Monate: November 2009

Skydoll Spaceship Collection

Vor einigen Jahren feierte das italienische Duo Alessandro Barbucci und Barbara Canepa mit seinem Comic Sky Doll große Erfolge. Die Albenserie überzeugte mit einem originellen SF-Setting, das laszive Ausschweifungen und strenge religiöse Kulte miteinander verschränkte, vor allem aber mit einem sehr modernen graphischen Stil, der europäische Elemente sehr elegant mit Manga-Stilmitteln vermischte. Auf eine Fortsetzung der noch nicht abgeschlossenen Reihe wartet man leider schon viel zu lange (Band 3 erschien 2006 bei Carlsen). Immerhin gibt es ein Projekt, das die Wartezeit für Sky Doll-Fans verkürzt: Die Skydoll Spaceship Collection ist eine Sammlung von sechs jeweils achtseitigen Kurzgeschichten, jeweils mit der Sky Doll-Hauptfigur Noa im Mittelpunkt, aber chronologisch außerhalb der Hauptserie angesiedelt. Barbucci und Canepa schrieben die Szenarien und zeichneten eine Story, der Rest kommt von italienischen und französischen Gastzeichnern (alle bisher bei uns eher unbekannt). Wie so oft bei Kurzgeschichtensammlungen, gibt es Höhen und Tiefen. Nicht jede Story überzeugt, aber dem Album gelingt es, das Sky Doll-Universum weiter zu definieren und ihm neue Facetten zu verleihen. Insofern ist der Comic den Fans der Hauptserie unbedingt …

Prosopopus

 Ich dürfte wohl nicht der einzige gewesen sein, der sich über den seltsamen Titel „Prosopopus“ gewundert hat. Und auch nach dem Lesen des Bandes ist man nicht wirklich schlauer. Sprachlich abgeleitet ist Prosopopus von dem Begriff „Prosopopöie“, was aus dem Griechischen stammt und als rhetorisches Mittel für das Einsetzen einer abwesenden oder leblosen Person oder eines Tieres als Erzähler einer Geschichte gilt.

Die großen Künstler des Comics

 Ein Buch über Comics zu verfassen, ist ein genauso großer Drahtseilakt wie die Adaption einer literarischen Vorlage für die große Leinwand. Ständig wird man zwischen künstlerischer Eigenständigkeit und Werktreue balancieren müssen, um sich selbst, dem Publikum und dem Markt gerecht zu werden. Obwohl die perfekte Besänftigung all dieser Gruppen einem Wunschtraum gleichkommt, hat sich Comicredakteur Klaus Schikowski mit Die großen Künstler des Comics (im Edel Verlag erschienen) einer solchen Aufgabe gestellt. Als Gegenstand und auch als Unterstützung für das Projekt hat sich Schikowski 34 große Comic-Künstler von Rudolph Dirks bis hin zu Marjane Satrapi mit aufs Drahtseil geholt.

Gorn 9: Elfengesang

Jeder Tod ist auch ein Anfang. So startet der letzte Zyklus der Fantasy-Reihe Gorn auch ohne den titelgebenden Helden, den größten Ritter des Königreiches, denn dieser ist zuvor gestorben. Doch neue Verwicklungen bringen den Dorfbewohnern um die stattliche Lady Gorge ein neues Abenteuer: Totgeglaubte Feinde, die bösen Rotaugen, attackieren im Wald eine Gruppe Zwerge. Aber nicht nur diese Nachricht verbreitet sich rasend schnell, denn offenbar wurden die Zwerge von Elfen gerettet, Wesen, die es eigentlich schon lange nicht mehr geben sollte. Grund genug für Gorns Tochter Maelle, der Sache auf die Spur zu gehen. Der neue Zyklus von Tiburce Ogers Serie fängt schon mal recht spannend an. Auffallend ist die farbenprächtige Malerei des Künstlers, die für Fantasyerzählungen prädestiniert zu sein scheint. Und auch die vorhandene Schnittmenge mit typischen Funnyelementen passt hervorragend ins Bild, denn dadurch erhalten die Charaktere eine gewisse Lebendigkeit und wirken trotz solider Handlung niemals zu ernst oder zu knuddelig. Die richtige Mischung macht's und die ist Tiburce Oger sehr gut gelungen. Band 9 erweist sich als relativ einsteigerfreundlich, da man ohne viel …

Archetyp

 In Prototyp präsentierte Ralf König seine Version der Schöpfungsgeschichte. Nun gibt es die Fortsetzung: Archetyp dreht sich um Noah und sein berühmtes Schiff, das er baut, um der Sintflut zu entgehen. Der Comic erschien zunächst als täglicher Strip in der Frankfurter Allgemeinen, die Buchausgabe im Rowohlt Verlag ist jedoch mehr als ein bloßer Nachdruck des Zeitungscomics. Für das Hardcover entwarf König neue Seitenlayouts, überarbeitete manche Panels und nicht zuletzt ist diese Ausgabe (fast) durchgehend farbig statt schwarz-weiß.

