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DC Premium 60: Joker

Es ist ja in Zeiten, da Comicverfilmungen boomen, keine Seltenheit, dass etablierte Figuren quasi ein Neudesign erhalten und sich auch im Comic der Kinoversion anpassen. Meistens beschränkt sich dies jedoch auf das Äußere – man denke an die X-Men in schwarzen Latexkostümen oder den neuen Dr. Octopus ohne Topfschnittfrisur. Und meist wird solch eine Änderung auch schnell wieder rückgängig gemacht und das altbewährte Design kehrt schleichend zurück. Im Falle von Brian Azzarellos und Lee Bermejos Comic mit dem schlichten Titel Joker, für das der Erzfeind Batmans das aus The Dark Knight bekannte Aussehen erstmalig auch in Comicform verpasst bekommt, fragt man sich eher: Warum hat man im Comic nicht schon immer auch diesen Joker verwendet? Denn Azzarello gelingt es tatsächlich, den Wahnsinn des psychopathischen Verbrechers so in seine Geschichte zu transportieren, wie ihn Heath Ledger im Kino verkörpert hat. Die Story kommt fast komplett ohne Batman aus. Aus der Perspektive von Jokers neuestem Handlanger wird erzählt, wie der aus Arkham entlassene Clown sich seine Stadt zurückerobern will. Gestik, Mimik, die ganze unberechenbare Irrationalität der Figur …

100% Marvel 40: Die Zwölf 1

So muss eine gut erzählte Superheldenstory sein. J.M. Straczynski (Rising Stars, Thor) und Chris Weston (The Invisibles, The Filth) erwecken eine Gruppe von zwölf Superhelden des Golden Age erneut zum Leben und das gleich im wahrsten Sinne des Wortes, denn die unbekannten Kostümträger wurden von Nazis während des Zweiten Weltkrieges tiefgefroren und jetzt, 60 Jahre später werden sie von der US-Regierung aufgetaut und erneut in den Kampf um ihr Vaterland geschickt. Dass hierfür frische, unverbrauchte, teils skurrile Charaktere zu Tage gefördert wurden, tut dem Zwölfteiler, dessen erste Hälfte in diesem Band abgedruckt ist, durchaus gut, denn die Erforschung der einzelnen Gruppenmitglieder, ihrer Psychosen, Einstellungen und Hintergründe macht einfach Spaß und wird einem von Straczynski eindrucksvoll nähergebracht. Zudem zeichnen sich Westons Bilder sowohl durch Detailtreue als auch durch einen nostalgischen Charme aus. Alles in allem ein Zweiteiler, der aus der aktuellen Marvelschiene herausragt. Auf die Fortsetzung wird man allerdings noch warten müssen, da die Serie in den USA nach dem neunten Heft für unbestimmte Zeit pausieren musste. 100% Marvel 40: Die Zwölf 1 Panini Comics, Februar …

Comicgate gewinnt ICOM Independent-Comic-Preis

 Eine freudige Nachricht! Am Samstag wurde auf dem Münchner Comicfestival zum 16. Mal der ICOM Independent-Comic-Preis verliehen, der vom Interessenverband Comics vergeben wird. Wir hatten bei der Jury wie in den Vorjahren auch das aktuelle Comicgate-Magazin eingereicht und gewannen mit der dritten Ausgabe den Preis in der Kategorie Sonderpreis der Jury für eine besondere Leistung oder Publikation. Zitat: „[…] den Sonderpreis erhält Comicgate in erster Linie für seine Nachwuchsförderung.“
Wir sind überrascht, stolz und glücklich über diesen Preis, den wir auch als Anerkennung für die mittlerweile neunjährige Existenz unseres Online-Magazins verstehen und als Ansporn, dieses fortzusetzen. Vielen Dank – insbesondere an unsere Redakteure und alle teilnehmenden Künstler im Print und Web, ohne die wir die Comicgate-Magazine und die Website nicht mit Leben füllen könnten!

Hier die Laudatio der Jury im Wortlaut:

Comicgate auf dem Comicfestival München

 Von Donnerstag, dem 11. Juni bis Sonntag, dem 14. Juni, findet wieder das alle zwei Jahre veranstaltete Comicfestival in München statt, direkt im Herzen der Stadt: im alten Rathaus am Marienplatz (und ein paar anderen Locations in der Nähe). Seit dem vorletzten Festival 2005 ist eine Verlagsmesse das Herzstück der Veranstaltung, wo zahlreiche größere, kleinere und winzige Verlage ihre neuesten Comics vorstellen und ihre Zeichner signieren lassen. Dazu gibt’s Ausstellungen, Vorträge undsoweiter. Comicgate ist mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten und bringt druckfrisch das neue Comicgate-Magazin Nr. 4 mit. Außerdem berichten wir vom Festival und experimentieren dabei mit dem aktuellen Hype der Stunde: mit Twitter.

Violetta 3 & 4

 Die ersten beiden Alben der französichen Serie Violetta erschienen 2003 beim Carlsen Verlag, danach war erstmal Schluss, obwohl im Original inzwischen fünf Bände vorliegen. Ein Fall für den Finix Comic Club, der genau zu diesem Zweck gegründet wurde: Comicreihen, die in Deutschland nicht fortgeführt wurden, abzuschließen. Neben einigen ernsthafteren und „erwachseneren“ Stoffen, die Finix veröffentlicht, ist Violetta im Funny-Stil gehalten und richtet sich (auch) an jüngere Leser.

