Alle Artikel in: Kurzrezensionen

Maximum Ride 1

Der Plot: Eine Gruppe von sechs jugendlichen Waisen, an denen in einem zwielichtigen Genlabor herumexperimentiert wurde, bis ihnen Flügel und andere Fähigkeiten (er-)wuchsen, ist auf der Flucht vor mutierten Wolfsmenschen, die sie in eben jenes Labor zurückholen sollen, um dort geheimnisvollen Zwecken zu dienen. Inhaltlich gibt’s demnach absolut nichts Neues im Comic-Westen bzw. -Osten, denn Maximum Ride ist ein Manhwa, also ein Comic im südkoreanischen Stil, an dem die manga-untrainierten Leser vor allem die gewohnte Leserichtung von Links nach Rechts schätzen. Die Story-Vorlage hat jedoch der notorische US-Thriller-Vielschreiber James Patterson (… denn zum Küssen sind sie da) verbrochen und zwar als mehrbändige Jugendromanserie. Und die vorliegende Teiladaption des ersten Buchs liest sich dann auch wirklich wie die jugendgerechte Lightvariante eines Pseudo-Wissenschaftsthrillers, gemixt mit einer gehörigen Portion X-Men und ähnlichen Comics und ein paar gehäuften Löffeln Teen-Soap. Nicht unsympathisch, aber etwas arg bausteinhaft und unoriginell. Immerhin ist die Handlung flott und routiniert und die Zeichnungen der bereits beeindruckend stilsicheren koreanischen Newcomerin Narae Lee sind wirklich nett anzusehen – vor allem die vielfältigen Flugszenen mit den geflügelten …

Agents of Atlas (US)

It's the concept that just will not die. Seit 2006 reaktiviert Marvel konstant alte Superhelden aus den 1950ern, als man noch von Martin Goodman als Atlas Comics verlegt wurde, und lässt diese Figuren dann klassische Superheldenabenteuer erleben, was ein schönes Kontrastprogramm zum heulsusig-düsteren Rest des Marvel-Universums des letzten Jahrzehnts darstellt. Nur bei den Fans scheint die Serie einfach nicht Fuß fassen zu wollen, was hochgradig bedauerlich ist. Denn diese klassischen Superheldenabenteuer, von denen wir hier reden, tun genau das, was Superheldencomics tun sollten: Sie machen Spaß. Wir sprechen hier von Comics, in denen die Göttin der Liebe, Namors Cousine, ein Alien, ein Killerroboter und ein hawaiihemdentragender Gorillasöldner mit Maschinengewehren in allen vier Händen und Füßen sich mit menschenfressenden Pflanzen, ebenfalls menschenfressenden Dinosauriern, bösartigen Kultisten (man möchte nicht ausschließen, dass die Menschen fressen) und den fiesen Blagen aus The Happening prügeln. So hat Hochkultur auszusehen, besonders wenn sie mit so viel Elan und Freude am Detail visuell umgesetzt wird. Die treffsichere Charakterisierung der Figuren und die verspielten Dialoge der Atlas-Agenten miteinander,stellen da nur die Glasur auf …

Die Schanzen-Babes

Zuletzt erregte Zeichner Calle Claus meine Aufmerksamkeit mit der märchenhaften (und wortlosen) Unterwassergeschichte Findrella. Diesmal lässt er zwei freche Gören auf die Leser los, die in Hamburg ihr Unwesen treiben. Liz und Gwen heißen die beiden sogenannten Schanzen-Babes, in kurzen Episoden lässt Calle Claus sie bevorzugt über Fußball, Männer und Clubbesuche palavern. So richtig zünden will diese Idee bei mir jedoch nicht. Weder die pubertären und pseudocoolen Sprüche der Girls noch die halbgaren bis reichlich platten Gags am Ende jeder Episode versetzen mich beim Lesen in Entzücken. Gut, da die Geschichten  im Laufe der letzten Jahre zum Teil im Hamburger Stadtmagazin hamburg-pur abgedruckt wurden, gehöre ich möglicherweise weder zur regionalen, noch zur altersmäßigen und/oder geschlechtlichen Zielgruppe, wer weiß. Zudem muss man ehrlich sagen, dass die deutlich regionale Einfärbung und Thematisierung vielleicht beim ein oder anderen Hamburger mehr Anklang finden könnte, als dies bei mir der Fall ist. Denn immerhin: Vom Schanzenviertel über den FC St. Pauli bis hin zum Fischmarkt liefert Calle Claus für Einheimische viele Querbezüge. Als Highlight sind sicherlich die Gastbeiträge anderer bekannter …

