Im ersten Band des neuen Zyklus um das verlorene Land griff der fleißige Autor Jean Dufaux auf die irische Mythologie zurück, nun werden die Horrorelemente deutlich erhöht. Der Aspekt der Christianisierung wird etwas zurückgenommen, indem sich die Anführer der Ritter nicht scheuen, einen Dämonen zu beschwören.
Waren im Vorgänger “Morrigan“ schon gängige Elemente der Gothic Literature wie Ruinen, Sümpfe, Nebel, Adlige, böse Omen, verführerische Frauen, Friedhöfe, Gewitter, Totenschädel und tapfere Helden vorhanden, so werden diese in „Der Guinea Lord“ weitergetrieben. Der Horror wird stärker und härter, es gibt einige sehr blutige Szenen und zahlreiche Monster. Dass sich Elemente aus Geschichte, Fantasy, Mythologie und Horror nicht ausschließen, zeigt das Beispiel der Hexe (in diesem Comic die Morrigan): Aus der Historie kennt man die Hexenverbrennungen, in der Fantasy kommt sie auch häufig vor (nicht nur in Märchen, sondern auch bei Conan der Barbar), in der Mythologie sei Circe aus der Odyssee erwähnt und aus dem Horrorgenre ist sie gar nicht mehr wegzudenken. So gerät der Mix nie zum Selbstzweck, sondern die Elemente vermischen sich zu einem stimmungsvollen Ganzen.
Man kann „Der Guinea Lord“ auch gut lesen, ohne den vorherigen Band zu kennen. Die größte Verbindung der Alben besteht in demselben Personal. Eine kurze Liebesgeschichte bereichert nicht nur die Charaktere, sondern könnte auch als Verknüpfung zum angekündigten dritten Band dienen.
Phillipe Delabys Zeichnungen sind dynamisch, detailreich und vermögen es, wirklich jeder Person einen individuellen Charakter zu geben. In ihrer naturalistischen Art versetzen sie den Leser in die Zeit und in die Handlung und lassen ihn nicht mehr los. Bleibt nur eine Frage offen: Was hat es mit dem Guinea Lord auf sich? Und was hat sein Name zu bedeuten? Im Englischen steht „Guinea“ für die gleichnamige Münze, und mit dem Suffix „-pig“ für Meerschweinchen. Ist der Bösewicht also ein Meerlordchen? Ein Grund mehr, auf den dritten Band gespannt zu sein.
Ritter des verlorenen Landes 2 – Der Guinea Lord
Splitter Verlag, August 2010
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80 Euro