Charlatan Ball (US)

Mit US-Autor Joe Casey und mir ist das so eine Sache. Ich mag seine Comics sehr, aber ich bin auch der erste, der zugibt, dass diese oft nicht besonders gut und manchmal sogar schlecht sind. Charlatan Ball, gezeichnet von Andy Suriano, ist auch wieder so ein schwieriger Fall. Qualitativ liegt der Comic insgesamt im oberen Mittelmaß, aber ich finde ihn trotzdem klasse. Die Hauptfigur ist Chuck Amok, ein glückloser Zauberkünstler, der durch mysteriöse Umstände plötzlich von einer kosmischen Instanz auf eine Reise über mehrere Dimensionen geschickt wird. Grund: Chuck, der es bisher nicht einmal fertig bringt, ein ordentliches Karnickel aus dem Hut zu ziehen, soll an einem Wettstreit der Zauberer teilnehmen. Stilistisch ist das ganze Gødland, einer weiteren Casey-Eigenschöpfung die zurzeit bei Image erscheint, nicht unähnlich: Auch Surianos Zeichnungen erinnern stark an die Jack Kirbys. Und die Erzählweise steht der von Gødland in Sachen Wahnwitz in nichts nach. Charlatan Ball, könnte man sagen, ist sowas Steve Ditkos „Doctor Strange“ auf Anabolika, gemischt mit Alice im Wunderland auf LSD, oder umgekehrt. Ein übergroßer, gebildeter aber latent gewalttätiger …

Bis in den Himmel

 Ein Verkehrsunfall zwischen einem Lieferwagen und einem Motorrad. Beide Fahrer landen schwer verletzt im Krankenhaus. Der Fahrer des Lieferwagens, ein Mann um die 40, stirbt an den Unfallfolgen. Der Motorradfahrer, erst 17 Jahre alt, überlebt. Doch als er aus dem Koma erwacht, stellt sich heraus: Er weiß nicht mehr, wer er ist. Seine Erinnerungen sind die des Unfallgegners.

Der Schimpansenkomplex 3 – Zivilisation

Was könnte ich noch über den Abschlussband dieser hochwertigen, dreiteiligen Reihe sagen, was ich nicht bereits erwähnt habe (Rezension Band 1, Band 2)? Nun, vielleicht soviel: Das Mysterium, das Astronautin Helen Freeman in den Weiten des Weltalls aufzudecken versucht, wird auch zum Ende hin nicht gänzlich fassbar. So viel Spannung wie dieser Comic aus seinem Mystery-Charakter bezieht, so verwirrt lässt er den Leser dann zurück. Darüber kann man aber auch nicht wirklich traurig sein, denn alle drei Bände verfolgen jeweils eine leichte veränderte Ausrichtung, so dass es einem selbst überbleibt, wie man die Teile zusammenfügt. Lieber einige offen Fragen nach der Lektüre als eine enttäuschende Auflösung, das scheint durchaus Sinn zu ergeben. Das Szenario von Richard Marazano und die Zeichnungen von Jean-Michel Ponzio sind schlichtweg brillant. Jetzt, da alle drei Bände vorliegen, kann ich wirklich sagen, dass Der Schimpansenkomplex eine der wenigen Comicreihen in den letzten Jahren ist, bei deren Lesen ich von Anfang bis Ende begeistert und gespannt die nächste Seite aufgeschlagen habe. Ist es nicht die beklemmende Weltraumatmosphäre, dann sind es spätestens die …

Star Trek – Countdown

Im Zuge der aktuellen Neuinterpretation des Star-Trek-Franchises veröffentlicht Cross Cult rechtzeitig den passenden Comic. „Countdown“ präsentiert die exklusive Vorgeschichte des neuesten Kinostreifens und erzählt, wie Bösewicht Nero zu dem Schurken wurde, der er im Film ist, was ihn antreibt und wie er in die Vergangenheit reisen konnte. Eigentlich also ein spannendes Vorhaben, dem man sich hier verschrieben hat. Zudem ist die Handlung acht Jahre in die Zukunft verlagert (vom letzten Film aus gesehen), was zusätzlich Potenzial bietet: Es kommt zu einem Wiedersehen mit der alten Next-Generation-Crew; Picard ist jetzt Botschafter, Data ist Captain der Enterprise und auch Worf und La Forge bekommt man bei neuen Aufgaben zu sehen. Leider krankt der Versuch, damit die Brücke zum aktuellen Streifen zu schlagen, zum einen genau an diesen oftmals nicht nachvollziehbaren Auftritten, zum anderen an der schlecht konzipierten Hintergrundgeschichte Neros. Dabei ist es schon fast eine Kunst, die Story trotz spektakulärer Verwicklungen so verzichtbar zu gestalten. Beliebig erscheinen dann auch die Bilder des italienischen Zeichners David Messina, der deutliche Perspektiv- und Ausdrucksprobleme besitzt. Was bleibt, ist der Eindruck, dass …

Queen & Country 8 – Operation: Red Panda

 Queen & Country spielt im Geheimdienstmilieu. Es ist aber kein James-Bond-Verschnitt, sondern zieht seinen Reiz gerade aus dem Gegenteil davon. Keine Hochglanz-Szenarien und keine technischen Gimmicks; stattdessen desillusionierte Spione, die oftmals in moralischen Zwickmühlen stecken und Figuren auf dem Schachbrett der internationalen Politik sind.
Mit diesem Band endet der erste Handlungsbogen der hochgelobten Serie um Tara Chace, Geheimdienstmitarbeiterin im Dienste ihrer Majestät.