Die Ruhmreichen Rächer 6

Nach der „Secret Invasion“ ist bei den Ruhmreichen Rächern Zeit für einen Neuanfang: Eine komplett neu formierte Gruppe will den von Norman Osborn für seine zwielichtige Rächertruppe missbrauchten Teamnamen wieder reinwaschen. Statt der ‚Big Guns’ bieten die neuen Rächer jedoch nur ein paar Helden aus der zweiten bis dritten Reihe auf, angeführt vom blässlichen Ex-Yellowjacket Hank Pym, der nun als männliche Wasp(!) die Nachfolge seiner getöteten Ehefrau antritt. Will man sowas wirklich lesen? – Aber auf jeden Fall! Der Autor heißt nämlich Dan Slott und hat vor allem mit der viel gelobten Serie Sensational She-Hulk bewiesen, dass er eine gelungene Mischung aus Comic-Nerd und talentiertem Erzähler darstellt. Eine Art verbesserter Kurt Busiek-Klon minus dessen manchmal überhand nehmenden Hang zu Betulichkeit. Wie kaum ein Zweiter beherrscht Slott das Kunststück, aus der reichhaltigen Marvelhistorie zu schöpfen und damit Old-School-Fans zum wohligen Lächeln zu animieren, gleichzeitig jedoch frische, zugängliche Comics zu schreiben, die mit ihrem hohen Tempo und gekonntem Story-Hakenschlag auch jedem Neuleser gefallen dürften. Ähnlich gefällig sind die Zeichnungen von Serienkünstler Koi Pham, die mal an Olivier …

Das fünfte Evangelium 2 – Die Höhle des Zerberus

Seit einigen Jahren kommen verstärkt Medien auf den Markt, die historische Hintergründe mit metaphysischen Aspekten vermischen. Ob es der Sehnsucht nach einer neuen Mystifikation entspricht in einer in allen Belangen rationalisierten Gesellschaft? Die meisten großen Fragen sind geklärt und es gibt kaum noch weiße Flecken auf der Landkarte, sei es der Geographie oder des Geistes. Da bietet es sich natürlich an, geschichtliche Aspekte als Rahmenhandlung zu nehmen, da die Historie noch immer genügend Spielraum lässt. Schließlich besitzt sie noch große Leerstellen. Und wenn das so gut zusammenläuft wie in der Serie Das fünfte Evangelium, ist das ein besonderes Vergnügen. Wer den Autor Istin und seine Serien wie zum Beispiel Die Druiden kennt, weiß, wie genau er die historischen Hintergründe nimmt. Hier sind also verschiedene Parteien auf der Suche nach einem Manuskript. Den historischen Hintergrund bieten die Kreuzzüge. Der leprakranke Balduin ist König von Jerusalem, Saladin rüstet zum Schlag gegen die Christen und die Templer stehen anscheinend zwischen allen Stühlen. Neu ist das alles irgendwie nicht. Eine Mischung aus dem Roman Der Name der Rose“ (was …

American Vampire 1 (US)

Und wieder was mit Vampiren, höre ich schon mindestens die Hälfte der (männlichen) Leserschaft seufzen. So lange es nicht albern ist, soll's mir recht sein, sag ich.  Autor Scott Snyder wird nicht müde zu betonen, dass es in seiner Serie, die vor zwei Wochen in den USA startete, keine im Sonnenlicht glitzernden Vampire à la Twilight geben wird. Stattdessen soll es wohl düster und sehr ruppig zugehen, wie Zeichner Rafael Albuquerque im Interview bei CBR erläutert. Interessant sind seine Ausführungen zum Zeichenstil, denn er und Kolorist Dave McCaig setzen die ersten zwei Storybögen, die auf sechs Hefte ausgelegt sind und parallel in einer Ausgabe laufen, unterschiedlich um: Die eine Geschichte spielt in den Zwanzigern, wird von Snyder geschrieben und hat die Schauspielerin Pearl zum Thema, die sich abrackert, aber an die falschen Leute gerät, während die zweite 45 Jahre davor im Wilden Westen angesiedelt ist und den Protagonisten Skinner Sweet einführt, der nach einem Überfall geschnappt worden ist und nun im Zug unterwegs zu seiner Gerichtsverhandlung/Hinrichtung ist. Dieser tauchte bereits auf den Seiten der vorherigen …

Fantastic Four 4 – Dark Reign

Paralleluniversen sind ein heiß geliebtes Szenario in Superheldencomics, wie auch allgemein im fantastischen Genre. Zu oft artet deren Einbezug aber in allzu generischen und fantasielosen „Helden und Schurken vertauschen die Rollen“-Geschichten aus, die nicht viel mit den Figuren und somit dem Leser anstellen. Der Ansatz in der Miniserie Fantastic Four: Dark Reign ist anders: Hier begibt sich die dehnbare Wissenschaftskoryphäe Reed Richards mittels seiner neu entwickelten „Brücke“ gezielt auf eine Reise durch eine Vielzahl von Parallelwelten. Sein Ziel: herausfinden, wie und ob die beiden letzten großen Krisen im Marveluniversum, der Civil War und die Secret Invasion, zu verhindern gewesen wären und welche Rolle er dabei inne gehabt hätte. Im zweiten Handlungsstrang der Geschichte wird der Rest des Teams durch eine unliebsame Fehlfunktion der Realitätenbrücke durch zunehmend abstrusere Szenarien gejagt. Das sorgt für Action und ein paar tolle Bilder, aber damit ist auch schon alles über diesen Teil gesagt. Was das mit Dark Reign zu tun hat? Nun, im dritten Handlungsstrang geht es um Norman Osborn, den neuen starken Mann im Marveluniversum, der mit einem Trupp …

