Georg F.W. Tempel war für fast zwanzig Jahre für Ehapa/Egmont tätig, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung. Ende letzten Jahres ging er in Elternurlaub und sollte im März 2009 seine Arbeit wieder aufnehmen. Seit Frühsommer gab es Gerüchte, dass er nicht mehr in seine Tätigkeit zurückkehrte, sondern beurlaubt sei. Offiziell bestätigt wurde die Trennung vom Verlag aber erst am 30. September in einer knappen Pressemeldung.
Seit einigen Wochen ist Tempel bereits als Berater für das ZACK-Magazin tätig. Heute wurde er auf der Frankfurter Buchmesse als neuer Chefredakteur (freiberuflich mit seinem Redaktionsbüro) bekannt gegeben.
Wir haben uns vor einigen Tagen per E-Mail über seine Vergangenheit bei Ehapa und seine Zukunft bei ZACK unterhalten.
Comicgate: Hallo Georg, laut Pressemeldung hast Du als Programmleiter ECC/EMA zum 30.09.2009 die Egmont-Verlagsgesellschaften verlassen.
Zum Einstieg unseres Gesprächs: Bitte beschreibe Deinen Werdegang bei Egmont Ehapa und die damit verbundenen Aufgaben.
Georg Tempel: Als Ehapa 1991 den Reiner-Feest-Verlag kaufte, wechselte ich von Mannheim nach Stuttgart und begann am 1. März 91 als verantwortlicher Redakteur bei den Stuttgartern im sog. GB 3 (Geschäftsbereich 3), wo die Comics für den Buchhandel veröffentlicht wurden. Im Lauf der Jahre wurde ich stellv. Chefredakteur, Chefredakteur Trendthemen und schließlich Verlagsleiter. Als Chefredakteur Trendthemen war ich für die US-Comics, die unter dem Label Feest USA erschienen, die Magazine „Akte X“ und „Tank Girl“, das Label e-comix (Comics zu PC-Spielen), Manga und Comics zu Filmen und TV-Serien verantwortlich. Anfang 2000 war ich Mitbegründer und Cheflektor von Cutfish, wo anfangs Bücher zu TV-Serien produziert wurden. Im Herbst 2000 ging dann die Egmont Manga & Anime GmbH (EMA) an den Start, wo ich Mitbegründer und Verlagsleiter wurde. 2001 kam der Umzug nach Berlin, wo ich 2003 auch die Belange der Ehapa Comic Collection (ECC) als Verlagsleiter übernahm. Im Mai 2003 zogen die beiden Comic-Abteilungen (EMA & ECC) nach Köln, wo Egmont den Buchverlag vgs besaß. Hier wurde ich Mitglied der Geschäftsleitung. 2005 kamen auch die Labels vgs (TV-begleitende Bücher, Ratgeber, Kochbücher etc), Schneiderbuch (Kinderbücher) und Lyx (Fantasy-Romane) zu meinem Verantwortungsbereich als Verlagsleiter hinzu.
CG: Wie lange warst Du dort angestellt?
GT: Auf den Tag genau 18 Jahre.
CG: Eine sehr lange Zeit …
Wie ist Ehapa Deutschland in den (internationalen) Egmont-Verlagsgesellschaften aufgestellt?
GT: Ehapa in Berlin wie auch die Egmont verlagsgesellschaften in Köln gehören zur deutschen Egmont Holding, die wiederum Egmont International in Dänemark unterstellt ist.
CG: Wie viel Entscheidungsgewalt hat man als Programmleiter von ECC und EMA?
GT: Was meine Person betrifft, so wurde ich immer freier in meinen Entscheidungen, da EMA dem Verlag eine Zeit lang wirklich viel Geld verdient hat und damit auch eine gewisse Freiheit in den Entscheidungen kam. International hat da niemand hineingeredet. Manche Dinge mussten mit dem Geschäftsführer besprochen werden. Wie das heute ist, weiß ich natürlich nicht.
CG: Stimmt es, dass Du direkt nach Deinem Elternurlaub (Ende November 2008 bis März 2009) durch Egmont beurlaubt wurdest?
GT: Tatsächlich war ich am ersten Arbeitstag nach meiner Elternzeit knapp 15 Minuten im Verlag.
CG: Hätte es danach noch eine Möglichkeit gegeben, die Beurlaubung zurückzunehmen?
GT: Klar hätte der Verlag das gekonnt. Es war ja eine widerrufbare Beurlaubung.
CG: Aber es hat keinen Diskussionsbedarf vom Verlag bestanden? Hast Du Dich von Deiner Seite aus um Klärung bemüht oder war der Zug für Dich emotional abgefahren?
