American Vampire 1 (US)
Und wieder was mit Vampiren, höre ich schon mindestens die Hälfte der (männlichen) Leserschaft seufzen. So lange es nicht albern ist, soll's mir recht sein, sag ich. Autor Scott Snyder wird nicht müde zu betonen, dass es in seiner Serie, die vor zwei Wochen in den USA startete, keine im Sonnenlicht glitzernden Vampire à la Twilight geben wird. Stattdessen soll es wohl düster und sehr ruppig zugehen, wie Zeichner Rafael Albuquerque im Interview bei CBR erläutert. Interessant sind seine Ausführungen zum Zeichenstil, denn er und Kolorist Dave McCaig setzen die ersten zwei Storybögen, die auf sechs Hefte ausgelegt sind und parallel in einer Ausgabe laufen, unterschiedlich um: Die eine Geschichte spielt in den Zwanzigern, wird von Snyder geschrieben und hat die Schauspielerin Pearl zum Thema, die sich abrackert, aber an die falschen Leute gerät, während die zweite 45 Jahre davor im Wilden Westen angesiedelt ist und den Protagonisten Skinner Sweet einführt, der nach einem Überfall geschnappt worden ist und nun im Zug unterwegs zu seiner Gerichtsverhandlung/Hinrichtung ist. Dieser tauchte bereits auf den Seiten der vorherigen …

Das Cover gibt das Programm vor: oben ein grimmiger, behelmter Kopf und unten eine Kutsche in wilder Fahrt durch einen Canyon. Dort ein Zwerg und hier eine Westernkulisse. Beim Lesen entpuppt sich der Band auch als eine Mischung der zwei Filme Herr der Ringe und Zwei glorreiche Halunken. Aus Herr der Ringe ist die äußerliche Ahnlehnung des Zwerges an seinen „Kollegen“ Gimli und der klassische Western von Sergio Leone mit Clint Eastwood wird nicht nur auf den Handlungsebenen zitiert, sondern auch in den Dialogen.
Singularity 7 war, wenn ich das richtig verstanden habe, Ben Templesmiths Debut als Autor und Zeichner eines eigenen Comics. Und es ist, ähnlich wie auch seine spätere Serie Wormwood, die Gentleman-Leiche, ein Beleg dafür, warum bestimmte Zeichner schlicht besser funktionieren, wenn sie mit einem fähigen Autor zusammenarbeiten. (Was leider auch fast zwei Jahrzehnte nach der „Image-Revolution“ immer wieder erwähnt werden muss.)
Diesen Frühling öffnet der Reprodukt Verlag wieder einmal die Tore des Donjon und lädt deutsche Leser zu den Abenteuern der diversen Zeitstränge von Joann Sfars und Lewis Trondheims Fantasiewelt ein. Leider ist der Ausflug in die Vergangenheit des Donjons mit Der Letzte Ritter keine erzählerische Perle, sondern eher eine Murmel.
Die Steinzeitära bildet auch im Bereich der Unterhaltungsindustrie eine steinzeitliche Wüste. Dieser geschichtliche Abschnitt ist sträflich vernachlässigt worden und diente höchstens mal als Kulisse für einige Zeitreiseepisoden verschiedenster Auswüchse. Als Hintergrund einer eigenständigen Erzählung diente die Steinzeit nur selten, wie z.B. in dem Film Am Anfang war das Feuer oder, im weiteren Sinne, in 10.000 B.C. Im Bereich der Literatur ist vielleicht Ayla die bekannteste Adaption. Angesichts dieser wenigen Erzeugnisse kann man Emmanuel Roudier eigentlich nicht genug dafür loben, die Steinzeit als historischen Hintergrund zu verwenden und obendrein den weithin unterschätzten Neandertaler als Helden zu etablieren.
Zum 90. Geburtstag von Ray Bradbury inszeniert Tim Hamilton (u.a. MAD, DC Comics, Dark Horse Comics) die dystopische Vision Fahrenheit 451 als Crime-Noir-Adaption. Der Roman ist längst nicht mehr nur ein Science-Fiction Klassiker, sondern hat sich in die Annalen der Literaturgeschichte eingeschrieben. Ein Grund mehr, die Geschichte über eine nicht allzu ferne Zukunft, in der die Menschen sich von den Büchern losgesagt haben, zu adaptieren. Was ist aber nun besser? Das Buch, der Film (François Truffaut, 1966) oder die 2010 beim Eichborn Verlag erschienene Graphic Novel? Jeder Anhänger des jeweiligen Mediums wird natürlich auf seine Version pochen und unnachgiebig nach Schwachstellen in den jeweils anderen Medien suchen. Diese und andere Gedanken zum Comic haben sich Marco Behringer und Daniel Wüllner in Form einer Dialogrezension gemacht.
Die Prämisse von Secret Invasion hat wirklich etwas: Heimlich, still und leise unterwanderten außerirdische Gestaltwandler aus dem Volk der Skrulls über einen längeren Zeitraum die irdische Heldengemeinschaft und den Geheimdienst SHIELD, um den Weg zu bereiten für die endgültige Unterjochung des blauen Planeten mit seinen ewig renitenten Bewohnern.
Der Klappentext spricht vollmundig von „einem der großen Meisterwerke der Comic-Geschichte“, das nun knapp 40 Jahre nach der Erstveröffentlichung in Japan erstmals auf Deutsch erscheint. Kein Zweifel, Autor und Zeichner Osamu Tezuka gehört zu den ganz großen Comickünstlern der Welt und es ist höchste Zeit, dass seine Werke jenseits von Astro Boy endlich auch bei uns zugänglich werden. Der Carlsen Verlag machte vor wenigen Jahren mit Tezukas Hitler-Parabel Adolf den Anfang und legt nun mit dem Dreiteiler Kirihito nach. Der Manga um eine geheimnisvolle Krankheit, die Menschen zu hundeähnlichen Gestalten mutieren lässt, ist ein vielschichtiger Thriller mit unzähligen visuellen Einfällen, dem man sein Alter kaum ansieht. Ohne Frage ein lesenswerter Comic, aber ein „großes Meisterwerk“? Eher nicht.