Excalibur 5: Das prächtige Ys

Nachdem er mehrere Jahrhunderte lang in einem Felsen eingeschlossen war, findet sich der berühmte Druide Merlin unverschuldet im Mittelalter wieder. Zusammen mit der jungen Kriegerin Gwynned, der aktuellen Trägerin der Schwertes Excalibur, macht es sich Merlin in diesem neuen Zeitalter zur Aufgabe, gegen das sich zwischenzeitlich weit verbreitende Christentum anzutreten und der Welt die vergessene Magie zu lehren.  Der fünfte Band der Serie setzt den Funny-Titel des fleißigen und Fantasy-erfahrenenen Szenaristen Christophe Arleston (u.a. Lanfeust von Troy) nahtlos fort und verlangt dabei potentiellen Quereinsteigern dankenswerterweise nicht viel Vorwissen ab. „Das prächtige Ys“ liest sich als abgeschlossenes Abenteuer. Eines das hauptsächlich von der speziellen Charakterisierung Merlins lebt, denn dieser wird hier als skurriler, Kojotencape tragender Trunkendbold und Schürzenjäger dargestellt. Eine in weiten Teilen urkomische Interpretation dieser legendären Figur, die von Arleston zugunsten eines äußerst lustigen Plots gekonnt ins Lächerliche gezogen wird. Dabei schafft es Excalibur vom eigenwilligen Humor bis zu den Zeichnungen von Eric Hübsch ordentlich zu unterhalten. So sehr, dass man auf eine mögliche Fortsetzung der Reihe nur hoffen kann. Denn bis dato liegt auch …

Hack/Slash 4 – Blutige Balladen

Es ist nicht zu übersehen, das Team um Tim Seeley (Text) und Emily Stone (Zeichnungen) hat sich spätestens nach dem jetzt vorliegenden vierten Sammelband so richtig eingespielt. Garniert wird ihr Comedy-/Horror-Mix immer wieder durch überraschende Gastzeichner und schräge Einfälle. Hack/Slash ist sicherlich weder die anspruchsvollste Comicserie auf dem deutschen Markt noch die optisch bestechendste, trotzdem bewegen sich die meist kurzen Stories mittlerweile auf einem soliden Qualitätsniveau. Irgendwo zwischen Buffy und Emily the Strange angesiedelt metzelt sich die junge Cassie Hack durch die Horden untoter Slasher; die einzelnen Fälle verlaufen oftmals nach einem simplen Monster-of-the-week-Prinzip, was aber wenig stört, wenn Tim Seeley das eigene Konzept, wie in diesem Band auch wieder zu sehen, selbst mit einem Augenzwinkern auf die Schippe nimmt. Zwischen lesbischen Spielchen und der unverhohlenen Referenz an He-Man baut er mal eben eine rührende (und blutige) Liebesgeschichte ein, die zeichnerisch im Stile der cartoonigen Archie-Comics gehalten ist. Und das sind dann die Punkte, die Hack/Slash schließlich abheben. Das Monsterjagen war selten unterhaltsamer, „Blutige Balladen“ bildet da konsequenterweise keine Ausnahme. Hack/Slash 4 – Blutige Balladen …

Jonah Hex 1 – Zeit zu sterben

Jonah Hex ist ein Muss für jeden Western-Fan. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Das Cover von Tim Bradstreet sieht schon einmal klasse aus. Und fix durchgeblättert: Ja, alles ist da! Rauchende Colts und Falschspieler, Indianer und Explosionen. Die Zeichnungen im Innenteil sehen irgendwie ganz okay aus, die Kolorierung ist durchschnittlicher Mist, aber egal, das kann in den USA eh kaum einer, warum also bei Jonah Hex damit anfangen? Portemonnaie raus, eine Handvoll Dollars für den Comickeeper – und rein ins Regal damit! Lesen sollte man das Ding aber besser nicht. Sicherlich, Jonah Hex gibt es schon seit den Siebzigern, eine durch und durch tragische Gestalt, ein einsamer Revolverheld, dessen linke Gesichtshälfte wie Frikassee aussieht. Und auch innerlich wurde der sympathische Unsympath durch den Wolf gedreht. Ein Kopfgeldjäger, ein brutaler Herumtreiber, woah! Ja, das ist cool, das macht Kasse. Zumal bald der Kinofilm  auf der Matte steht. Im Juni 2010 soll es soweit sein. Es ist natürlich keinem Verlag – weder Panini noch DC – zu verübeln, im Fahrwasser eines solchen Leinwandspektakels noch ein paar …