Von der Natur des Menschen

 Ursprünglich sollte der Titel der deutschen Übersetzung dieses Comics Die kaukasische Ulme lauten. Da sich dieser jedoch lediglich auf eine der enthaltenen Erzählungen bezogen hätte, tat man bei Carlsen gut daran, den Titel nochmal zu überdenken. So heißt der Band nun vielsagenderweise Von der Natur des Menschen; vom ersten Eindruck her klingt der zwar austauschbar und pathetisch, aber damit hat man von Verlagsseite in jedem Fall den Nagel auf den Kopf getroffen.

Die Legende vom Changeling 2

Die Fortsetzung der Legende vom Changeling beginnt direkt mit einem Höhepunkt: Nachdem am Ende des ersten Bandes bereits  Scrubbys Vater ums Leben kommt, verliert er nun auch noch seine Mutter. Mit Trauerarbeit aber will sich die Geschichte nicht lange aufhalten, stattdessen macht sie einen Zeitsprung um mehrere Jahre. Scrubby ist inzwischen 12 Jahre alt, sieht aber wesentlich jünger aus, weil er nicht mehr wächst. Um Geld zu verdienen, heuert er bei einem Bergwerk an und fährt als Arbeiter unter Tage. Dort, in den Tiefen einer Mine, kommt wieder seine besondere Fähigkeit zum Tragen: Scrubby kann die „Knockers“ sehen, die kleinen Wesen, die dort leben und von allen anderen für Fabelwesen gehalten werden. Die Knockers führen Scrubby an entlegene Stellen tief unter der Erdoberfläche. Währenddessen planen die anderen Minenarbeiter einen Streik, um gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen zu protestieren. Natürlich will der skrupellose Minenbesitzer (jener „Schwarze Mann“, der dieser Episode den Titel gab) diesen Streik beenden, und dazu ist ihm jedes Mittel recht … Wie schon im ersten Teil gelingt Pierre Dubois wieder eine ansprechende und originelle …

Der kleine Prinz

 Der kleine Prinz, das vor über 60 Jahren enstandene Büchlein des Franzosen Antoine de Saint-Exupéry, darf bis heute als einer der ganz großen Klassiker gelten. Die vom Autor illustrierte Erzählung ist ein modernes Märchen, das bei jung und alt gleichermaßen bis heute für Begeisterung sorgt.
Kein Wunder also, dass der omnipräsente Comickünstler Joann Sfar (Die Katze des Rabbiners, Klezmer, Donjon), einer der renommiertesten europäischen Zeichner der Neuzeit, sich des Stoffes angenommen und die Vorlage in einen Comic verwandelt hat. Der Grundton bleibt bei seiner Adaption erhalten, insbesondere die Handlung an sich wirkt geradezu streng originalgetreu.

Locke & Key 1: Willkommen in Lovecraft

 Das Horror-Genre ist in den letzten Jahren im Comicbereich immer beliebter geworden. Wirklich guten  und überzeugenden Horror findet man jedoch eher selten. Eine willkommene Ausnahme im Genre-Einheitsbrei ist die Serie Locke & Key von Joe Hill, die nun erstmals auch auf Deutsch erscheint. In Form einer Dialog-Rezension besprechen Christopher Bünte und Thomas Kögel den ersten Band der Reihe.

Das kleine Rockbuch

 Das neue Jahrhundert hat seine erste Dekade fast verbraucht und schon zeichnen sich zwei Trends ab: Zum einen befinden wir uns im Zeitalter der konstanten Beschleunigung, in dem Informationen immer schneller durch unsere Computer gejagt werden. Zum anderen erzeugt diese wahnwitzige Geschwindigkeit einen unstillbaren Durst nach immer mehr Informationen. Jede Minute trudelt eine neue Eilmeldung per RSS-Feed herein, die wir auf keinen Fall verpassen dürfen; jede Sekunde zwitschert man seinen Followers eine Nachricht zu und stillt doch nur kurz die Gier nach Neuem. Nur manchmal gelingt es, einen Moment inne zuhalten, zurückzublicken und zu genießen.