Kurzrezensionen

Zebra 17

Cover von Zebra 17Zebra, „das anspruchsvolle deutsche Comic-Magazin“, galoppiert nun seit mehr als unglaublichen 25 Jahren durch die lokale Comicsavanne, was es neben (dem häufiger erscheinenden) Plop zum langlebigsten deutschen Fanzine macht. Dieses Durchhaltevermögen verlangt natürlich erstmal eine Runde Respekt ab. Für die 52 Seiten der Jubiläumsausgabe, die letztes Jahr erschien, haben neben dem gesammelten Zebra-Gründungsteam Ludwig Kreutzner, Georg W. Berres, Bill GoGer und Rudolph Perez auch eine ganze Reihe anderer Zebra-erprobter Zeichner wie Haggi und Haimo Kinzler Comics beigesteuert. Die Comicbeiträge sind routiniert mit wenigen Ausreißern nach oben (Oliver Ferreiras Dreiseiter!) und unten (Martin Frei, zwei Seiten für diese Pointe?); das Fleißkärtchen gibt es für den umtriebigen Rudolph Perez, der mehr als ein Drittel der Comicseiten beigesteuert hat – mit ein paar wirklich schön abstrusen Einfällen, die aber auf den teils arg textlastigen und mit Mini-Panels überfüllten Seiten manchmal etwas unterzugehen drohen. Der Mann braucht offenbar noch mehr Platz zum Austoben.

Optisch kommt das Heft, abgesehen vom neuerdings farbigen Cover, auch heute noch in gewohnt gewollter Schlichtheit daher, was langjährige Fans wahrscheinlich erfreut. Doch angesichts der Tatsache, dass sich heutzutage jede vierzehnjährige Mangazeichnerin ein dickes Hochglanzfarbcover für die 50-Stück-Auflage ihres selbst verlegten Erstlingswerks gönnt, erscheint Zebra weniger zeitlos denn  hoffnungslos nostalgisch. Neue Leser außerhalb der Fraktion der grau- und silberhaarigen Comicfans wird man so wohl kaum dazu gewinnen können. Das altbackene Covermotiv ist in dieser Hinsicht auch eher kontraproduktiv. Nein, liebe Zebras, dies soll keine Aufforderung zu einer Radikalmodernisierung sein, nach der man das Magazin nicht mehr wieder erkennt, aber den gestiegenen Ansprüchen in Sachen Optik – auch was Fanprojekte angeht – sollte vielleicht ein wenig mehr Rechnung getragen werden. Das mag manch einem Puristen oberflächlich erscheinen, ist in unserer stark visuell dominierten Welt aber kaum umgehbar, wenn Zebra nicht zum reinen Nostalgieprojekt verkommen soll. Wäre doch äußerst schade. Daher: Jungs, gönnt Euch doch für die nächste Ausgabe mal einen schicken stabilen Coverumschlag und ein frisches Layout. Nach 25 Jahren habt Ihr und Zebra Euch das mehr als verdient!

Zebra 17
Eigenpublikation, August 2008
52 Seiten, s/w, Heft
Preis: 5,- Euro

Bestellbar bei GoGer(at)web.de, im Freibeutershop und im ICOM Independent Comic-Shop.