Jonah Hex ist ein Muss für jeden Western-Fan. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Das Cover von Tim Bradstreet sieht schon einmal klasse aus. Und fix durchgeblättert: Ja, alles ist da! Rauchende Colts und Falschspieler, Indianer und Explosionen. Die Zeichnungen im Innenteil sehen irgendwie ganz okay aus, die Kolorierung ist durchschnittlicher Mist, aber egal, das kann in den USA eh kaum einer, warum also bei Jonah Hex damit anfangen? Portemonnaie raus, eine Handvoll Dollars für den Comickeeper – und rein ins Regal damit! Lesen sollte man das Ding aber besser nicht.
Sicherlich, Jonah Hex gibt es schon seit den Siebzigern, eine durch und durch tragische Gestalt, ein einsamer Revolverheld, dessen linke Gesichtshälfte wie Frikassee aussieht. Und auch innerlich wurde der sympathische Unsympath durch den Wolf gedreht. Ein Kopfgeldjäger, ein brutaler Herumtreiber, woah! Ja, das ist cool, das macht Kasse. Zumal bald der Kinofilm auf der Matte steht. Im Juni 2010 soll es soweit sein. Es ist natürlich keinem Verlag – weder Panini noch DC – zu verübeln, im Fahrwasser eines solchen Leinwandspektakels noch ein paar Nuggets extra abzugreifen. Aber warum muss dabei so ein Schrott herauskommen? Da werden lieblos entworfene Figuren zusammengeklatscht und durch ein Szenario getrieben, das an den Haaren herbeigezogen wurde und am Skalp aufgehängt gehört. Die Schauplätze sind so sehr Standard, dass man sie kaum wahrnimmt. Der Plot ist ohne jeden Witz und Dreh. Wenn man einen Seitenblick auf Blueberry, Bouncer oder Loveless riskiert und in der Konsequenz dem Western-Comic Attribute wie 'großartig', 'kunstvoll' oder 'klassisch' anhängt, dann sollte man sich bei Jonah Hex zumindest wundern. Vielleicht ist es Zeit zu gehen.
Jonah Hex 1 – Zeit zu sterben
Panini Comics, Januar 2010
148 Seiten, farbig, Softcover