Autor: Christopher Bünte

Sleeper 2: Die Schlinge zieht sich zu

Irgendwie ist Ed Brubaker da angekommen, wo er hingehört: Auf der Erfolgswelle. Vom Talent des Autors zeugt auf Deutsch neben der fabelhaften Serie Criminal im Augenblick die Sleeper-Reihe bei Cross Cult. Obwohl Brubaker auch Superhelden macht (Welcher erfolgreiche US-Szenarist eigentlich nicht?), schlägt sein Herz schon immer für Kriminalstories. Schnörkellos und ohne Pathos geht es da zur Sache, so auch in Die Schlinge zieht sich zu. Hauptfigur Holden Carver ist es gelungen, sich in die Verbrecherorganisation des Superschurken Tao einzuschleusen. Als Doppelagent spielt er ein gefährliches Spiel, das noch gefährlicher wird, als er versucht auszusteigen. Dabei muss er sich auf fremde Ermittler verlassen, die bestochen worden sein könnten. Denn sein ehemaliger Kontaktmann Lynch hat das Zeitliche gesegnet und kann ihm nicht mehr helfen. Gewürzt mit einer Prise Sex und Superpower kreist Die Schlinge zieht sich zu um die Frage nach der persönlichen Identität, ein altbekanntes Thema in Verbindung mit Doppelagenten. Wer bin ich, wenn alle sagen, ich sei ein Verbrecher? Eine Top-Story, nicht überästhetisiert wie Sin City, sondern realistisch, rau und glaubwürdig. Am besten zu lesen …

Fables 8: Arabische Nächte (und Tage)

Fans von Neil Gaimans Sandman könnten empört reagieren, wenn man kritisiert, die Serie sei zu episch, zu lang angelegt und für Neueinsteiger kaum zu überblicken. Zu viele Figuren, eine zu komplexe Handlung! Wer kann da noch folgen?! Die Kritik ist nicht ganz unberechtigt und träfe sicherlich auch für Fables zu. Es scheint jedoch so, als würde sich Autor Bill Willingham Mühe geben, solchen Kritikern entgegen zu kommen und für mehr Kurzweil zu sorgen. Das neue Trade Arabische Nächte (und Tage) macht sich in dieser Hinsicht jedenfalls ganz gut. Die Fables – Märchenfiguren im New Yorker Exil – haben zwar einen neuen Bürgermeister, sind aber ansonsten im Großen und Ganzen noch so, wie man sie auf den ersten Seiten kennen gelernt hat. Der neue Band enthält zwei Stories, „Arabische Nächte (und Tage)“ und „Die Ballade von Rodney und June“, beide rund, mit klarem Anfang und Ende, mit vielen Verweisen auf den Metaplot, aber noch immer eigenständig und zugleich wunderbar erzählt. Sindbad kommt aus Bagdad zu Besuch, im Gefolge ein Dschinn und ein böser Wesir, was in …

Andrax 5: Gnadenlose Jagd

Michael Rush ist wieder zurück! Zum fünften Mal! Besser bekannt ist der Zehnkämpfer und Zeitreisende allerdings unter dem Namen Andrax. Cross Cult startete im Oktober 2007 die Wiederbelebung des ehemaligen Primo-Helden. Gut anderthalb Jahre später, im März diesen Jahres, legte die kleine Asperger Comicschmiede den Abschlussband vor. In fünf Geschichten werden hier wieder ordentlich Schurken vermöbelt und Phrasen geschwungen (»Freiheit braucht ihre Fesseln!«). Zusammen mit seinem Stichwortgeber Holernes stürmt und stolpert Andrax quer durch die Epochen und Genre, eigentlich vermittelt als die ausgebombte Welt um circa 4000 n. Chr., grandios gezeichnet von Jordi Bernet. Wir erinnern uns: D-Mark, drei Programme, Ferienlager, und Helmut Schmidt hatte noch was zu tun. Hach, was waren die Siebziger schön! Da durften sich noch Westernhelden schamlos neben Atombomben und Glaskuppeln tummeln! Es scheint lange her zu sein, dass der Unterhaltungscomic seine Naivität verloren hat. Zum Glück gibt es den Retro-Trend! Einleitend grübelt Alexandra Kauka darüber nach, ob Andrax eventuell mit neuen Episoden fortgesetzt wird. Das ist charmant. Aber um jemanden zu finden, der den altmodisch-sperrigen Stil der Serie trifft, müsste …

Iron Man 1

So mancher Zuschauer wurde vom Iron Man-Film angefixt. Lag es an der Besetzung mit Robert Downey Jr.? Oder an dem Fetisch der schimmernden, goldroten Super-Rüstung? Ganz egal, der Film kam gut weg, das war klasse Popcorn-Kino! In der Folge schnell mal einen Blick in den Starter der neuen Iron Man-Serie bei Panini geworfen. Erster Pluspunkt: Man kommt inhaltlich mit. Die Handlung setzt an einem Moment ein, an dem man nicht allzu viel über das Marvel-Universum wissen muss, um sich zurecht zu finden. Der Film als Grundlage genügt. Gegenspieler ist der Sohn von Obadiah – nicht sonderlich einfallsreich – dem es gelungen ist, die Iron-Man-Technologie für Bomben nutzbar zu machen. Menschliche Bomben, wohlgemerkt! Mit Hilfe von Extremisten nuked er sich über den Planeten, mal in Tansania, mal in Taiwan. Sein Ziel: Die Vernichtung von Stark Industries, um Rache für seinen toten Vater zu üben. Dazu gibt’s ein bisschen Geplänkel bei S.H.I.E.L.D., ein bisschen Beziehungs-Talk mit Pepper, insgesamt eine ganz erträgliche Mischung, die es nebenbei schafft, einen flüchtigen Blick auf gewisse Grundregeln moderner asymmetrischer Kriege zu werfen. …

B.U.A.P. 6 – Garten der Seelen

 Die Behörde mit dem komischen Namen ist wieder zurück. Wer es noch nicht weiß: B.U.A.P. steht für: Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen. Der Hauptsitz der Organisation wider die bösen Mächte liegt in Colorado, das prominenteste Mitglied ist Hellboy. Der ist jedoch inzwischen ausgestiegen und untergetaucht. Er geht seine eigenen Wege. Zuletzt wurde er mit der Hexe Babajaga in der Zwischenwelt gesehen. Ohne ihn bleiben zum Böse-Monster-Verkloppen: der Fischmensch Abe Sapien, die Feuerteufelin Liz Sherman, der Untote Captain Daimo, Dr. Kate Corrigan und die Ektoplasma-Projektion Johann Kraus. Früher gab es noch den Homunkulus Roger, aber der ist mittlerweile passé, ausgeschieden ins Totenreich, wenn es denn solch einen Ort für künstliche Lebensformen überhaupt gibt.

WildC.A.T.S 2: Bandenkrieg

 Wer Comics liest, kennt Alan Moore. Der Großmeister mit dem Vollbart und dem lilafarbenen Zylinder verfasste Meilensteine der Comic-Literatur wie z. B. From Hell, Watchmen oder Lost Girls. Zwischendurch hat er auch im WildStorm-Universum mitgemischt. Bei Panini erschienen in diesem Jahr zwei Bände, die schon etwas älter sind und auf das Konto der britischen Comic-Legende gehen.

Hellboy 9: Ruf der Finsternis

 Eigentlich ist Hellboy ein Comic für Intellektuelle. Für Schöpfer Mike Mignola jedenfalls waren die Geschichten um seinen Ermittler aus der Hölle schon immer mehr als nur ein Monster-Comic. Mit Hellboy steckte er sich selbst einen Rahmen ab, in dem er all die Geschichten erzählen konnte, auf die er Lust hatte. Das Ergebnis ist ein herrliches Amalgam: Internationale Folklore trifft auf Gothic und Groschenromane.

Exterminators 1 – Käferkiller

 Kakerlaken sind eklig. Aber auch interessant. Das Cover von Exterminators ist jedenfalls ein Blickfang. Zu sehen ist eine Kakerlake in voller Pracht, wie sie Beine und Fühler ausstreckt. Sowas möchte niemand in seiner Küche haben. Zum Glück gibt es die tapfere Truppe von „Bug-Bee-Gone“. Die Kammerjäger ziehen jeden Tag aufs Neue aus, um die Zivilisation vor dem Untergang zu bewahren. Denn das Chaos ist auf dem Vormarsch. Und es ist hungrig.

Redhand 1 – Der Preis des Vergessens

Redhand 1Ein amerikanischer Autor und ein italienischer Zeichner arbeiten zusammen an einem Comic in französischem Format. Cross Cult macht ernst mit seinem Verlagsnamen. Das Verlagshaus aus Asperg veröffentlichte schon zuvor Arbeiten, in denen sich unterschiedliche Comicsphären miteinander kreuzten. Hochkarätig ist die Besetzung: Autor Kurt Busiek (Astro City, Conan) und Zeichner Mario Alberti (Morgana) erzählen die Geschichte von Redhand, einem einsamen Superkrieger.

Rex Mundi 3 – Die verlorenen Könige

 Rex Mundi ist historischer Unsinn von der ersten bis zur letzten Seite. Allein die Idee, bestimmte historische Ereignisse hätten einfach nicht stattgefunden, ist vollkommen absurd. Als Beispiele seien nur die Reformation und die Französische Revolution genannt. Beide haben in dem Mystery-Comic von Arvid Nelson und Eric J keinen Platz. Dabei gibt es genug Untersuchungen, die zeigen, dass beide Ereignisse strukturelle Ursachen hatten, also keine Zufälle waren, sondern zwangsläufig geschehen mussten, so oder so. Es sind Weichenstellungen in der europäischen Geschichte, die nicht so einfach gestrichen werden können, ohne heftigen Unglauben zu hervorzurufen.