort lebt der zehnjährige Waisenjunge Lester nach dem Tod seiner Mutter auf der Farm seines Onkels. Doch die Beziehung zwischen den beiden verläuft nicht gerade optimal. Lester, der stets in Superheldenmontur mit Cape und Maske unterwegs ist, flüchtet sich in Fantasien, um so die Einsamkeit und das Unverständnis des noch fremden Onkels hinter sich zu lassen.

X-Men – Frauen auf der Flucht

 Manara und die X-Women – ob das mal gut geht? Panini Comics hat die Zusammenarbeit von Erotikcomicaltmeister Milo Manara und Marvel-Dauerautor Chris Claremont ins Deutsche übertragen. Im angehängten Interview des Hardcoverbandes offenbart der italienische Zeichner, dass er mit Superheldencomics eigentlich nicht viel anfangen kann. Dennoch kann die europäisch-amerikanische Kollaboration im Comicbereich fast schon auf eine Tradition zurückblicken. Man denke nur an Stan Lee und Moebius, die sich in ihrem legendären Silver Surfer (Splitter) vereint haben oder an etwas jüngere Arbeiten wie Ich bin Legion (Cross Cult) von Fabien Nury und John Cassaday.

Dick Boss

Damit der Output an Publikationen von Nicolas Mahler nicht nachlässt, müssen stets auch neue Konzepte herhalten und die entsprechenden Ergebnisse dieser Einfälle unters Volk gebracht werden. Im vorliegenden Fall bedient  Mahler erneut (nach Längen und Kürzen) die Schnittstelle zwischen Comic und klassischer Literatur und beweist sich als einfallsreicher Grenzgänger. Nicht mehr als 16 Seiten braucht es dazu. Diese 16 ganzseitigen Zeichnungen dienen als Grundlage für einen Kurzkrimi, der variabel anzuorden ist. Mahler selbst betextet seine Ursprungsanordnung der Bilder und erzählt eine klassische Story um den Detektiv Dick Boss (eine Hommage an die Comicfigur Dick Bos, die von Alfred Mazure ab den 40ern in Holland populär  gemacht wurde). Die folgenden Seiten sind gefüllt mit weiteren Geschichten, in welchen die 16 Bilder von insgesamt zwölf Autoren dann jeweils individuell neu angeordnet und mit eigenen Texten versehen wurden. Diese Arrangements basieren oft auf völlig neuen Ansätzen und verwirklichen bizarre Einfälle, abseits des eigentlichen Detektivthemas rund um Ermittlung, Schießerei und femmes fatales. Und das funktioniert hervorragend. Zugegeben, anfänglich war ich noch skeptisch, ob es wirklich interessant sein könnte, die …

Unter dem Hakenkreuz 2 & 3

 Unter dem Hakenkreuz Teil 2 und 3 – im französischen Originaltitel „Amours fragiles“ (in etwa: Zerbrechliche Lieben) – sind weiterhin in einem luxuriös großen Format gedruckt, aber bereits jeweils 30 Seiten kürzer als Band 1; dafür verkauft sie der Verlag 4 Euro günstiger. So luxuriös die Aufmachung, so bescheiden die Fortsetzung des Inhalt, was Spannung und Figurenentwicklung angeht.