Alle Artikel in: Kurzrezensionen

Sky Doll Lacrima Christi Collection

Dieses Album ist nach der Spaceship Collection bereits der zweite Band mit Kurzgeschichten aus dem Sky Doll-Universum von Alessandro Barbucci und Barbara Canepa. Wie beim Vorgänger handelt es sich auch hier um sechs Kurzgeschichten von jeweils acht Seiten Länge, geschrieben von den beiden Sky-Doll-Schöpfern und gezeichnet von hochkarätigen Zeichnern aus fünf verschiedenen Ländern (darunter u.a. der Chinese Benjamin, der Serbe Gradimir Smudja und der Franzose Mikael Borgouin). Im Mittelpunkt aller Geschichten stehen diesmal die beiden Päpstinnen Ludowika und Agape, die in der eigentlichen Serie einen erbitterten Konkurrenzkampf austragen. Die kurzen Episoden sind inhaltlich zum Teil ziemlich krude und verwirrend – selbst wenn man mit Sky Doll vertraut ist, blickt man manchmal nur schwer durch. Wer die Hauptserie dagegen nicht kennt, wird vermutlich erst recht keine Chance haben, diese Stories zu verstehen. Rein äußerlich sind die Beiträge eine Augenweide. Der spezielle Sky Doll-Mix aus religiöser Ikonographie, futuristischer Science-Fiction und einer großen Portion Erotik scheint für die beteiligten Zeichner sehr anregend zu sein. Die Lacrima Christi Collection bietet pures Eye Candy, nicht nur in den Kurzgeschichten, sondern …

Dick Boss

Damit der Output an Publikationen von Nicolas Mahler nicht nachlässt, müssen stets auch neue Konzepte herhalten und die entsprechenden Ergebnisse dieser Einfälle unters Volk gebracht werden. Im vorliegenden Fall bedient  Mahler erneut (nach Längen und Kürzen) die Schnittstelle zwischen Comic und klassischer Literatur und beweist sich als einfallsreicher Grenzgänger. Nicht mehr als 16 Seiten braucht es dazu. Diese 16 ganzseitigen Zeichnungen dienen als Grundlage für einen Kurzkrimi, der variabel anzuorden ist. Mahler selbst betextet seine Ursprungsanordnung der Bilder und erzählt eine klassische Story um den Detektiv Dick Boss (eine Hommage an die Comicfigur Dick Bos, die von Alfred Mazure ab den 40ern in Holland populär  gemacht wurde). Die folgenden Seiten sind gefüllt mit weiteren Geschichten, in welchen die 16 Bilder von insgesamt zwölf Autoren dann jeweils individuell neu angeordnet und mit eigenen Texten versehen wurden. Diese Arrangements basieren oft auf völlig neuen Ansätzen und verwirklichen bizarre Einfälle, abseits des eigentlichen Detektivthemas rund um Ermittlung, Schießerei und femmes fatales. Und das funktioniert hervorragend. Zugegeben, anfänglich war ich noch skeptisch, ob es wirklich interessant sein könnte, die …

Ritter des verlorenen Landes 2 – Der Guinea Lord

Im ersten Band des neuen Zyklus um das verlorene Land griff der fleißige Autor Jean Dufaux auf die irische Mythologie zurück, nun werden die Horrorelemente deutlich erhöht. Der Aspekt der Christianisierung wird etwas zurückgenommen, indem sich die Anführer der Ritter nicht scheuen, einen Dämonen zu beschwören. Waren im Vorgänger „Morrigan“ schon gängige Elemente der Gothic Literature wie Ruinen, Sümpfe, Nebel, Adlige, böse Omen, verführerische Frauen, Friedhöfe, Gewitter, Totenschädel und tapfere Helden vorhanden, so werden diese in „Der Guinea Lord“ weitergetrieben. Der Horror wird stärker und härter, es gibt einige sehr blutige Szenen und zahlreiche Monster. Dass sich Elemente aus Geschichte, Fantasy, Mythologie und Horror nicht ausschließen, zeigt das Beispiel der Hexe (in diesem Comic die Morrigan): Aus der Historie kennt man die Hexenverbrennungen, in der Fantasy kommt sie auch häufig vor (nicht nur in Märchen, sondern auch bei Conan der Barbar), in der Mythologie sei Circe aus der Odyssee erwähnt und aus dem Horrorgenre ist sie gar nicht mehr wegzudenken. So gerät der Mix nie zum Selbstzweck, sondern die Elemente vermischen sich zu einem stimmungsvollen …

