Monate: Februar 2010

Witchblade 1 und Darkness 1

 Nachdem über ein Jahr lang kein Lebenszeichen vom Infinity-Verlag zu vernehmen war, konnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis lukrative Lizenzen zu einem anderen deutschen Verlag abwandern würden. Die Rechte an den Titeln des US-Verlages Top Cow gingen an Panini, die ihr Programm damit um eine weitere Sparte ausbauen konnten und nach längerer Abstinenz zuerst einmal neue Comics der Flaggschiffe des US-Labels, Witchblade und The Darkness, weiterführen. Im gleichen Zuge hält für die beiden nahtlos fortgesetzten Reihen das Paperbackformat Einzug, das viele Leser schon viel früher auch von Infinity erwartet, sich zum Teil auch gewünscht haben.

Sukkubus 1 – Camilla

 Diese Dame verwirrt einem wirklich die Sinne. Sieht man das schön gestaltete Cover mit einer verführerischen Frau und dem Titel Sukkubus, geht man von einer erotisch gestalteten Mysteryserie aus. Ein „Sukkubus“ ist schließlich ein weiblicher Dämon, der durch sexuelle Verführung die Seelen von Männern einfängt. Das ist in diesem Comic aber nicht der Fall. Stattdessen liegt ein ziemlich verwirrender Historiencomic vor, der sich einem nicht so schnell erschließt. Jedenfalls könnte der Leser auch eine Eule als Vogel der Weisheit, der in dem Album häufig vorkommt, gebrauchen.

Hack/Slash 4 – Blutige Balladen

Es ist nicht zu übersehen, das Team um Tim Seeley (Text) und Emily Stone (Zeichnungen) hat sich spätestens nach dem jetzt vorliegenden vierten Sammelband so richtig eingespielt. Garniert wird ihr Comedy-/Horror-Mix immer wieder durch überraschende Gastzeichner und schräge Einfälle. Hack/Slash ist sicherlich weder die anspruchsvollste Comicserie auf dem deutschen Markt noch die optisch bestechendste, trotzdem bewegen sich die meist kurzen Stories mittlerweile auf einem soliden Qualitätsniveau. Irgendwo zwischen Buffy und Emily the Strange angesiedelt metzelt sich die junge Cassie Hack durch die Horden untoter Slasher; die einzelnen Fälle verlaufen oftmals nach einem simplen Monster-of-the-week-Prinzip, was aber wenig stört, wenn Tim Seeley das eigene Konzept, wie in diesem Band auch wieder zu sehen, selbst mit einem Augenzwinkern auf die Schippe nimmt. Zwischen lesbischen Spielchen und der unverhohlenen Referenz an He-Man baut er mal eben eine rührende (und blutige) Liebesgeschichte ein, die zeichnerisch im Stile der cartoonigen Archie-Comics gehalten ist. Und das sind dann die Punkte, die Hack/Slash schließlich abheben. Das Monsterjagen war selten unterhaltsamer, „Blutige Balladen“ bildet da konsequenterweise keine Ausnahme. Hack/Slash 4 – Blutige Balladen …

Animal’z

 Die Klimakatastrophe kommt vermehrt auch in der Welt der Sprechblasen und Panels an. Nun ist bei Ehapa Comic Collection das neue Werk Animal’z von Enki Bilal erschienen. Und dessen Szenario ist unmittelbar nach einem verheerenden Klimakollaps, der die Erde in ein ökologisches Desaster gestürzt hat, angelegt. Das ist aber nur der Rahmen, den Bilal mit seinem – buchstäblich – fantastischen Genre-Mix aus Science-Fiction, Dystopie und Western ausfüllt. So vereint er in seiner Person Moebius und Jean Giraud. Oder anders ausgedrückt: Animal’z ist eine Kreuzung aus dem Western Blueberry und den Science-Fiction-Klassikern Die hermetische Garage und Arzach.

Jonah Hex 1 – Zeit zu sterben

Jonah Hex ist ein Muss für jeden Western-Fan. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Das Cover von Tim Bradstreet sieht schon einmal klasse aus. Und fix durchgeblättert: Ja, alles ist da! Rauchende Colts und Falschspieler, Indianer und Explosionen. Die Zeichnungen im Innenteil sehen irgendwie ganz okay aus, die Kolorierung ist durchschnittlicher Mist, aber egal, das kann in den USA eh kaum einer, warum also bei Jonah Hex damit anfangen? Portemonnaie raus, eine Handvoll Dollars für den Comickeeper – und rein ins Regal damit! Lesen sollte man das Ding aber besser nicht. Sicherlich, Jonah Hex gibt es schon seit den Siebzigern, eine durch und durch tragische Gestalt, ein einsamer Revolverheld, dessen linke Gesichtshälfte wie Frikassee aussieht. Und auch innerlich wurde der sympathische Unsympath durch den Wolf gedreht. Ein Kopfgeldjäger, ein brutaler Herumtreiber, woah! Ja, das ist cool, das macht Kasse. Zumal bald der Kinofilm  auf der Matte steht. Im Juni 2010 soll es soweit sein. Es ist natürlich keinem Verlag – weder Panini noch DC – zu verübeln, im Fahrwasser eines solchen Leinwandspektakels noch ein paar …