GT: Für den Verlag bestand kein Diskussionsbedarf. Das wäre also eine einseitige Angelegenheit gewesen. Und emotional hätte es keine Basis mehr gegeben, um mit Leuten zusammenzuarbeiten, die einen loswerden wollen.
CG: Wie hat sich die Situation damals für Dich dargestellt?
GT: Nun ja, überrascht war ich schon …
CG: Gab es irgendwelche Anzeichen oder hat es Dich kalt erwischt?
GT: Sagen wir mal so: Es hat mich kühl erwischt …
CG: Siehst Du eine Verbindung zu Deiner Elternzeit?
GT: Zu meiner Elternzeit gab es sicher keine Verbindung.
CG: Wer hat diese Entscheidung getroffen?
GT: Wie mir mitgeteilt wurde, hat die erweiterte Geschäftsführung diese Entscheidung getroffen.
CG: Welche Begründung wurde für diese Beurlaubung gegeben?
GT: Dazu möchte ich mich nicht äußern.
CG: Warum wurde die Beurlaubung/Trennung so lange nicht offiziell bekannt gegeben und warum fiel die Pressemeldung dann so spärlich aus?
GT: Das ist eine gute Frage, die ich leider nicht beantworten kann. Vor allem, weil es ja alle Spatzen von den Dächern pfiffen, da meine Demission intern schon falsch sprich an den falschen Mailverteiler kommuniziert wurde. Schlechtes Nachrichtenmanagement? Ich selbst sah mich dann in der unschönen Situation, in der Zeit alle Anrufer hinhalten zu müssen, da es vom Verlag ja nur eine sehr stereotypische Ansage gab. Was die letztendliche Pressemeldung betrifft, so kann ich dazu nur sagen, dass es den Verantwortlichen im Verlag an einer gewissen Größe fehlt, sonst hätte man die Meldung nicht in ganz so dürren Worten veröffentlicht, was ja wiederum Spielraum für allerlei Interpretationen lässt. Aber das ist nun wirklich nicht mehr mein Problem.
CG: Wie blickst Du nun mit einem halben Jahr Abstand zurück?
GT: Ich bin dankbar für sieben Monate bezahlten Urlaub, den ich sehr ausgiebig mit meiner kleinen Tochter verbracht habe. Ansonsten hat es den Abschied sehr einfach gemacht.
CG: Das klingt wie ein guter Ausgleich. Waren die Monate bis Ende September eigentlich die gesetzlich vorgeschriebene Zeitspanne?
GT: Das war – lt. meinem Arbeitsvertrag – die gesetzliche Kündigungsfrist plus ein Monat, den man mir schenkte. Sehr großzügig …
CG: Hast Du noch Kontakt zu Deinen ehemaligen Kollegen?
GT: Natürlich gibt es noch Kontakte, da ich viele Kollegen, gerade in den Redaktionen, entweder selbst eingestellt habe oder sonst ein gutes Verhältnis habe. Und dann gibt es auch Freunde unter den Kollegen, mit denen mich wirklich mehr verbindet als nur die Arbeit.
CG: Was waren Deine Highlights und Deine Tiefpunkte während Deiner Zeit bei Ehapa?
GT: Mein geschäftliches Highlight war die Beharrlichkeit in Sachen Manga, da der Verlag 1998 das Mangaprogramm eigentlich einstellen wollte, und die damit verbundene Gründung von EMA. Das war ein weißes Blatt Papier, das ich tatsächlich völlig eigenständig beschreiben konnte. Persönliche Highlights waren die Freundschaft mit Will Eisner und das 3-tägige Zusammensein mit Carl Barks, das mit dem Empfang im Garten von Erika Fuchs‘ Haus in München seinen Höhepunkt hatte.
Als geschäftlichen Tiefpunkt sehe ich, dass wir die Superhelden, die wir von Marvel im Programm hatten (Punisher, Wolverine, Daredevil), zu schnell aufgegeben haben. Der persönliche Tiefpunkt war das Ausscheiden und der viel zu frühe Tod von Klaus M. Mrositzki, meinem früheren Chef in Stuttgarter und Berliner Tagen.
CG: Bereust Du bestimmte Entscheidungen?
GT: Auf alle Fälle. Z. B. hätten wir uns mehr um Reinhard Kleist kümmern müssen, den ich ja Ende der 90er mit Lovecraft und Das Bildnis des Dorian Gray zur ECC geholt hatte. Wir hätten in Verhandlungen mit Shueisha, als die Japaner Egmont die Rechte an Dragonball anboten, nicht völlig stur und kompromisslos eine Veröffentlichung in japanischer Leserichtung ablehnen dürfen. Später haben wir diese Leserichtung ja dann auch eingeführt. Da hatten die Kollegen von Carlsen in Person von Andreas C. Knigge schon das richtige Gespür.
CG: Von den Lesern häufig kritisiert wurde der Abbruch von Serien, so dass sich einige in Eurem Forum derart äußerten, dass sie keine neuen Ehapa-Serien mehr kaufen würden, um nicht wieder eine Enttäuschung zu erleben. Das Verlagsprogramm wurde als unzuverlässig erlebt. Wie viel Druck hattet Ihr bei solchen Entscheidungen durch die Konzernleitung? Gerade bei deutschen Eigenproduktionen (z. B. Zuckerfisch, Inter View – Pop Comics, Wellenläufer, Argstein) wäre ein längerer Atem belebend und vorbildhaft gewesen.
GT: Auf alle Fälle hätten wir einen längeren Atem haben müssen. Aber nach 2002, wo es im ECC-Bereich eine erste Krise gab, waren wir alle völlig auf Zahlen getrimmt und hatten immer gleich Verluste vor Augen, was dann zu teilweise völlig unmotivierten Abbrüchen sorgte. Leider wurde das in Köln nicht besser.
CG: Das heißt, Du würdest von heutiger Warte aus den Serien mehr Zeit geben, sich ihre Leser zu erobern? Wäre das vor der Geschäftsleitung durchgegangen? Und habt Ihr denn nicht gemerkt, dass manche sich im Forum äußernden Leser so unzufrieden waren, dass sie keinerlei neue Serien von ECC kauften aus Angst, auf angefangenen Geschichten sitzen zu bleiben? Das gehäufte Abbrechen von Serien war ja nicht nur eine finanzielle Entscheidung, sondern hatte meinem Empfinden nach einen großen negativen Einfluss auf das Renommee.
GT: Wenn man es sich leisten kann, sollte man den Serien natürlich mehr Zeit geben. Und wir haben auch gemerkt, dass es Unmut bei den Lesern gab. Deshalb haben wir z. B. keine langen Serien mehr eingekauft, um wenigstens kurze Serien zu Ende bringen zu können. Aber da wurden leider oftmals auf anderer Ebene andere Entscheidungen getroffen. Man darf auch nicht vergessen, dass wir als Comicabteilung, insbesondere die Manga, eigentlich erfolgreich waren, wir uns aber im Gesamtkontext des ganzen Hauses sehen mussten, und da lief (läuft?) es nicht überall wirklich rund. Schließlich kam dann das „All-in-One“-Konzept, um die Leser zu überzeugen, dass sie die ganze Story erhalten würden. Aber wie ich sehe, wird das gerade wieder aufgeweicht. Keine Ahnung, ob das gut ist.
CG: Alexandra Germann ist Deine Nachfolgerin als Programmleiter ECC/EMA.
Wie charakterisierst Du „Deine Ära“, und was wird sich Deiner Meinung nach nun ändern?
GT: Ich denke, „meine Ära“ ist auf alle Fälle mit EMA verbunden, da dieses Label sehr lange – sowohl inhaltlich wie auch im Marktingbereich (Shinkan, Connichi) – meine Handschrift trug. Bei der ECC würde ich die Versuche im Superheldenbereich (Marvel, 2000AD) und die recht erfolgreichen Gesamtausgaben sowohl bei den Strips (Hägar und Garfield) wie auch bei den Comics (Lucky Luke, Incal, Jeff Jordan, Mick Tanguy etc.) „meiner Ära“ zurechnen.
Ob es einen Kurswechsel geben wird, weiß ich nicht. Bisher sehe ich noch nichts – von ein paar Einzeltitel mal abgesehen -, was nicht bereits unter meiner Ägide diskutiert worden wäre. Lassen wir uns also überraschen.
CG: Kommen wir zu Deiner Neuausrichtung. Vor kurzem wurde bekanntgegeben, dass Du nun beratend für das ZACK-Magazin tätig sein wirst.
Was beinhaltet diese Aufgabe und wird sie Deine neue Haupttätigkeit sein?
GT: Beratend war ich nur in der Zeit meiner Beurlaubung tätig und habe dort Impulse zu einer Neuausrichtung des Heftes gegeben. Ab Oktober werde ich mit meinem Redaktionsbüro die Chefredaktion des Magazins übernehmen und diese Neuausrichtung dann weiter ausbauen.
Wir haben zusammen mit Hans Ott, dem Grafiker vor Ort, das Layout überarbeitet, da ich weg wollte vom Gewusel und Quietschbunten hin zu einer gewissen „Seriosität“ – soweit man in einem Comicmagazin eben seriös sein kann. Das beinhaltet auch das Schriftbild, das ich in seiner Leserlichkeit bisher immer grauenerregend fand.
