Monate: Mai 2009

Queen & Country 8 – Operation: Red Panda

 Queen & Country spielt im Geheimdienstmilieu. Es ist aber kein James-Bond-Verschnitt, sondern zieht seinen Reiz gerade aus dem Gegenteil davon. Keine Hochglanz-Szenarien und keine technischen Gimmicks; stattdessen desillusionierte Spione, die oftmals in moralischen Zwickmühlen stecken und Figuren auf dem Schachbrett der internationalen Politik sind.
Mit diesem Band endet der erste Handlungsbogen der hochgelobten Serie um Tara Chace, Geheimdienstmitarbeiterin im Dienste ihrer Majestät.

Zebra 17

Zebra, „das anspruchsvolle deutsche Comic-Magazin“, galoppiert nun seit mehr als unglaublichen 25 Jahren durch die lokale Comicsavanne, was es neben (dem häufiger erscheinenden) Plop zum langlebigsten deutschen Fanzine macht. Dieses Durchhaltevermögen verlangt natürlich erstmal eine Runde Respekt ab. Für die 52 Seiten der Jubiläumsausgabe, die letztes Jahr erschien, haben neben dem gesammelten Zebra-Gründungsteam Ludwig Kreutzner, Georg W. Berres, Bill GoGer und Rudolph Perez auch eine ganze Reihe anderer Zebra-erprobter Zeichner wie Haggi und Haimo Kinzler Comics beigesteuert. Die Comicbeiträge sind routiniert mit wenigen Ausreißern nach oben (Oliver Ferreiras Dreiseiter!) und unten (Martin Frei, zwei Seiten für diese Pointe?); das Fleißkärtchen gibt es für den umtriebigen Rudolph Perez, der mehr als ein Drittel der Comicseiten beigesteuert hat – mit ein paar wirklich schön abstrusen Einfällen, die aber auf den teils arg textlastigen und mit Mini-Panels überfüllten Seiten manchmal etwas unterzugehen drohen. Der Mann braucht offenbar noch mehr Platz zum Austoben. Optisch kommt das Heft, abgesehen vom neuerdings farbigen Cover, auch heute noch in gewohnt gewollter Schlichtheit daher, was langjährige Fans wahrscheinlich erfreut. Doch angesichts der Tatsache, …

Sleeper 2: Die Schlinge zieht sich zu

Holden Carver, der gestrandete Agent, der nach dem Tod seines einzigen Kontaktmannes John Lynch im Verbrechersyndikat des Superschurken Tao festsitzt, erhält eine Botschaft von einer Person, die möglicherweise die Fahrkarte aus seiner Misere bereithält. Doch kann er dieser Person trauen? Und was passiert, wenn Tao herausfindet, dass einer seiner besten Männer ein Spion ist? Die Luft für Carver wird immer dünner, bis er sich im Finale schließlich seinem gerissenen Boss und seinem eigenen Gewissen stellen muss. Ed Brubaker setzt seinen Wildstorm-Thriller so rasant fort, wie er Band 1 beendete. Seit langem fand ich keine vergleichbare Reihe so spannend wie Sleeper. Das liegt zum einen an Brubakers Plot, der reich an Wendungen und Cliffhangern ist, aber auch an Sean Phillips (ein Interview mit ihm ist diesem Band enthalten), dessen düsterer Zeichenstil der Atmosphäre vollends gerecht wird. Rückblenden von Tao und Carvers Kollegen Genocide erweitern ein überraschendes Gesamtbild und vertiefen die Beziehung, die der Leser empfindet. Sleeper bleibt eine fast perfekte Comicserie, auf deren weitere zwei Fortsetzungen man sich freuen kann. Sleeper 2: Die Schlinge zieht sich …

Sleeper 2: Die Schlinge zieht sich zu

Irgendwie ist Ed Brubaker da angekommen, wo er hingehört: Auf der Erfolgswelle. Vom Talent des Autors zeugt auf Deutsch neben der fabelhaften Serie Criminal im Augenblick die Sleeper-Reihe bei Cross Cult. Obwohl Brubaker auch Superhelden macht (Welcher erfolgreiche US-Szenarist eigentlich nicht?), schlägt sein Herz schon immer für Kriminalstories. Schnörkellos und ohne Pathos geht es da zur Sache, so auch in Die Schlinge zieht sich zu. Hauptfigur Holden Carver ist es gelungen, sich in die Verbrecherorganisation des Superschurken Tao einzuschleusen. Als Doppelagent spielt er ein gefährliches Spiel, das noch gefährlicher wird, als er versucht auszusteigen. Dabei muss er sich auf fremde Ermittler verlassen, die bestochen worden sein könnten. Denn sein ehemaliger Kontaktmann Lynch hat das Zeitliche gesegnet und kann ihm nicht mehr helfen. Gewürzt mit einer Prise Sex und Superpower kreist Die Schlinge zieht sich zu um die Frage nach der persönlichen Identität, ein altbekanntes Thema in Verbindung mit Doppelagenten. Wer bin ich, wenn alle sagen, ich sei ein Verbrecher? Eine Top-Story, nicht überästhetisiert wie Sin City, sondern realistisch, rau und glaubwürdig. Am besten zu lesen …