Cosa Nostra 4 – Die Hetzjagd

 In der Comicadaption der Geschichte der Cosa Nostra Amerikas der Zwanziger und Dreißiger Jahre wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. 1931: Lucky Luciano hat es geschafft. Er ist jetzt einer der mächtigsten Männer New Yorks. Nicht nur hat er seine Konkurrenten ausgeschaltet, er ist auch in der Riege der Bosse respektiert. Seine Ratschläge, um anderen aus Problemen herauszuhelfen und somit Verbündete zu gewinnen, sind dort durchwegs willkommen. Nach der Ermordung eines einflussreichen Konkurrenten ist er in die hohen Ränge der Cosa Nostra aufgestiegen und beginnt seinen Einflussbereich auszudehnen. Das verschafft ihm allerdings mit dem Boss der Bosse, Maranzano, einen gefährlichen Gegner. 

Solomon Kane – Schloss des Teufels

 Graphic Novels hier, Graphic Novels da. Die deutsche Comicbranche scheint ihre persönliche Messlatte allein nach diesen anspruchsvollen Comics für junge Erwachsene ausgerichtet zu haben. Obwohl dies natürlich nicht gesagt wird, so wird doch impliziert, dass alle restlichen Comics Trivialliteratur sind – kurz, sie sind Schund. Doch die Historie der Comics und ihrer Vorväter ist nur so gepflastert von diesem herrlichen Schund, der uns für ein paar Minuten die realitätsnahen Autobiografien und Comicreportagen vergessen lässt. Bestes Beispiel dafür ist der gerade bei Panini erschienene Comic Solomon Kane: Schloss des Teufels. Die Comicadaption von einem Meister des Schunds, Robert E. Howard, Schöpfer von Conan, gibt uns zwar nichts Tiefgründiges, dafür aber Lesefreude und jede Menge Trash.

Marvel Zombies Collection

 Wenn sich im Weltall zwei Superhelden, der eine ohne Beine und der andere ohne Schädeldecke, über die Gesangskünste des ersteren unterhalten, dann befindet man sich mit großer Sicherheit im Marvel-Universum. Dann muss man schon ein echter Marvel-Zombie sein, ein bekennender Fan des Hauses der Ideen, um den entsprechenden Comic nicht aus der Hand zu legen. Doch wenn man mit diesen Helden genauso vertraut ist, wie Autor Robert Kirkman (The Walking Dead), dann wird man sich nicht nur über den Sammelband Marvel Zombies Collection freuen, sondern den parodistischen Zombies sein Herz schenken, und dazu seine Gedärme, sein Hirn und seine abgetrennten Gliedmaßen.

Comicgate anderswo im Netz

Ein bisschen klammheimlich haben wir uns neben Twitter in einem weiteren Kuschelnetzwerk niedergelassen. Seit ein paar Wochen sind wir mit einer Seite bei Facebook vertreten, von der man als Facebook-Mitglied Fan werden kann: facebook.com/Comicgate Während wir bei Twitter meistens Links und Neuigkeiten aus der Welt der Comics posten sowie Messeberichtetweets absetzen, werden wir bei Facebook hauptsächlich uns selber zum Thema machen. Dort erfahrt Ihr zuerst Neuigkeiten über Comicgate und wir geben natürlich auch Hinweise auf unsere Inhalte – das ist zumindest der Plan. Beide Seiten sind übrigens auch ohne Facebook-/Twitterkonto lesbar. Bei der Gelegenheit weisen wir gerne nochmal auf unseren RSS-Feed hin. Und da wir alle mittlerweile so auf Symbole getrimmt sind (unsere aktuellen stammen übrigens von hier), hier nochmal für die, die einfach nur was zum klicken wollen:

Siegfried 2 – Die Walküre

So ungemein augenbetörend und bildgewaltig wie der Vorgängerband ist auch der zweite Akt von Alex Alices ganz eigenem epischem Gemenge aus Wagners Ring und den unterschiedlichen Siegfried-Sagen. Es donnert, wogt und stürmt dem Leser geradezu von den Seiten entgegen, wenn er Siegfried auf seinem gefahrvollen Weg zum Hort des Drachen Fafnir begleitet und am Schicksal jener titelgebenden Walküre teilnimmt, die sich gegen den Befehl des Göttervaters Odin wendet und in die Geschicke des Recken eingreift. Ein gelinder Störfaktor dabei sind jedoch die Versuche des Künstlers, das sich entfaltende Drama zuweilen etwas aufzulockern. Die Slapstickeinlagen von Siegfrieds Ziehvater, dem Zwerg (und Muppet-Lookalike) Mime, wollen sich nicht so recht in den Rest einfügen und lösen eher leichtes Befremden aus. Comic relief steht halt nicht jedem Stoff. Aber letztendlich ist dies vollkommen verzeihlich angesichts der dargebotenen optischen Feinkost, welche die Geschichte immer wieder über das konventionelle Runtererzählen hinaus in mythische Dimensionen hebt. Das Aufgehen der zuvor von Odin zurückgehaltenen Sonne, Siegfrieds erhabener Ritt auf dem fliegenden Walkürenross, sein Eindringen in die unterirdische Sphäre der Seherin Völva oder die …