Rezensionen

X-Men – Frauen auf der Flucht


Cover von X-Men – Frauen auf der FluchtManara und die X-Women – ob das mal gut geht? Panini Comics hat die Zusammenarbeit von Erotikcomicaltmeister Milo Manara und Marvel-Dauerautor Chris Claremont ins Deutsche übertragen. Im angehängten Interview des Hardcoverbandes offenbart der italienische Zeichner, dass er mit Superheldencomics eigentlich nicht viel anfangen kann. Dennoch kann die europäisch-amerikanische Kollaboration im Comicbereich fast schon auf eine Tradition zurückblicken. Man denke nur an Stan Lee und Moebius, die sich in ihrem legendären Silver Surfer (Splitter) vereint haben oder an etwas jüngere Arbeiten wie Ich bin Legion (Cross Cult) von Fabien Nury und John Cassaday.

In X-Men – Frauen auf der Flucht dreht sich alles um die Suche nach der entführten Rachel Summers-Grey alias Marvel Girl, wofür die anderen Mitglieder der X-Men ihren Urlaub in Südostasien abrechen. Psylocke, Rogue, Shadowcat und Storm verlieren zu allem Übel auch noch ihre Superkräfte und müssen sich gegen Eingeborene wehren, die abgestürzte Flugzeuge anbeten. Warum am Ende dann noch Emma Frost alias White Queen befreit wird und sich an ihrer Peinigerin rächt, ist genauso unklar wie viele andere Ungereimtheiten in der Story.

Claremont bringt die Story erst mal richtig in Schwung, um dann einen Flashback in die jüngere Vergangenheit zu machen. Der Starautor erzählt die Story aus der Perspektive von Kitty Pride alias Shadowcat. Alles nicht Neues und sieht man einmal von dem Verlust der Mutantenkräfte ab, handelt es sich bei diesem Comic um eine peinliche und unnötige Geschichte. Der Autor scheint nur dazu da zu sein, um dem Starzeichner die Bälle zuzuspielen, damit dieser seine berühmten weiblichen Kurven aufs Papier bringen kann. Das wirkt sehr uninspiriert und vorhersehbar.

Beispielseite aus X-Men – Frauen auf der FluchtEinige Comickritiker bewundern Manaras „realistische“ Darstellung von Frauen. Zugegebenermaßen haben die „Schönheiten“ wesentlich realistischere Oberweiten als die Schöpfungen der meisten US-Superheldencomiczeichner. Aber wer mit offenen Augen durch die Welt geht, wird feststellen, dass er dort keine lasziven Frauen vorfindet, die ständig mit offenen Mund und verträumten Blick auf Männerfang aus sind. Nein, auch Manaras Frauenbild ist sehr weltfremd. Zudem wirkt es einfach lächerlich, die ganze Zeit über Frauen in hautengen oder knappen Outfits zu sehen, die ständig ihre Ärsche rausstrecken und auch in den brenzligsten Situationen noch einen „gute“ Figur machen.

Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: „Nein!“ Manara und die X-Women – das geht nicht gut. Die äußerst schwach erzählte und mit allen Klischees beladene Story lockt niemanden hinter dem oft zitierten Ofen hervor. Und auch die stets bejubelten Zeichnungen von Manara können sich nicht in die Geschichte integrieren. Alles in allem wirkt der Band sehr gekünstelt. Da wurde auf Biegen und Brechen versucht, zwei internationale Comickünstler in einen Band zu pressen – und das leider kopflos. X-Men: Frauen auf der Flucht ist weder erotisch noch ein anspruchsvoller Comicroman. Die Kombination „USA/Europa“ geht diesmal nicht auf.  Da rettet auch der umfangreiche Anhang, in dem sich neben dem bereits erwähnten Interview mit Manara auch ein Sketchbook, ein Nachwort und das Feature „Hinter den Kulissen“ befinden, nichts mehr.

X-Men – Frauen auf der Flucht
Panini Comics, Oktober 2010
Text: Chris Claremont
Zeichungen: Milo Manara
Hardcover, 68 Seiten, farbig
ISBN: 978-3862010059
Preis: 14,95 EUR

Absolute Geldverschwendung

Die uninspirierte Story und die unrealistischen Bilder wirken einfach nur konstruiert und langweilig

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Abbildungen © Milo Manara, der dt. Ausgabe Panini Comics