Inhaltlich wollen wir weg vom „Werbeblatt für andere Verlage“. Ich sehe keinen Nutzen für ZACK, den 50. Blueberry, den 100. Lucky Luke oder den 10. Schrei des Falken zu veröffentlichen. Die Leser wissen, dass die Storys ein halbes Jahr später bei einem bestimmten Verlag erscheinen werden. Warum also ZACK kaufen? Wie ich bereits im Editorial der Ausgabe #124 geschrieben habe, wollen wir Serien, die beim Kauf für ZACK noch nicht von einem anderen Verlag fürs Albenprogramm erworben wurden. Ich denke, damit wird ZACK wieder interessanter, da die Käufer in der heutigen Zeit aufs Geld schauen müssen und dann eher das Album fürs Regal denn ein Magazin kaufen.
Außerdem haben wir die Rubriken inhaltlich verändert und haben bzw. werden sicher die eine oder andere neu einführen. So ist z.B. „Zuletzt gefragt“ auf der letzten Seite des Heftes eine schöne Möglichkeit, kurz und bündig ein paar interessante Infos über Comicschaffende zu erhalten. Reizvoll ist dabei, wie die verschiedenen Leute auf die immer gleichen Fragen antworten werden. Ich kann nur sagen, dass die bisher vorliegenden Fragebögen sehr unterschiedlich, witzig und kurzweilig sind.
CG: Dann Gratulation zu dieser neuen Aufgabe! Du bist nun sozusagen „freiberuflicher Chefredakteur“ …
Ihr wählt also neue, für Deutschland unlizenzierte, Serien aus, die dann extra für das Magazin übersetzt und gelettert werden? Nach welchen Kriterien geschieht die Auswahl, was sind typische Comics für ZACK?
GT: Das ist zumindest unser Anspruch für die Zukunft. Und ich werde da sicher federführend die Auswahl treffen, mit einem Vetorecht von Klaus Schleiter. Natürlich kann niemand sagen, ob die Albenrechte während der Veröffentlichung in ZACK an einen anderen Verlag verkauft werden. Aber eigentlich soll ZACK kein Werbeblatt für andere Verlage sein. Für mich ist wichtig, dass es in ZACK die richtige Mischung aus Krimi, Thriller, Western, Funny, Scifi und Historie gibt. Dementsprechend beginnen in den nächsten Heften auch neue Serien, die diesen Kriterien entsprechen. Und ich habe noch einige auf dem Zettel, bei denen wir die Rechte hoffentlich auf der Buchmesse klären können.
CG: Wie groß und schwierig ist da das Angebot, aus dem Ihr auswählen könnt? Spricht man sich mit den potenziellen deutschen Lizenznehmern ab? Wird es sich auch – oder sogar vermehrt – um Serien handeln, die sonst gar nicht deutschsprachig erscheinen?
GT: Es ist nicht unbedingt einfach, da es mittlerweile doch wieder eine große Menge an Comicverlagen gibt, die ihre Sache sehr gut machen und dementsprechend von den französischen Verlagen unterstützt werden. Aber ich bin mir relativ sicher, dass wir uns tolle Lizenzen sichern können, wenn wir das Magazin und die Albenedition besser verzahnen.
CG: Beinhaltet Dein neuer Posten Aufgaben, die Du vorher nicht hattest und auf die Du Dich besonders freust? Wirst Du die Manga vermissen?
GT: Nun ja, Neues gibt es da nicht. Mit dem Comicspiegel im Reiner-Feest-Verlag hatte ich vor knapp 20 Jahren schon einmal ein ZACK-ähnliches Magazin verantwortet. Und auch bei Ehapa war ich mit Akte X oder Tank Girl für Magazine verantwortlich. Und dann darf man nicht vergessen, dass ich beim Dino Verlag das Beavis & Butthead-Magazin gestartet habe, bevor Max Müller dorthin kam.
Klar werde ich die Manga vermissen. Immerhin waren sie mein Baby. Aber auch hier gilt: Mal überraschen lassen, was da noch kommt.
CG: Wie und wann ist es eigentlich zum Kontakt und der Entscheidung gekommen?
GT: Klaus Schleiter, den ich schon seit einigen Jahren gut kenne, und ich hatten bereits letztes Jahr über „Probleme“ bei ZACK gesprochen. Und da war es nahe liegend, dass man sich unter den neuen Voraussetzungen meine Person betreffend unterhalten würde.
