Frankenstein, Agent of S.H.A.D.E. Vol.1 (US)
Können wir mal fromm, fröhlich oder zumindest frei über Frankenstein reden? Der Mann war ja Schweizer Wissenschaftler und hat extrem wenig mit seinem Geschöpf gemein, das Jeff Lemire konstant als Frankenstein oder Frank titulieren lässt. Was aber nicht mein größtes Problem mit dieser Monsterkloppextravaganza ist, zu der ich ja – in frankenstein’scher Arroganz – schon nach Heft 1 der Monsterparty (ei-ei-ei-ei) den Monster-Boogie getanzt und Jeff Lemire in mooreellismorrison’sche Gefilde erhoben habe.

Tobi Dahmens Sammlung autobiographischer Episoden, erstmals 2007 beim Verlag Schwarzer Turm erschienen, kam letztes Jahr bei Zwerchfell in einer erweiterten Ausgabe heraus und umfasst nun auch mehrere Beiträge aus den Jahren 2008 und 2011.
Wenn ein dem Poetry Slam verhafteter Illustrator einen Comic macht, gehen die meisten Leser wohl erst mal von einem wortgewaltigen Werk aus. Doch Pustekuchen: Diese Erwartungen lässt Patrick Schmitz eiskalt ins Leere laufen.
Horror hat seit einigen Jahren auch im Comic wieder Hochkonjunktur und das, obwohl das graphische Festhalten des Grauens oft den Schrecken nimmt. Im Film sorgen Schocks und Ekel für gruselige Stimmung, in der Literatur die Phantasie, welche durch die Wörter angeregt wird. In Comics ist die Phantasie des Lesers weniger gefragt, da die Bilder vorgegeben sind. Schock und Ekel können vorkommen, aber durch die starren Bilder kann sich der Leser Zeit nehmen, diese länger zu betrachten und so die Wirkung entschärfen. Und wenn die Bilder so sehr gelungen sind wie in Driver for the Dead, macht man das besonders gerne.
Im Reigen der Gesamtausgaben hat es auch dieser Klassiker der Funny-Strips zu einer Wiederveröffentlichung gebracht. Cäsar von Maurice Tillieux (Jeff Jordan) wurde ab 1959 in Le Moustique und Spirou abgedruckt und wurde durch Rolf Kauka auch bei uns bekannt.
Der Comic dreht sich um Chris Menger, einen fiktiven deutschen Hauptmann in Afghanistan, der stellvertretend als Prügelknabe für gefühlt alles herhalten muss, wovon man im Zusammenhang mit dem Krieg gegen arabische Extremisten schon mal irgendwann gehört hat: Hinterhalte, Raketenbeschuss, Sprengfallen, tote und entführte Kameraden, plötzliche amerikanische Drohnenangriffe ohne Rücksicht auf Kollateralschäden, Haft ohne Anwalt in einem US-Geheimgefängnis, Frau weg, Entfremdung vom Alltagsleben inklusive Gewaltausbrüchen, posttraumatischer Stress – und so weiter und so fort. Fehlt eigentlich nur der Tripper.
In
In einem abgelegenen Dorf wächst ein Kind mit einer besonderen Gabe heran, das der lang ersehnte Auserwählte sein könnte, der die Terrorherrschaft des die Lande mit seinen wilden Horden terrorisierenden Oberschurken beenden soll … Ja, diese knappe Inhaltsangabe klingt wahrlich wie die schlimme Androhung einer in Klischees und Pathos ertränkten Fantasygeschichte vom Fließband. Da wir es aber mit dem neuesten Werk des französischen Ausnahmekünstlers Lewis Trondheim zu tun haben, darf man auf eine eher unkonventionelle Auslegung der alten Auserwähltenmär hoffen.
Zwei Jahre musste man warten, bis das Abenteuer um die Fabelwesen, die Primordialen und die Ärzte in die letzte Runde geht. Und eines sei direkt zu Beginn gesagt: Man tut gut daran, vor der Lektüre noch einmal die drei vorhergehenden Bände zu lesen. Denn dieser Band ist nicht einfach nur ein actionreiches Finale, welches die letzten Handlungsfäden verknüpft und sich dann darauf beschränkt, die letzte Konfrontation der Gegenspieler darzustellen, wie man es so häufig in Serien beobachten kann.
Reinhard Kleist schreibt und zeichnet für Carlsen die Lebensgeschichte eines Holocaust-Überlebenden als Graphic Novel. Ich hoffe, der Mann hat im Brotkorb noch genug Platz für einen weiteren Max-und-Moritz-Preis.