Angor 1 – Flucht

Wenn jemand oder etwas als „nett“ bezeichnet wird, kann dies mitunter synonym stehen für „mittelmäßig“ und „unoriginell“. Es kann aber auch „sympathisch“ und „ansprechend“ bedeuten. Was der auf Fantasystoffe abonnierte Autor Jean-Charles Gaudin (Marlysa, Die Seuche) und Newcomerkünstler Dimitri Armand mit dem ersten Band ihrer Serie Angor abliefern, ist nett – und zwar im Sinne von beiden obigen Bedeutungskategorien. Die Hauptfiguren, drei Jugendliche, die gegen ihre von Kasten bestimmte Zwei-Klassen-Gesellschaft rebellieren, sind grundsympathische Identifikationsfiguren. Der Plot um ihre Flucht aus der abgeschotteten Heimat und ein geheimnisvolles Medaillon, das ihnen dabei in die Hände fällt, liest sich im vorliegenden ersten Band der Serie recht unoriginell, ist aber durchweg sauber erzählt. Die Zeichnungen sind eine ansprechende Mischung aus modernem frankobelgischen Stil und leichten US-Einflüssen mit kleinem Punktabzug für manche steife Gesichtsmimik. Alles in allem ergibt das schnörkellose, wenn auch nicht besonders einfallsreiche Fantasyunterhaltung mit ordentlichen Schauwerten. Auf jeden Fall nett genug, um auch den zweiten Band lesen zu wollen. Und wer einen jugendlichen Leser gerne einmal mit einem frankobelgischen Comic beglücken will – Angor eignet sich in …

Roland, Ritter Ungestüm 2

Teil 2 der Gesamtausgabe von Roland, Ritter Ungestüm liegt vor und präsentiert erneut drei Originalalben in einem Band. Nachdem ihm von König Artus das Lehen Rotteck entzogen wurde (siehe Band 1), stürzt sich Roland nun in Abenteuer fern der Heimat: In „Das Nebelhorn“ kämpft er Seite an Seite mit einem Wikinger gegen die übermächtige Priesterin Elli. In „Die heilige Harfe“ ergreift Roland Partei für Iren, die von nordischen Besatzern terrorisiert werden. Und „Das Geheimnis des König Artus“ verwickelt den Titelhelden nach seiner Rückkehr schließlich in ein intrigantes Spiel rund um eine Doppelgängerin seiner angebeteten Gwendoline. Erneut sorgt François Craenhals für 160 Seiten pure Unterhaltung. Das raue Papier dieser Gesamtausgabe tut dem feinen Strich des Belgiers und dem mittelalterlichen Ambiente wirklich gut. Inhaltlich wirken die drei Geschichten in diesem Band noch sicherer in ihrer Ausführung, zeichnerisch bewegen sie sich ohnehin auf einem überdruchschnittlichen Niveau. Man merkt, dass Craenhals zwar für sich stehende Einzelabenteuer konzipierte, Rolands Abenteuer sich jedoch in einem  kohärenten Rahmen bewegen. Auch deshab lesen sich die Erzählungen so spannend. Dank der Gesamtausgabe darf man ja …

Der Zombie Survival Guide – Dokumentierte Angriffe

Max Brooks hat mit den Büchern Zombie Survival Guide und World War Z (dt. Wer länger lebt, ist später tot) vor einigen Jahren zwei große Würfe im Zombiebereich getätigt. Der Clou daran war ihr Daherkommen als Sachbuch – das erste als Überlebenshelferlein, das zweite als Sammlung von Interviews mit Betroffenen. Im Zombie Survival Guide gibt es ein Kapitel, das „bewiesene“ Zombieangriffe auflistet. Diese Sammlung ist nun die grafische Umsetzung zwölf dieser Angriffe, von 30.000 vor Christus bis 1992. Der Charakter einer Dokumentation wurde dabei strikt beibehalten. Die unterschiedlich langen Beiträge haben oft keine Pointe, erzählen keine packenden Geschichten, die nun mal oft von der Übertreibung und Fiktion leben. Es sind einfach „Fakten“, die Beispiele von „echten“ Zombiebegegnungen geben, die bis weit in die Geschichte der Menschheit zurückreichen und bei denen die Menschen mal die Konfrontation überleben, mal nicht. Wegen der kurzen Beiträge und der dadurch kaum möglichen Charakterisierung ist einem das Schicksal der Figuren aber herzlich egal. Dazu kommt noch die geringe Textmenge, die diesen Band rasch durchlesen lässt. Ergötzen können sich Zombiefans wenn nicht …

Die lange Nacht von Saint Germain des Prés

Über mehrere Alben hinweg war es dem französischen Künstler Jacques Tardi vorbehalten, die Romane über die Fälle des Privatdetektives Nestor Burma (geschrieben von Léo Malet) als Comic zu adaptieren. Mittlerweile hat Tardi den Zeichenstift an Emmanuelle Moynot weitergereicht, von dem in Frankreich bislang drei Werke vorliegen. Das erste davon in deutscher Übersetzung fand jetzt Platz in der jüngst geschaffenen Noir-Reihe von Schreiber & Leser. Dabei wird man den kreativen Wechsel beim Reinblättern in „Die lange Nacht von Saint Germain des Prés“ vielleicht gar nicht sofort bemerken. Moynot hält inhaltlich nicht nur an der Romanvorlage Malets fest, sondern kopiert Tardis Zeichenstil nahezu perfekt. Offenbar ist das auch ein erwünschter Aspekt, wird doch bereits auf dem Cover auf Tardis ursprüngliche Figurenentwürfe hingewiesen. So schlendert auch im neuesten Comicband Nestor Burma mit Pfeife durch ein Viertel von Paris (diesmal ermittelt er im 6. Arrondissement Saint Germain des Prés), stolpert über Leichen, trifft sich mit Informanten und klärt ein Verbrechen auf. Ein klassischer Kriminalfall also, der sich auch im Kleinformat recht spannend liest und Jacques Tardis Arbeit gelungen fortführt. …

Batman – Was wurde aus dem Dunklen Ritter?

