Alle Artikel in: Kurzrezensionen

B.U.A.P. 6: Garten der Seelen

Wer diese Serie nicht kennt, der verpasst definitiv so einiges. Nämlich atemberaubend schöne Abenteuer, die den Leser durch eine eigentümliche Bildsprache für sich einzunehmen wissen, die die tiefgründigen Horror- und Fantasyelemente gekonnt verknüpft. Jetzt liegt bereits der sechste Sammelband der „Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen“, Garten der Seelen, vor, für den Mike Mignola und John Arcudi einen weitgehend für sich stehenden Plot entwarfen: Abe Sapien, Mitglied der Behörde, wird mit seiner geheimnisumwitterten Vergangenheit, respektive seinem früheren Leben konfrontiert und begegnet alten Bekannten. Es handelt sich um ein aufwendig gestaltetes Soloabenteuer, ein Ausflug in Lovecraft'sche Gefilde, eine Story mit telepathierenden Mumienfrauen und viktorianischen Cyborgs. Kurzum, eine prima Vorlage für den prächtigen Strich von Guy Davis, der konstant auf künstlerisch hohem Niveau bleibt und nicht zuletzt dafür sorgt, dass B.U.A.P. schon seit einiger Zeit zu meinen Favoriten unter den fortlaufenden Comicreihen zählt. Zusätzliche Skizzen im Anhang und ein Artikel über die mediale Verwendung von Hellboy ergänzen dieses exzellente Buch. B.U.A.P. 6: Garten der Seelen Cross Cult, November 2008 152 Seiten, farbig, HC Preis: 19,80 Euro  …

Fables 8: Arabische Nächte (und Tage)

Fans von Neil Gaimans Sandman könnten empört reagieren, wenn man kritisiert, die Serie sei zu episch, zu lang angelegt und für Neueinsteiger kaum zu überblicken. Zu viele Figuren, eine zu komplexe Handlung! Wer kann da noch folgen?! Die Kritik ist nicht ganz unberechtigt und träfe sicherlich auch für Fables zu. Es scheint jedoch so, als würde sich Autor Bill Willingham Mühe geben, solchen Kritikern entgegen zu kommen und für mehr Kurzweil zu sorgen. Das neue Trade Arabische Nächte (und Tage) macht sich in dieser Hinsicht jedenfalls ganz gut. Die Fables – Märchenfiguren im New Yorker Exil – haben zwar einen neuen Bürgermeister, sind aber ansonsten im Großen und Ganzen noch so, wie man sie auf den ersten Seiten kennen gelernt hat. Der neue Band enthält zwei Stories, „Arabische Nächte (und Tage)“ und „Die Ballade von Rodney und June“, beide rund, mit klarem Anfang und Ende, mit vielen Verweisen auf den Metaplot, aber noch immer eigenständig und zugleich wunderbar erzählt. Sindbad kommt aus Bagdad zu Besuch, im Gefolge ein Dschinn und ein böser Wesir, was in …

Ich/I/Je/Io

Im Rahmen eines internationalen Workshops für Studierende an Kunsthochschulen in Hamburg, Bologna und Brüssel entstand die beinahe 500 Seiten starke Publikation Ich/I/Je/Io. Es handelt sich um eine Anthologie von dutzenden Künstlern, die die Thematik des autobiografischen Erzählens in ihrer eigenen Comicform interpretierten. Im Mami-Verlag, der von Anke Feuchtenberger und Stefano Ricci  jüngst gegründet wurde, erschien schließlich der Band, der die Ergebnisse des Projektes dokumentiert. Aber nicht nur die zahlreichen Comicbeiträge, die während des von Ricci und Feuchtenberger initiierten Workshops entstanden, lassen sich bestaunen, auch etliche Animationsfilme werden auf einer der beiden beiliegenden DVDs mitgeliefert. Die zweite DVD enthält eine Dokumentation, in der man auch Vorträge der eingeladenen Gastkünstler David B., Gipi, Rutu Modan und Renee French zu sehen bekommt. Insgesamt bekommt man eine interessante s/w-Anthologie, die mit 15 Euro auch noch sehr günstig ist. Ich/I/Je/Io Mami Verlag, Juni 2008 464 Seiten, s/w Preis: 15,- Euro  Zu bestellen unter feuchtenbergerowa (at) googlemail.com oder bei Modern Graphics

