Rezensionen

Driver for the Dead

Cover Driver for the DeadHorror hat seit einigen Jahren auch im Comic wieder Hochkonjunktur und das obwohl das graphische Festhalten des Grauens oft den Schrecken nimmt. Im Film sorgen Schocks und Ekel für gruselige Stimmung, in der Literatur die Phantasie, welche durch die Wörter angeregt wird. In Comics ist die Phantasie des Lesers weniger gefragt, da die Bilder vorgegeben sind. Schock und Ekel können vorkommen, aber durch die starren Bilder kann sich der Leser Zeit nehmen, diese länger zu betrachten und so die Wirkung entschärfen. Und wenn die Bilder so sehr gelungen sind wie in Driver for the Dead, macht man das besonders gerne.

Auch die Story kann sich lesen lassen, wenngleich sie auch etwas simpel gestrickt ist. Alabaster Graves, nomen est omen, ist ein Leichenwagenfahrer, der spezielle Aufträge übernimmt. So fährt er etwa einen Vampir zu einem Friedhof und wenn er es nicht bis zum Sonnenuntergang schafft, muss Graves den Vampir nun mal beseitigen. Dementsprechend ist sein Wagen auch gefüllt mit Waffen. Als eines Tages der gute und mächtige Voodoopriester Moses Freeman stirbt, muss Graves aber nicht nur widerwillig dessen Enkelin mitnehmen, sondern wird zudem von einem mächtigen Wiedergänger gejagt, der die Leiche haben will. Fortan muss Graves nicht nur gegen die Zeit ankämpfen, sondern auch gegen Zombies, Vampire, Flüche und Werwölfe.

Seita aus Driver for the DeadWow, dieser Comic gibt aber Vollgas, und zwar nicht nur durch die Story an sich, sondern auch durch verschiedenste Versatzstücke der Popkultur, wobei auch direkte Zitate nicht vergessen werden. Es kommen Assoziationen an Angel Heart hoch und direkte Bildzitate aus Der Exorzist, vieles erinnert an The Transporter. Im Grunde ist Driver for the Dead ein Transporter im Horrorgewand und als Comic. Der Held ähnelt allerdings nicht Jason Statham, sondern Gerard Butler (wie auch im Interview im Anhang angegeben wird, da man in einer Verfilmung den Darsteller gerne in der Hauptrolle hätte), und auch die Figur Moses Freeman erinnert nicht nur vom Namen her, sondern auch optisch, an Morgan Freeman.

Die Story ist Horror und Action pur und besitzt keinerlei Humor. Sie ist düster, atmosphärisch, spannend, fantasieanregend und doch explizit. Es geht geradlinig und brutal zur Sache und ist doch immer spannend. Leider sind die Dialoge manchmal etwas peinlich geraten und so sehr auf obercool getunt, dass es nicht sonderlich zu dem ernsten Thema passen will. Mythen werden übrigens auch nicht vergessen. Der allerstärkste Punkt des Bandes sind aber eindeutig die Zeichnungen, ach was, die Malerei von Leonardo Manco. Nicht nur sind seine Panels sehr filmisch angelegt, was er auch bevorzugt, mit sehr vielen verschiedenen Aufnahmen, Blickwinkeländerungen, Perspektiven, sondern auch so sehr naturalistisch gezeichnet, dass man jeden Schweißtropfen einzeln länger betrachten möchte. Auch die Kolorierung von Kinsun Loh und Jerry Choo ist grandios, da sie weder etwas von den Zeichnungen weg nimmt, sondern ganz im Gegenteil deren Wirkung noch steigert und auch farblich eine einzigartige Atmosphäre schaffen kann. Für Fans von Hellblazer und The Transporter ist dieser Band ein eindeutiger Pflichtkauf. Leser, die keinen Horror mögen, könnten sich immerhin noch von den Zeichnungen gefangen nehmen lassen. Es bleibt nur noch zu hoffen, dass es bald mehr Stories mit dem Driver for the Dead geben wird.

 

Wertung: 8 von 10 Punkten

Geradlinig gestrickte Horroraction, die ziemlich blutig und spannend in grandiosen Gemälden daherkommt

 

Driver for the Dead
Splitter Verlag, Juli 2012
Text: John Heffernan
Zeichnungen: Leonardo Manco
Übersetzung: Bernd Kronsbein
168 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 22,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-506-9
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag