Monate: Juni 2009

Interview mit Adrian vom Baur (Jazam!)

Jazam-LogoZum Comicfestival in München erschien zum vierten Mal in Folge die Comic-Anthologie Jazam! Versammelt sind hier in erster Linie deutsche Jungzeichner, die ihr Talent zeigen wollen. Aber auch mehrere alte Hasen sind dabei. Das übergeordnete Thema des neuen Bandes lautet „Monster“. Christopher Bünte sprach für Comicgate mit Adrian vom Baur, einem der Erfinder und Macher der Anthologie.

Donjon 6: Der verlorene Sohn

 Vor mehr als zehn Jahren wurde in Frankreich die Idee eines äußerst ungewöhnlichen und dennoch sehr erfolgreichen Comics geboren, der in drei unterschiedlichen Epochen spielen sollte, der an seinem Ende über 300 Ausgaben zählen sollte und dessen Figuren als blutrünstige aber dämliche Monster und (un)heldenhafte Enten konzipiert waren. Seit diesem ursprünglichen Grundgedanken hat sich der Comic zu einer regelrechten Hydra entwickelt, der mit jeder neuen Veröffentlichung ein weiterer, grotesker Kopf wächst und so jeglicher Konzeption der Serie trotzt. Die Väter dieser Idee waren die französischen Comic-Künstler Lewis Trondheim und Joann Sfar und ihr Titel lautete Donjon. Im Hause Reprodukt erschien nun mit Donjon 6: „Der verlorene Sohn“ der neuste Spross in der Donjon-Familie.

Criminal 3 – Grabgesang

Es ist ja längst kein Geheimnis mehr, dass Ed Brubaker verdammt gute Crime-Storys schreiben kann. Das beweist er nicht nur momentan durch seine auf Deutsch erscheinende Wildstorm-Serie Sleeper (bei Cross Cult), sondern auch durch die bei Panini veröffentlichte Reihe Criminal, für die der der Autor abgeschlossene Kriminalgeschichten mit wechselnden Protagonisten konzipiert. Der jetzt vorgelegte dritte Band „Grabgesang“ beinhaltet drei Kurzgeschichten, die zwar jede für sich stehen, sich aber doch überschneiden, denn einige Personen tauchen auch in den anderen Erzählungen wieder auf. Der besondere Clou ist, dass sich alle drei Episoden im Nachhinein perfekt ergänzen und man als Leser bestimmte Geschehnisse chronologisch einordnen kann, weil sich manche Beziehungen und Hintergründe erst später offenbaren, wenn man mehrere Blickwinkel kennenlernt und sich Handlungsfäden überschneiden. Ein wahres Glanzstück ist Brubaker damit geglückt, ist dieser Band, der in den 70ern spielt und die Geschichte von einem Boxer, einem Kriegsveteran und einer Femme Fatale enthält, nicht nur unheimlich gut und spannend geschrieben, sondern auch der beste der Serie bislang. Zeichner Sean Phillips ist natürlich der perfekte Partner für derart düstere und …

Wäscher – Pionier der Comics

Hansrudi Wäscher kommt in hohem Alter zu seinen Ehren. Für sein Lebenswerk erhielt er letztes Jahr einen Max-und-Moritz-Preis und dieses Jahr mit mittlerweile 81 Jahren den PENG!-Preis auf dem Comicfestival München; beide nahm er persönlich entgegen. Aus Anlass der letzteren Auszeichnung hatte Festivalleiter Gerhard Schlegel 42 der momentan erfolgreichsten deutschsprachigen Zeichner versammelt, um dem „Pionier der Comics“ in Deutschland Tribut zu zollen. Der Katalog zur Ausstellung enthält neben den Exponaten Vorworte von Gerhard Schlegel und Gerhard Förster (Wäschers Laudator beim PENG!) sowie ein Nachwort von Wäschers neuem Verleger Hartmut Becker. Seine vielen großen Momente hat dieser Katalog, wenn sich die Zeichner von liebevoll über verspielt bis neckisch mit Wäschers Werk auseinandersetzen, seine Figuren neu interpretieren oder aber auf die Bedeutung eingehen, die seine Comics damals für die Kinder hatten. Dies führt jeweils zu sehr schönen und abwechslungsreichen Beiträgen. Des öfteren wurde auch das Konterfei oder gar komplett der Geehrte selber in die Zeichnungen eingebaut. Allerdings irritierten mich einige wenige Beiträge, die auf mich entweder uninspiriert oder für eine Hommage unpassend erschienen. Ein insgesamt aber wunderbares, …

Paradise

 Im Splitter-Verlag macht man sich seit kurzem auch abseits des bewährten Programmes Gedanken und veröffentlicht jetzt auch abgeschlossene Serien im verkleinerten Format als sogenannte „Splitter-Books“ mit Hardcover und Schutzumschlag. Ob Zufall oder gewollt, das Vorhaben kommt einem doch bekannt vor, denn vermehrt setzen auch andere Verlage wie Ehapa mit den „All-in-one“-Editionen, Carlsen mit ihrer „Graphic Novel“-Abteilung oder aber auch Cross Cult auf abgeschlossene Einzelbände oder Gesamtausgaben kurzer Reihen in einem einzigen Band. Man wird abwarten müssen, ob auch diese Zweitschiene neben dem sehr gut etablierten Albenprogramm für Splitter zum Erfolg wird. Eine der ersten dieser Books heißt Paradise und ist eine ursprünglich vierteilige, französische Comicserie.