Andrax 5: Gnadenlose Jagd

Michael Rush ist wieder zurück! Zum fünften Mal! Besser bekannt ist der Zehnkämpfer und Zeitreisende allerdings unter dem Namen Andrax. Cross Cult startete im Oktober 2007 die Wiederbelebung des ehemaligen Primo-Helden. Gut anderthalb Jahre später, im März diesen Jahres, legte die kleine Asperger Comicschmiede den Abschlussband vor. In fünf Geschichten werden hier wieder ordentlich Schurken vermöbelt und Phrasen geschwungen (»Freiheit braucht ihre Fesseln!«). Zusammen mit seinem Stichwortgeber Holernes stürmt und stolpert Andrax quer durch die Epochen und Genre, eigentlich vermittelt als die ausgebombte Welt um circa 4000 n. Chr., grandios gezeichnet von Jordi Bernet. Wir erinnern uns: D-Mark, drei Programme, Ferienlager, und Helmut Schmidt hatte noch was zu tun. Hach, was waren die Siebziger schön! Da durften sich noch Westernhelden schamlos neben Atombomben und Glaskuppeln tummeln! Es scheint lange her zu sein, dass der Unterhaltungscomic seine Naivität verloren hat. Zum Glück gibt es den Retro-Trend! Einleitend grübelt Alexandra Kauka darüber nach, ob Andrax eventuell mit neuen Episoden fortgesetzt wird. Das ist charmant. Aber um jemanden zu finden, der den altmodisch-sperrigen Stil der Serie trifft, müsste …

Andrax 4: Im Sog des Verderbens

Wer auf schnörkellose Action und Schwertkampfkunst steht, der wird sich auch im mittlerweile vierten Band der Gesamtausgabe von Andrax gut aufgehoben fühlen. Die Schwarz-Weiß–Serie aus den 70ern verläuft nach sich stetig wiederholenden Mustern ab: Andrax, den es in eine altertümliche Zukunft verschlagen hat, und sein Freund Holernes durchstreifen die Weiten der Landschaft und müssen sich schlagkräftig gegen allerlei Widersacher zur Wehr setzen und hin und wieder ein friedliches Volk von einem Despoten befreien. Im jüngsten Band stehen u.a. die Konfrontationen mit einem verrückten Wissenschaftler, einer verfluchten Schiffscrew und außerirdischen Eismenschen auf dem Plan. Die vier versammelten Stories von Autor Peter Wiechmann und Zeichner Jordi Bernet machen in ihrer simplen, manchmal fast naiven Erzählstruktur einfach Spaß, vielleicht gerade deshalb, weil sie offensichtlich vor langer Zeit entstanden sind. Die Dialoge sind dennoch charmant, die Abenteuer spannend, Bernets Bilder zeitlos und ausdrucksstark. Kurzum, eine weitere Perle innerhalb einer gelungen Gesamtausgabe. Andrax 4: Im Sog des Verderbens Cross Cult, Dezember 2008 160 Seiten, s/w, Hardcover Preis: 18,- Euro   

Hellblazer 6: Stationen des Kreuzwegs

Die Anzahl der US-Horror-Serien, die regelmäßig auf Deutsch erscheinen, ist überschaubar. The Walking Dead und Hellboy (bzw. B.U.A.P.) mischen im Augenblick sicherlich an der Spitze mit, wenn es hierzulande um die Schergen der Finsternis und das namenlose Grauen geht. Neben der Zombie-Soap auf der einen und einer Mischung aus Indiana Jones und Cthulhu auf der anderen Seite tummelt sich noch eine dritte US-Serie, sozusagen der Horror-Klassiker schlechthin: Hellblazer. Während Rossi Schreiber und ihrem Verlag die Ehre zukommt, den kettenrauchenden Straßenmagier John Constantine nach Deutschland geholt und erstmals verlegt zu haben, gebührt nach der Vertigo-Komplettlizenzübergabe 2006 Panini der Dank, die Serie seit 2007 kontinuierlich fortzusetzen. Der neueste Band „Stationen des Kreuzwegs“ zeigt einmal mehr, welche Qualitäten in dem dunklen Vertigo-Kind schlummern. John ist mal wieder in London, auf der Straße, im Regen, im Dreck, ganz unten also. Trenchcoat und Kippen sind da, aber seine Erinnerung hat er verloren. Eine Dämonenkönigin und ein verfluchter Prophet zerren an ihm, wollen Constantine für ihre Zwecke einspannen. Dahinter schlummert ein gut gearbeiteter Meta-Plot, wie es sich für eine laufende Serie …

Jack of Fables 1

Ein Spinoff zu Fables! Irgendwie ist die Idee naheliegend. Die Fantasy-Serie aus dem Hause Vertigo war in den letzten Jahren verdammt erfolgreich. Warum diese Kuh also nicht weiter melken? Kreist das Original um die Enklave der Märchenfiguren, so steht im Spinoff eine Einzelfigur im Mittelpunkt, nämlich Jack, der einst Riesen tötete und die Bohnenranke hinaufkrabbelte (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge). Der Tausendsassa mit dem Hang zu Abenteuern und zur Überheblichkeit bietet sich als Serienheld geradezu an. Wirf Jack in irgendein Szenario und warte ab, was passiert! Nachdem er Hollywood verlassen musste und aus Fabletown verbannt wurde, steht er am Straßenrand und streckt den Daumen aus. Von jetzt an kann alles passieren. Unglücklicherweise landet er in einem Knast für Märchenfiguren. Chefbibliothekar Revise verwaltet das Gefängnis. Die Märchenfiguren sollen so lange hier bleiben, bis sie von den Menschen vergessen wurden und alle magischen Fähigkeiten verloren haben. Aber Jack hinter Gittern? Das passt ihm gar nicht! Weiße Tiger, Dopplerkrähen und Packmänner machen ihm den Weg zurück in die Freiheit nicht einfach.Abgesehen von der inhaltlichen Verschiebung fühlt sich Jack …

