Kurzrezensionen

Das fünfte Evangelium 2 – Die Höhle des Zerberus

 Seit einigen Jahren kommen verstärkt Medien auf den Markt, die historische Hintergründe mit metaphysischen Aspekten vermischen. Ob es der Sehnsucht nach einer neuen Mystifikation entspricht in einer in allen Belangen rationalisierten Gesellschaft? Die meisten großen Fragen sind geklärt und es gibt kaum noch weiße Flecken auf der Landkarte, sei es der Geographie oder des Geistes. Da bietet es sich natürlich an, geschichtliche Aspekte als Rahmenhandlung zu nehmen, da die Historie noch immer genügend Spielraum lässt. Schließlich besitzt sie noch große Leerstellen.

Und wenn das so gut zusammenläuft wie in der Serie Das fünfte Evangelium, ist das ein besonderes Vergnügen. Wer den Autor Istin und seine Serien wie zum Beispiel Die Druiden kennt, weiß, wie genau er die historischen Hintergründe nimmt. Hier sind also verschiedene Parteien auf der Suche nach einem Manuskript. Den historischen Hintergrund bieten die Kreuzzüge. Der leprakranke Balduin ist König von Jerusalem, Saladin rüstet zum Schlag gegen die Christen und die Templer stehen anscheinend zwischen allen Stühlen. Neu ist das alles irgendwie nicht. Eine Mischung aus dem Roman Der Name der Rose“ (was den kirchenkriminalistischen Aspekt angeht), der Comicserie Das dritte Testament und dem Film Königreich der Himmel von Ridley Scott. Da aber aus den drei genannten die guten Elemente genommen wurden, funktioniert Das fünfte Evangelium.

Allerdings ist die Story relativ unübersichtlich und die Dynamik wird im zweiten Band durch relativ viele Rückblenden gebremst. Die Rückblenden sind zwar notwendig, aber hier wird auch die mangelnde Individualität der Gesichter deutlich, die Thimothee Montaigne zeichnet. Manchmal sind sie sehr schwer auseinanderzuhalten. Merkwürdigerweise sind die Rückblenden auch graphisch kaum anders gestaltet, was die Einordnung etwas schwierig macht. Der ganze Band ist in dunkleren Tönen gestaltet, es herrschen Grau-, Blau- und Brauntöne vor, die so gar nicht dem geläufigen hellen Licht des Nahen Ostens entsprechen. Das soll entweder ein Symbol dafür sein, dass es in den damaligen wirren Zeiten kein eindeutiges Unterscheiden zwischen Gut und Böse gab oder es steht für ein finsteres Zeitalter, das manche als apokalyptisch empfunden haben mögen.

Generell wird in diesem Band deutlicher, worum es inhaltlich geht. Hier wird geklärt, warum die jungen Mädchen entführt wurden und was das für ein Manuskript ist, und die Weichen für das große Finale im dritten Band werden gestellt. Der Band lebt vor allem von der spannenden Verbindung zwischen Geschichte, Religion und Mythos und dem hervorragend gestalteten Lokalkolorit. Ein spannendes aber etwas unübersichtliches Album mit einer Handlung, die einen mit sich reißt.

Das fünfte Evangelium 2 – Die Höhle des Zerberus
Splitter, März 2010
48 Seiten, Farbe, Hardcover
13,80 Euro

Jetzt bei Comic Combo anschauen und bestellen! Jetzt bei amazon.de anschauen und bestellen!