Spirou: Porträt eines Helden als junger Tor

 Spirou und Fantasio gehören, neben Tim und Struppi, Asterix und Lucky Luke zu den ganz großen Klassikern des frankobelgischen Comics. Seit gut 70 Jahren erscheinen Geschichten mit dem kleinen Hotelpagen im gleichnamigen Magazin und als Comicalbum. Neben der Hauptserie gibt es seit 2006 eine Parallel-Reihe, die in Frankreich Une Aventure de Spirou et Fantasio par… heißt. Namhafte Zeichner und Autoren können dort ihre ganz eigene Vision von Spirou umsetzen, abseits von den Zwängen der Hauptserie.

Ultimates 3

Vor dem Erscheinen so mancher Comics hat man zwar seine Zweifel, ob sich eine Anschaffung lohnen wird, aber greift dann doch zu, weil man auf ein zufriedenstellendes Leseerlebnis hofft. Im Falle von Ultimates 3 wurden meine ohnehin schon geringen Erwartungen noch unterboten. Der Band ist nicht das dritte deutsche Paperback der Ultimates (die Rächer-Version des „Ultimativen Universums“ von Marvel, die zuvor Die Ultimativen genannt wurden), sondern versammelt das komplette Volume 3 der US-Reihe und steht damit eigenständig. Jeph Loeb und Joe Madureira beerben hierbei als neues Kreativduo die kongenialen Mark Millar und Bryan Hitch, sie können aber qualitativ in keinster Weise an die beiden heranreichen. Loeb, der ohnehin seit längerer Zeit eher unterdurchschnittliche Superheldenkost abliefert, ersann eine grausige Story um vermeintliche Spannungselemente wie einen sinnlos wütenden Venom, Geschwisterliebe, ein Sex-Video und Auftritte von Wolverine und Spider-Man. Was den Leser aber ohnehin wenig kümmert, weil die fadenscheinige Handlung neben den ausufernden Bildern des wiedergekehrten Joe Madureira (Battle Chasers) zum Beiwerk verkommt und so mehr Platz für die actionlastigen Szenen in Halb-Mangaoptik herrscht. So empfehlenswert Vol.1+2 von …

Geduld und Gorillas: Wie Illustratoren gemacht werden

Schlägt man heutzutage ein beliebiges Interview mit einem Comic-Zeichner auf, so kann man mit ziemlicher Sicherheit mit dem Auftauchen des Wortes „Illustration“ rechnen. Im Comic-Jargon hat dieser Begriff einen faden Beigeschmack, denn in den Augen der Leser handelt es sich dabei um jene böse Arbeit, zu der Comiczeichner aus finanzieller Not heraus gezwungen werden. Illustrationen scheinen ihnen die kostbare Zeit für ihre eigentliche Arbeit, das Zeichnen von Comics, zu rauben. In dem im Februar erschienenen und herrlich illustrierten Band Geduld und Gorillas gelingt es Herausgeber Pierre Thomé, dieses Vorurteil Stück für Stück zu entkräften. Der Mitbegründer des Comic-Magazins Strapazin legt ein Buch – erschienen im Schweizer Niggli Verlag – vor, das neben Non-Fiction, Werbung und Design den Comic als nur ein mögliches Endprodukt unter vielen im Bereich der Illustration vorstellt. Wie bereits der Untertitel verrät, wird außerdem noch erläutert, warum und wie Illustratoren „gemacht werden“.

 

Auf der Suche nach Peter Pan

 Bei Cross Cult ist die Neuauflage von Coseys Auf der Suche nach Peter Pan erschienen.
Christopher und Benjamin besprechen in einer Dialog-Rezension den für diesen Verlag eher ungewöhnlichen Comicband – denn hier geht es weniger um Action, sondern um den Seelenzustand eines Autoren sowie die wunderbare verschneite Landschaft der Walliser Alpen.