Monate: Oktober 2009

Interview mit Georg Tempel

 Georg F.W. Tempel war für fast zwanzig Jahre für Ehapa/Egmont tätig, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung. Ende letzten Jahres ging er in Elternurlaub und sollte im März 2009 seine Arbeit wieder aufnehmen. Seit Frühsommer gab es Gerüchte, dass er nicht mehr in seine Tätigkeit zurückkehrte, sondern beurlaubt sei. Offiziell bestätigt wurde die Trennung vom Verlag aber erst am 30. September in einer knappen Pressemeldung.
Seit einigen Wochen ist Tempel bereits als Berater für das ZACK-Magazin tätig. Heute wurde er auf der Frankfurter Buchmesse als neuer Chefredakteur (freiberuflich mit seinem Redaktionsbüro) bekannt gegeben.

Wir haben uns vor einigen Tagen per E-Mail über seine Vergangenheit bei Ehapa und seine Zukunft bei ZACK unterhalten.

Star Trek 1: Spiegelbilder

 In der Folge „Ein Paralleluniversum“ der originalen Star Trek-TV-Serie bekam man erstmals einen Einblick in eine alternative Realität. Eine Realität, in der das böse Gegenstück zu James T. Kirk die Enterprise befehligt und der alternative Mr. Spock durch einen simplen Bart erkennbar gemacht und dadurch zum Widersacher deklariert wurde. Der Comicband „Spiegelbilder“ von Scott und David Tipton greift diese Idee erneut auf und zeigt uns einen Blick in das Paralleluniversum der vermeintlich bösen Version der Enterprise-Crew.

Vom Irrsinn des Lebens

 In seinem vierzigsten Film Whatever Works erzählt Woody Allen die Geschichte eines alternden Griesgrams, der ein deutlich jüngeres Mädchen heiratet. Während ein Altersunterschied zwischen den Protagonisten von über vierzig Jahren unter der Regie eines anderen Auteurs zu einer filmischen Tragödie werden würde – man erinnere sich nur an den schrecklichen Film Es begann im September mit Richard Gere und Winona Rider – gelingt es Woody Allen mit seinen Filmen stets zu überzeugen. Auch wenn er ausnahmsweise einmal nicht selbst mitspielt, durchdringen sein Humor, seine Neurosen und seine omnipräsente Existenzangst jeden seiner Filme. Wenn man Allens Filmen die Straßen von New York, Scarlett Johansson und die komplexen Beziehungsgeflechten entziehen würde, könnte man dann eine genuine „Woody Allen“-Formel als Konzentrat extrahieren? Dieser Frage hat sich der Zeichner und Autor Stuart Hample gestellt und zwischen 1976 und 1984 Cartoon Strips mit dem Titel Inside Woody Allen geschrieben und gezeichnet. Die aufwendige Werkschau hat der Knesebeck Verlag nun unter dem Titel Vom Irrsinn des Lebens ins Deutsche übersetzt.

Prophet 1: Ante Genesem

 Mit der Veröffentlichung der vierteiligen Saga Prophet beweist der Splitter-Verlag mal wieder sein Gespür für interessante Comics. Zwar sind die ersten beiden Bände bereits 2004 bzw. 2006 bei Arboris erschienen, doch jetzt kann man sich auf ein zügiges Vorlegen des gesamten Zyklus innerhalb der nächsten Monate freuen. Zudem sind die Splitter-Alben im Vergleich zu der Version von Arboris wesentlich edler in der Aufmachung und bieten einen Hardcover-Einband sowie einige Seiten Zusatzmaterial (Storyboards und Erläuterungen des Zeichners).

Jack of Fables 2

Jack ist ein Trickbetrüger, Frauenheld und schwerreicher Filmemacher. Oder besser gesagt verlor er nach seinem Soloabenteuer in Band 1 von Jack of Fables (ein Ableger der Serie Fables) sein Vermögen. Was läge also näher für die erfinderische Märchenfigur, als sein Glück in der sündigen Stadt Las Vegas zu versuchen, wo es neben viel Geld auch heiße Frauen zu erbeuten gibt. Zuvor erzählt Jack, der unter zahlreichen Pseudonymen als Märchenheld berühmt wurde, aber noch einen Schwank aus seinem Leben, von seiner Zeit, als er Liebhaber und engster Vertrauter der Schneekönigin war und wie er schließlich zu Jack Frost wurde. Bill Willingham und Matthew Sturges fabulieren um den Titelhelden eine muntere Historie, die einfach wunderschön mit zu verfolgen ist. Für Leser der Hauptserie Fables ist dieser Spin-off praktisch unverzichtbar, denn auch wenn Jack solo unterwegs ist und sich seine Comicstories damit recht unabhängig lesen lassen, so kann man diese doch als perfekte Ergänzung zur weit gefächerten Fables-Kontinuität betrachten. Zumal es den beiden Autoren sehr gut gelingt, den hohen Anspruch und die durchdachte Erzählweise auch bei dieser Serie …

