Kurzrezensionen

Charlatan Ball (US)

 Mit US-Autor Joe Casey und mir ist das so eine Sache. Ich mag seine Comics sehr, aber ich bin auch der erste, der zugibt, dass diese oft nicht besonders gut und manchmal sogar schlecht sind. Charlatan Ball, gezeichnet von Andy Suriano, ist auch wieder so ein schwieriger Fall. Qualitativ liegt der Comic insgesamt im oberen Mittelmaß, aber ich finde ihn trotzdem klasse.

Die Hauptfigur ist Chuck Amok, ein glückloser Zauberkünstler, der durch mysteriöse Umstände plötzlich von einer kosmischen Instanz auf eine Reise über mehrere Dimensionen geschickt wird. Grund: Chuck, der es bisher nicht einmal fertig bringt, ein ordentliches Karnickel aus dem Hut zu ziehen, soll an einem Wettstreit der Zauberer teilnehmen.

Stilistisch ist das ganze Gødland, einer weiteren Casey-Eigenschöpfung die zurzeit bei Image erscheint, nicht unähnlich: Auch Surianos Zeichnungen erinnern stark an die Jack Kirbys. Und die Erzählweise steht der von Gødland in Sachen Wahnwitz in nichts nach. Charlatan Ball, könnte man sagen, ist sowas Steve Ditkos „Doctor Strange“ auf Anabolika, gemischt mit Alice im Wunderland auf LSD, oder umgekehrt.

Ein übergroßer, gebildeter aber latent gewalttätiger weißer Hase namens Caesar kommt vor und eine Liebesgeschichte wird unterwegs erzählt, aber hauptsächlich verkloppen sich irgendwelche riesenhaften Magier oder Dämonen. Und mit denen ist nicht zu spaßen: „Er FRISST Aggression. Er KACKT Prügel,“ heißt es über einen von ihnen. Der arme Chuck, der von Haus aus tatsächlich über keinerlei übernatürliche Kräfte verfügt, ist irgendwie immer mittendrin, muss abwechselnd rennen, hüpfen und den Kopf einziehen wie in einem alten Nintendo-Spiel. Die Rückblende einer Ausgabe fasst die Sachlage knapp und treffend zusammen: „Chuck steckt ganz tief in der Scheiße.“

Vermutlich bin ich der einzige, dem sowas gefällt, denn die Serie wurde nach den ersten sechs Heften leider „vorübergehend eingestellt“. Mit auf die Insel* kommt sie trotzdem.

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(* Der Beitrag entstand ursprünglich für die Rubrik „Comics für die Insel“, die im Comicgate-Printmagazin zu finden ist, wo er leider aus Platzgründen herausfallen musste. Gut, dass im Web genug Platz ist.)

Charlatan Ball
Image Comics, Mai 2009
160 Seiten, farbig, SC
Preis: 16,99 US-Dollar