Die Füchsin 5: Karneval der Toten

Mit dem fünften Album der Serie veröffentlicht Finix nach langer Zeit eine Fortsetzung von Die Füchsin, der Comicreihe von Brice Tarvel und Mohamed Aouamri, die zwischen 2001 und 2003 bei Carlsen in vier Bänden erschien. Während diese vier einen Storyzyklus bildeten, beinhaltet Band 5 eine abgeschlossene Einzelerzählung. Zudem stammen die Zeichnungen erstmals aus der Feder von Rafa Garres, der das mittelalterliche Grundkonzept noch um einiges tiefer in einen düsteren Stil zieht.  In Die Füchsin dreht sich alles um eine rothaarige Frau namens Florie, die im Jahr 1138 ihr Dasein als Hexe fristet und sich dementsprechend mit Magie und Monstern herumschlagen muss. In dreckigen Bildern erzählt das fünfte Album von einer Bedrohung durch eine abstruse, umherwandelnde Mumie, die das Maskierungs- und Verkleidungsspiel einer karnevalistisch vergnügten Gesellschaft mit ihren blutrünstigen Attacken ad absurdum führt. Die Handlung setzt sich dabei aus hauptsächlich aus Horror- und Fantasyelementen zusammen, lässt aber auch immer wieder Platz für erotische, morbide und sogar selbstironische Momente. Ein seltsamer Mix, der für mich als Einsteiger in die Serie stellenweise nett anzuschauen ist, aber letztlich nicht …

Bite Club 1

Ein guter erster Eindruck: Titel mit Wortspielchen, Inhalt eine Mischung aus Mafia-Krimi und moderner Vampir-Geschichte, Cover ganz nett (aber wer hat diese Finger durchgehen lassen?!). Okay, den christlichen Elementen entkommt man wie so oft bei Blutsauger-Storys auch hier nicht – wenn's überzeugend erzählt ist, nimmt man's halt zähneknirschend hin. Aber je mehr man eintaucht in die Welt, die Howard Chaykin und David Tischman vor uns ausbreiten, desto enttäuschter wird man. Viel versprechend angefangen mit einem Priester, der gemäß des Testaments seines Vaters nach dessen Tod die Geschicke des Vampirclans widerwillig lenkt und immer weiter in Intrigen inner- und außerhalb seiner Familien gezogen wird, fällt die Geschichte zusammen wie ein Soufflé. Die Autoren wollen so viel erzählen, dabei erreichen sie nur, dass für keinen Aspekt genug Zeit bleibt, um sich darauf einlassen zu können. Die verruchte, von sich eingenommene Schwester schießt dabei den Vogel ab – offensichtlich soll sie die Coolste von allen sein,  wirkt aber so konstruiert, dass es über das Wunschdenken nicht hinausgeht. Dass am Ende ein doppeltes Spiel aufgedeckt wird und ein paar …

Die Rächer – Die Initiative 3

Die „50 Staaten-Initiative“, der zufolge jeder US-Bundesstaat sein eigenes Heldenteam bekommen soll, läuft alles andere als rund. Im Ausbildungscamp für Heldennachwuchs geht es beinahe schlimmer zu als während des Civil War: Rekruten rebellieren, Ausbilder misstrauen einander, jeder kocht sein eigenes Süppchen und mittendrin darf ein ehemaliger Nazischurke auf Staatskosten fröhlich Supersoldaten klonen. Die einzige Übereinstimmung ist wohl der kollektive Hass auf den verantwortlichen Superhelden-Minister und Ober-Unsympath Henry Peter Gyrich. Die Autoren Dan Slott und Christos M. Gage jonglieren mit scheinbarer Leichtigkeit mit einem riesigen Figurenrepertoire und gefühlten 100 Nebenplots herum, ohne dass sie oder die Leser dabei die Übersicht zu verlieren. Respekt! Für langjährige Marvelfans ist die Serie ohnehin ein wahres Fest, denn unter den Ausbildern und Rekruten der Initiative gibt es ein Wiedersehen mit Dutzenden von altbekannten Helden und (reformierten) Schurken aus der zweiten Reihe, die hier trotz ihres Massenaufgebots oft interessanter wirken als je zuvor. Wer hätte gedacht, dass man ausgerechnet für den Ex-Bösewicht und nun widerwillig als Heldenausbilder tätigen Taskmaster Sympathie empfinden würde? In der vorliegenden, extra-umfangreichen Ausgabe mit 140 Seiten geht …