Empire USA 1+2

 Empire USA ist, wie el Niño, die Doppelbandausgabe einer Serie, deren erster Band bereits in mehreren Teilen über das Comicmagazin ZACK veröffentlicht wurde. Auch hier tritt die Problematik auf, dass ZACK-Leser eine Hälfte dieses Albums schon kennen und auch schon dafür bezahlt haben.
Die Handlung spielt im Geheimdienstmilieu und dreht sich um einen geplanten Anschlag von Terroristen in den Vereinigten Staaten – also eine erstmal nicht unbedingt durch Originalität herausstechende Geschichte. Dabei ist sie allerdings in einer etwas verschobenen Welt angesiedelt. Autor Stephen Desberg erklärt die USA zu einem „Imperium“, das als Folge von Terroranschlägen die Trennung von Religion und Staat aufhebt. Die Thriller-Serie erscheint einem somit als eine Verarbeitung der Bush-Ära was bei manchen Lesern einen etwas faden Geschmack hinterlassen könnte. Wer auf viele undurchsichtige Handlungsfäden und Mitfiebern steht, der wird hier trotzdem seinen Gefallen dran finden. 

Coraline

 Im Jahr 2002 veröffentlichte Neil Gaiman seinen Roman Coraline, der als gruseliges Märchen für Jugendliche konzipiert war. Kürzlich war die Filmadaption dieser Geschichte in den Kinos zu sehen. Noch während dieser Film entstand, arbeitete Comiczeichner P. Craig Russell an einer Comicversion von Coraline. Sie erschien 2008 in den USA und inzwischen auch auf Deutsch. Vergleicht man die beiden Adaptionen, sind zwei – vor allem visuell – völlig unterschiedliche Geschichten entstanden.

Sandman präsentiert: Thessaly

Thessaly sieht aus wie eine spießige Teenagerin, in Wahrheit ist sie jedoch die mächtigste Hexe der Welt. Und als letzte der thessalischen Hexen lebt sie unbemerkt mitten unter uns. Nur der Anschlag auf ihr Leben, der von vereinten Göttern auf sie verübt wird, lässt sie ihre wahre Natur nach außen kehren. Zusammen mit dem charmanten Geist namens Fetch begibt sie sich auf Rachefeldzug und ins Reich der Magie. Der Charakter ist bekannt aus der Serie Sandman von Neil Gaiman, hier erleben wir die Hexe also in ihrer eigenen vierteiligen Miniserie, die sich völlig unabhängig von der Stammserie liest, aber eben innerhalb des Sandman-Kosmos spielt. Autor Bill Willingham und Zeichner Shawn McManus liefern mit der im Original bereits 2002 veröffentlichen Serie solide Fantasykost ab und spielen gekonnt mit den unzähligen, übernatürlichen Wesen. Optisch liegt der Band nahe an Vertigos Fables (das ja passenderweise auch aus Wilinghams Feder stammt), inhaltlich rangiert das Werk zwischen Fables und Sandman, ohne aber qualitativ einem von beiden gerecht zu werden. Fazit: Thessalys Abenteuer liest sich für zwischendurch ganz nett, viel zu …

Faszination Comic auf der Frankfurter Buchmesse

 Anfangs war es noch ein auf drei Jahre begrenztes Experiment, doch inzwischen ist die „Faszination Comic“ zum festen Bestandteil der weltgrößten Buchmesse geworden und findet in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal statt. In der kommenden Woche gibt es in Frankfurt wieder die bewährte Mischung aus Verlagsständen, Podiumsveranstaltungen, Signierstunden, Preisverleihungen, kleinen Ausstellungen und dem unvermeidlichen Cosplay. Hier ein kleiner Programmüberblick.

Ex Machina 6

Mitchell Hundred ist kein gewöhnlicher Mann, seit einem Unfall kann er mit Maschinen und technischen Gerätschaften kommunizieren. Und ach ja, er ist ebenfalls Bürgermeister von New York. Für dieses Amt gab er seine frühere Superheldenidentität als „The Great Machine“ auf. Brian K. Vaughan und Tony Harris lassen ihre Serie Ex Machina demnach gekonnt zwischen der politischen Tätigkeit und der übernatürlichen Fähigkeit der Hauptfigur kreisen. Das klappt erstaunlich gut, auch weil Vaughan viel mit Rückblicken arbeitet und reale Ereignisse in das Comicgeschehen einbaut. So findet man auch in Ex Machina die Anschläge des 11. September oder wie jetzt im sechsten deutschen Band den Blackout (Stromausfall) 2003 in den USA. Allerdings tritt dies für den Leser erst mal in den Hintergrund, denn ein mysteriöser Fremder tritt auf den Plan und scheint mehr über die Herkunft von Mitchell Hundreds Kräften zu wissen. Aber auch diese brisante Entwicklung kann nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass dieser Band der bislang vielleicht enttäuschendste ist. Doch was will das schon heißen – bei einer Serie, die sich seit Beginn auf sehr hohem …