It's the concept that just will not die. Seit 2006 reaktiviert Marvel konstant alte Superhelden aus den 1950ern, als man noch von Martin Goodman als Atlas Comics verlegt wurde, und lässt diese Figuren dann klassische Superheldenabenteuer erleben, was ein schönes Kontrastprogramm zum heulsusig-düsteren Rest des Marvel-Universums des letzten Jahrzehnts darstellt. Nur bei den Fans scheint die Serie einfach nicht Fuß fassen zu wollen, was hochgradig bedauerlich ist. Denn diese klassischen Superheldenabenteuer, von denen wir hier reden, tun genau das, was Superheldencomics tun sollten: Sie machen Spaß.
Wir sprechen hier von Comics, in denen die Göttin der Liebe, Namors Cousine, ein Alien, ein Killerroboter und ein hawaiihemdentragender Gorillasöldner mit Maschinengewehren in allen vier Händen und Füßen sich mit menschenfressenden Pflanzen, ebenfalls menschenfressenden Dinosauriern, bösartigen Kultisten (man möchte nicht ausschließen, dass die Menschen fressen) und den fiesen Blagen aus The Happening prügeln.
So hat Hochkultur auszusehen, besonders wenn sie mit so viel Elan und Freude am Detail visuell umgesetzt wird. Die treffsichere Charakterisierung der Figuren und die verspielten Dialoge der Atlas-Agenten miteinander,stellen da nur die Glasur auf dem Arschtrittkuchen dar. Die einzige Schwäche der Miniserie ist, dass sie in den letzten Ausgaben an Tempo verliert, da sie, statt auf ein explosives Finale zuzusteuern, den Status Quo für die folgenden Abenteuer hinbiegen muss. In der Comicmedizin nennen wir diese Seuche auch „Originitis“. Der Status Quo ,der dann erreicht wird, weckt aber auf jeden Fall das Interesse an weiteren Abenteuern.
Das Paperback selbst wird durch das massive Bonusmaterial (ein Essay über die Entstehungsgeschichte der Serie, eine Kopie des ARGs, das die Serie einführte, Nachdrucke mit den jeweils ersten Auftritten der Figuren in den alten Atlas-Comics und ein Nachdruck von What if…? #9 von Roy Thomas aus dem Jahre 1978, in dem bereits mit dem Konzept der Agents of Atlas gespielt wurde) sehr schön abgerundet und bietet ein überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Marvel scheint von diesem Konzept überzeugt genug zu sein, um der Serie trotz schwacher Verkaufszahl immer wieder eine neue Chance zu geben. Und das solltet ihr, geneigte Leser, ebenfalls tun.
Agents of Atlas
Marvel Comics, 2009
Paperback; 256 Seiten, farbig
Preis: 24,99 US-Dollar