 

Die Legende vom Changeling 1

 Mit dem englischen Wort „Changeling“ bezeichnet die europäische Mythologie ein sogenanntes Wechselbalg, ein Baby also, das den Eltern ohne deren Wissen untergeschoben wird, während Elfen oder Geister das eigentliche Kind rauben. Ein solcher Changeling ist auch der kleine Peter Jobson, auch Scrubby genannt, von dem Pierre Dubois und Xavier Fourquemin in ihrem Comic erzählen.

Der kleine Christian

 Gleich mit zwei bemerkenswerten Bänden stürmt der französische Künstler Blutch (alias Christian Hincker) parallel die deutsche Comiclandschaft. Auffallend dabei ist die inhaltliche Annäherung von Blutchs Figuren zu seiner eigenen Biografie. So präsentiert sich in Blotch – Der König von Paris (erschienen im Avant-Verlag) ein überzeichnetes Alter Ego  des Franzosen, in Der kleine Christian, das bei Reprodukt erschien, finden Anekdoten aus Blutchs Vergangenheit ihren Platz.

DC Premium 60: Joker

Es ist ja in Zeiten, da Comicverfilmungen boomen, keine Seltenheit, dass etablierte Figuren quasi ein Neudesign erhalten und sich auch im Comic der Kinoversion anpassen. Meistens beschränkt sich dies jedoch auf das Äußere – man denke an die X-Men in schwarzen Latexkostümen oder den neuen Dr. Octopus ohne Topfschnittfrisur. Und meist wird solch eine Änderung auch schnell wieder rückgängig gemacht und das altbewährte Design kehrt schleichend zurück. Im Falle von Brian Azzarellos und Lee Bermejos Comic mit dem schlichten Titel Joker, für das der Erzfeind Batmans das aus The Dark Knight bekannte Aussehen erstmalig auch in Comicform verpasst bekommt, fragt man sich eher: Warum hat man im Comic nicht schon immer auch diesen Joker verwendet? Denn Azzarello gelingt es tatsächlich, den Wahnsinn des psychopathischen Verbrechers so in seine Geschichte zu transportieren, wie ihn Heath Ledger im Kino verkörpert hat. Die Story kommt fast komplett ohne Batman aus. Aus der Perspektive von Jokers neuestem Handlanger wird erzählt, wie der aus Arkham entlassene Clown sich seine Stadt zurückerobern will. Gestik, Mimik, die ganze unberechenbare Irrationalität der Figur …

100% Marvel 40: Die Zwölf 1

So muss eine gut erzählte Superheldenstory sein. J.M. Straczynski (Rising Stars, Thor) und Chris Weston (The Invisibles, The Filth) erwecken eine Gruppe von zwölf Superhelden des Golden Age erneut zum Leben und das gleich im wahrsten Sinne des Wortes, denn die unbekannten Kostümträger wurden von Nazis während des Zweiten Weltkrieges tiefgefroren und jetzt, 60 Jahre später werden sie von der US-Regierung aufgetaut und erneut in den Kampf um ihr Vaterland geschickt. Dass hierfür frische, unverbrauchte, teils skurrile Charaktere zu Tage gefördert wurden, tut dem Zwölfteiler, dessen erste Hälfte in diesem Band abgedruckt ist, durchaus gut, denn die Erforschung der einzelnen Gruppenmitglieder, ihrer Psychosen, Einstellungen und Hintergründe macht einfach Spaß und wird einem von Straczynski eindrucksvoll nähergebracht. Zudem zeichnen sich Westons Bilder sowohl durch Detailtreue als auch durch einen nostalgischen Charme aus. Alles in allem ein Zweiteiler, der aus der aktuellen Marvelschiene herausragt. Auf die Fortsetzung wird man allerdings noch warten müssen, da die Serie in den USA nach dem neunten Heft für unbestimmte Zeit pausieren musste. 100% Marvel 40: Die Zwölf 1 Panini Comics, Februar …

Comicgate gewinnt ICOM Independent-Comic-Preis

 Eine freudige Nachricht! Am Samstag wurde auf dem Münchner Comicfestival zum 16. Mal der ICOM Independent-Comic-Preis verliehen, der vom Interessenverband Comics vergeben wird. Wir hatten bei der Jury wie in den Vorjahren auch das aktuelle Comicgate-Magazin eingereicht und gewannen mit der dritten Ausgabe den Preis in der Kategorie Sonderpreis der Jury für eine besondere Leistung oder Publikation. Zitat: „[…] den Sonderpreis erhält Comicgate in erster Linie für seine Nachwuchsförderung.“
Wir sind überrascht, stolz und glücklich über diesen Preis, den wir auch als Anerkennung für die mittlerweile neunjährige Existenz unseres Online-Magazins verstehen und als Ansporn, dieses fortzusetzen. Vielen Dank – insbesondere an unsere Redakteure und alle teilnehmenden Künstler im Print und Web, ohne die wir die Comicgate-Magazine und die Website nicht mit Leben füllen könnten!

Hier die Laudatio der Jury im Wortlaut: