Rezensionen

Redhand 1 – Der Preis des Vergessens

Cover Redhand 1Ein amerikanischer Autor und ein italienischer Zeichner arbeiten zusammen an einem Comic in französischem Format. Cross Cult macht ernst mit seinem Verlagsnamen. Das Verlagshaus aus Asperg veröffentlichte schon zuvor Arbeiten, in denen sich unterschiedliche Comicsphären miteinander kreuzten. Hochkarätig ist die Besetzung: Autor Kurt Busiek (Astro City, Conan) und Zeichner Mario Alberti (Morgana) erzählen die Geschichte von Redhand, einem einsamen Superkrieger.

Das archaische Cover lässt es nicht vermuten, aber die ersten Seiten von Redhand sind Science-Fiction. Text gibt es auf diesen Anfangsseiten nicht, da fällt die Orientierung zunächst schwer. Der Leser blickt auf eine große Stadt und wohnt einem Bombenanschlag bei. Offensichtlich soll eine Kammer mit mehreren verkabelten Überwesen in die Luft gejagt werden. Die Bilder erzählen von einer Explosion, so gewaltig, dass sie sogar noch aus dem All zu erkennen ist. Ein Anschlag in einer hochentwickelten Metropole, mehr bekommen die Leser vorerst von dieser Zukunft, die bald Vergangenheit sein wird, nicht mit.

Seite aus Redhand 1Man braucht einen Augenblick, um zu begreifen, wie die Geschichte danach weitergeht. Der Planet ist noch derselbe, allerdings viele Jahrhunderte später. Die hochentwickelte Zivilisation ist verschwunden, ausgelöscht. Zurück blieben nur ein paar Ruinen. Ein Stamm verfolgt einen anderen, gekämpft wird wieder mit Speeren, Schwertern und Pfeil und Bogen. Es gibt ein facettenreiches göttliches Pantheon, zudem Magie und Priester. Von hochentwickelter Technologie keine Spur mehr.

Durch einen Zufall stößt einer der Stämme auf eine versteckte Kammer, einer so genannten Stätte der Alten. Hier schlummern in grünen Sarkophagen die Überreste humanoider Wesen. Götter oder Dämonen aus längst vergangenen Tagen? Niemand kann sagen, ob dieser Ort Gutes oder Böses in sich birgt. Als die Entdecker schon denken, alles in der Kammer sei tot, erwacht in einem Sarkophag Leben. Ein nackter Mann, rothaarig und muskulös, kommt hervor. Er spricht eine fremde Sprache und rettet seine Entdecker mit brachialer Gewalt vor ihren Verfolgern. Bald wird der Fremde den Namen Redhand bekommen, eine neue Sprache lernen und versuchen, sich in die archaische Kultur der Stämme einzugliedern. Mit katastrophalen Folgen. Denn Redhand ist eine Kampfmaschine, Krieg liegt ihm im Blut.

Die Story von Redhand ist gut erzählt, wie von Kurt Busiek nicht anders zu erwarten, actionlastig, hat aber eine Fülle von Figuren, zu denen sich nicht so leicht eine persönliche Verbindung aufbauen lässt. Zu oft wird man mit Statements wie „Ich bin, was ich bin“ oder „Ich tue, was ich tue“ abgespeist. Redhand ist die traurig-melancholische, undurchschaubare Kampfmaschine, der Priester des Dorfes ist der Neidhammel, und Redhands barbusige Geliebte ist der Schuss Erotik in der Handlung. Alles in allem gut komponiert, aber kein atemberaubender Höhenflug, wie man nach so manchen Ausgaben von Busieks Astrocity vielleicht hätte erwarten können. Wer die Conan-Stories von Busiek mochte, wird in Redhand eine merkwürdige Form zerbrechlichen Höhlenmenschentums wiederfinden.

Anders hingegen das Artwork. Mario Alberti hat mit Redhand phantastische Arbeit geleistet und liefert detailverliebte, aber nicht überfrachtete, und interessant komponierte Bilder, die dem Auge schmeicheln. Landschaften und Innenräume, Anatomie, Licht und Schatten – all das sitzt und macht auch beim x-ten Ansehen immer noch Riesenspaß.

Redhand ist vorerst angelegt auf drei Bände. Der nächste Band erscheint voraussichtlich im September 2008.

Redhand 1 – Der Preis des Vergessens
Cross Cult, April 2008
Text: Kurt Busiek
Zeichnungen: Mario Alberti
Übersetzung: Kai Wilkens
Originalausgabe: Redhand Tome 1 – Le Prix de l’oubli (Humanoids 2004)
56 Seiten; vierfarbig; Hardcover; 12,80 Euro
ISBN 9783936480641
Infos und Leseprobe auf crosscult.de

Gute Fantasy, phantastische Zeichnungen

 

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Abbildungen © Cross Cult, Mario Alberti