Batman ist tot, lang lebe Batman! Mit dem Sammelband Batman – Was wurde aus dem Dunklen Ritter? schlägt Panini zwei Fliegen mit einer Klappe. Primo: Die erste Episode im Band ist zugleich die längste. Auf 60 Seiten breitet sich da Batman: Whatever Happened to the Caped Crusader? aus, eine Zäsur im Batman-Universum; das US-Original erschien im April 2009, die Beerdigung des Fledermaus-Helden, stilecht mit Kostüm und Sarg auf einer Doppelseite. Ähnliches kannte man bereits von Superman, wohl wissend, dass zugkräftige Flagschiffe der Verlage niemals wirklich sterben, sondern immer wieder aus der Asche neugeboren werden. Kubert zeichnet wie ein junger Gott, und Gaiman hebt an zu einer reflektierten, metaphysischen Betrachtung, ohne den Leser allzu sehr mit Prügeleien oder anderen banalen Ereignissen zu belästigen. Manch einem könnte das zu abgehoben sein. Secundo: Der Sammelband enthält noch vier weitere, wesentlich kürzere und ältere Batman-Stories von Gaiman, A Black and White World (1996), Pavane (1989), Original Sins (1989), When is a Door not a Door? (1989), alle ganz gut zu lesen, alle mehr als gewalttätige Ereignisketten, sondern oft interessante …

Prince of Persia – Vor dem Sandsturm

Im Zuge der Verfilmung des Videospielklassikers Prince of Persia erschien unlängst der begleitende Comicband „Vor dem Sandsturm“, der laut Cover die Vorgeschichte zum Kino-Hit enthalten soll (was so viel bedeutet wie: irgendwas zwischen „wichtige Ergänzung“ und „billige Abzocke“). Zudem ist der Comic logischerweise ein Disney-Produkt; und zwar eines, das mit der Beteiligung von Spawn-Schöpfer Todd McFarlane wirbt. Grund genug also, dieser Publikation eine Chance zu geben und unvoreingenommen an die Sache zu gehen (dazu muss ich sagen, dass ich den Film bislang noch nicht kenne). Ungewöhnlich ist der Comic sicherlich deswegen, weil die eigentliche Hauptfigur, der von Jake Gyllenhall verkörperte Dastan – Prinz von Persien -, nicht sonderlich oft auftaucht. Eingeteilt in kurzen Episoden, die aus der Sicht alter Weggefährten oder ehemaliger Bekanntschaften Dastans geschildert werden, hangelt sich der Hauptplot nur sehr müde voran. Von einer wirklichen Vorgeschichte würde ich in diesem Zusammenhang jedenfalls nicht sprechen, auch wenn der Sand der Zeit thematisiert wird. Die Arbeit von Todd McFarlane beschränkt sich gerade mal auf eine lustlos wirkende Coverzeichnung. „Vor dem Sandsturm“ beinhaltet ein paar seichte …

Buddy Longway 20 – Legende

Der Start des Western-Epos Buddy Longway liegt nun mittlerweile gut 30 Jahre zurück (Band 1 erschien 1981 bei Carlsen). Die Geschichte um einen Trapper in den Rocky Mountains, der sich in eine Squaw verliebt, findet im 20. Album schließlich seinen Abschluss. Ein von vornherein geplantes Ende, wie Derib selbst sagt. Und in eben jenem wird nochmal die ganze Gefühlspalette bedient. In der Tat halten sich im Finale schöne und traurige Momente die Waage, zusätzlich sorgt ein mit rohen Bleistftilinien gezeichneter und durch seichte Aquarellfarben unterlegter Epilog  dafür, dass der große Zyklus um Buddy Longway als runde Sache erscheint. Ein großes Lob gebührt den Jungs von Finix Comics, dem als vierter deutscher Verlag im Bunde die Ehre zuteil wurde, die Erzählung über die Jahre hinweg fortzusetzen. Neben dem überraschenden Finale, das wohl nicht jedem langjährigen Leser gefallen wird, lassen sich im Extrateil des Hardcoverbandes noch weitere Highlights entdecken: Sowohl ein mehrseitiges Portrait des verantwortlichen Künstlers Derib als auch ein Interview mit diesem findet man im Anhang. Da spürt man einfach den redaktionellen Aufwand für eine Serie, …