CG: Hat ZACKs Trennung Mitte August von seinem letzten Chefredakteur, Mark O. Fischer, etwas mit Deinem neuen Job zu tun?
GT: Ich denke, die Frage kann Klaus Schleiter besser beantworten als ich.
CG: ZACK erfährt mit neuen Leuten (neben Dir z. B. auch Frank Neubauer) eine deutliche Überarbeitung. Was sind die Gründe, was die Mittel, was die Ziele?
Ich denke, jedes Magazin muss sich dem sich ändernden Geschmack der Umgebung anpassen, ohne dabei seine Stammleser zu verlieren. Und bei ZACK gab es in den letzten 10 Jahren keine wirklich größeren Veränderungen – vom Wechsel der Chefredakteure mal abgesehen, die dem Heft aber nicht wirklich ihren eigenen Stempel aufgedrückt haben. Wenn man das Heft jetzt aufschlägt, sieht man sofort: „Das sieht anders aus!“. Wir sehen das als Voraussetzung, um uns neue Leser zu erschließen, da wir unbedingt nachrückende Kunden vom unteren Ende der Alterspyramide brauchen. Natürlich müssen wir auch inhaltlich etwas tun. Dazu habe ich ja oben schon einiges gesagt. Vieles lässt sich am einfachsten mit neuen Leuten umsetzen. So werden neben Frank Neubauer und Thomas Dräger in Zukunft auch Volker Hamann und Bernd Glasstetter ihr Scherflein beisteuern, um das Heft zu verbessern.
Und natürlich ist das letztendliche Ziel, mittels Qualitätsverbesserung eine Steigerung der Auflage zu erhalten.
CG: Wo siehst Du die deutlichsten Qualitätsmängel?
GT: Ich glaube, dass die Auswahl der Comics in letzter Zeit nicht immer sehr glücklich war. Und das äußere Daherkommen ist mir zu wuselig und kleinteilig gewesen. Deshalb versuchen wir nun, mit dem neuen Layout etwas Ruhe ins Heft zu bringen.
CG: Wie ist Deine Meinung zu der Veröffentlichung von Episoden des umstrittenen – weil von manchen Lesern als Nazi-Werte glorifizierenden Comic gesehenen – Stern von Afrika?
GT: Ich würde so etwas nicht machen. Aber andere Verantwortliche treffen andere Entscheidungen. Allerdings ist die Diskussion zu der Serie mehr als ungut gelaufen. Ich denke, da wurde das meiste Porzellan zerbrochen.
CG: Du warst sehr präsent im ECC-Forum und für die Leser der Draht zum Verlag. Macht Dir der direkte Kontakt Spaß, wirst Du weiterhin so häufig im Comicforum sein wie bisher (dann natürlich bei ZACK)?
GT: Natürlich macht mir das Spaß, und ich werde in Zukunft auch wieder präsenter sein, um ZACK im Forum zu vertreten.
CG: Welches ist für Dich die interessanteste frankobelgische Neuerscheinung des nächsten Jahres?
GT: Da ich nicht weiß, was die Franzosen alles in der Tasche haben, ist es nicht einfach, hier eine fundierte Antwort zu geben. Vielleicht weiß ich nach der Buchmesse mehr.
Was aber – abseits von franko-belgischen Comics – interessant wird, ist, inwieweit sich die Japaner in Frankreich und Deutschland auf dem Comicmarkt profilieren wollen. Immerhin haben Shogakukan, Shueisha und ShoPro mit Anime Virtual in Deutschland und Kaze SAS in Frankreich zwei Firmen gekauft, die nicht nur DVDs produzieren können, sondern auch das Knowhow für Manga haben. Es wird spannend werden, ob das am Lizenzgeschäft einiges ändern wird. In den USA hat das jedenfalls hervorragend funktioniert.
CG: Zum Schluss noch die Frage: Wie wichtig sind Dir Deine F.W.-Initialen (bzw. Dein Nickname „efwe“) und für welche Namen stehen sie?
GT: Ich benutze diese Initialen schon seit meiner Oberstufenzeit auf dem Gymnasium. Irgendwie gehören sie mittlerweile einfach zu meinem Namen, und sie stehen ganz prosaisch für „Friedrich Walter“.
CG: Danke für die ausführlichen Antworten und viel Erfolg bei Deiner neuen Tätigkeit!
Anmerkung:
Auf der Buchmesse wurden folgende neue Serien für ZACK erwähnt:
Blue Space (Zeichnungen: Chris Lamquet)
Black Crow (Zeichnungen: Jean-Yves Delitte)
Der Samariter (Michel Rouge)
Fotos © F. Pfeiffer/Comicgate