Ojo (US)
Annies Leben sieht ganz schön beschissen aus. Ihre Mutter ist tot, ihr Vater irgendwo auf Reisen und ihre große Schwester ein fieses Biest der Extraklasse. Gelebt wird in einem Trailer, was die Sache nicht eben besser macht. Auf so engem Raum ist Rückzug beinahe unmöglich. Hausherr Großpapa versucht mit Ruhe und Geduld die zerrissenen Geschwister daran zu hindern, sich gegenseitig zu zerfleischen. So sollte die Welt eines kleinen Mädchens nicht aussehen.

Chester Browns autobiografisches Comicwerk Fuck beginnt mit einem verlassen wirkenden Einzelpanel, dem Bild eines Mädchens und der nüchternen Textzeile: „Connie Pug wohnte gegenüber…“. Distanz und Leere sind zwei der Merkmale, die sich für den Leser dadurch bereits ankündigen und die als durchgängiges Charakteristikum für den kompletten Band gelten können.
In der dritten Ausgabe der Anthologie Jazam! geht es diesmal um das Thema „Zeit“ – und es ist wirklich kein böser Rezensentenscherz, dass es mit der Besprechung so lange gedauert hat, denn eines möchte ich von vornherein klarstellen: Die Comic-Kurzgeschichtensammlung Jazam 3 ist ein Fest des Comics.
Es passiert nicht mehr oft, dass junge deutschsprachige Comic-Enthusiasten ihre eigenen Projekte auf eigene Faust als Heftserie veröffentlichen. Jetzt haben zwei Österreicher diesen Schritt gewagt: Frank (oder, wie es in der Originalschreibweise heißt:
Nach einem trinkfreudigen Abend wird der jugendliche Loser Jacop O‘ Damsel in einer Hintergasse von einem Dimensionsschlürfer entführt. Wieder bei Sinnen, findet sich Jacop in der unaussprechlichen Stadt Xoth wieder, ein Ort voller unbekannter Wesen. Verfolgt vom monströsen Bürgermeister Cthulhu und verehrt von einer humanistischen Sekte bestehend aus kleinen Fischlein versucht er sich zurechtzufinden und Antworten zu bekommen. Die liefert ihm vornehmlich das freundliche Ziegenmädchen Yen-Niggurath, welches Jacop O‘ Damsel auf seiner Erkundungstour begleitet.
Stellt Euch einfach mal vor, Ihr bekämt die Zusammenfassung der Handlung (!) eines Pornofilms (hier: deutscher Erotikfilm, auch als Lederhosenfilm bekannt) vorgesetzt, ohne diesen zu kennen. Könnte ja sein. Und nun sollt Ihr auf maximal sechs Seiten zeichnerisch umschreiben, was Ihr glaubt, worum es in dem Film geht. Verspricht spaßig zu werden, oder? Genau das haben sich die Jungs des Berliner Comicmagazins auch gedacht und ihr zweijähriges Epidermophytie-Zölibat pünktlich zum Comic-Salon 2008 gebrochen.
Mit Gregory hat Marc Hempel sicherlich eine der skurrilsten Comicfiguren geschaffen. An diesem Insassen einer Irrenanstalt, der sich am glücklichsten in seiner sicheren Zelle fühlt, scheiden sich die geschmacklichen Geister. Für Andreas Mergenthaler, Mit-Herausgeber des Verlags Cross Cult, war es eine Herzensangelegenheit, die Gesamtausgabe in zwei Bänden um Gregory, die oberschlaue Ratte Herman Vermin und die käsesüchtige Maus Wendell auf Deutsch herauszugeben.
„Daniel und Oleg sind eine WG“, sagt der Klappentext. Und zwar eine im Hamburger Schanzenviertel, wo sich eine Melange aus Alt-68ern, Punks und hippen Werbefuzzis zum sogenannten Szeneviertel vereint. Daniel will um jeden Preis ganz vorne dabei sein, wenn es um die richtigen Styles geht, egal ob es um Musik, Mode, Frisuren oder die Inneneinrichtung geht. Oleg dagegen ist eher der gemütliche Typ, dessen Leben sich zwischen Bong und Spielkonsole abspielt.
Seit dem Erscheinen der ersten Ausgabe von dem Berliner Comiczine mit dem erstmal unaussprechlichen Namen (der im übrigen das Fachwort für „Fußpilz“ ist) ist sind mittlerweile schon 11 Jahre ins Land gegangen.
Tokyo Punk ist das zur Hamburger Messe „Heftich“ Ende 2005 erschienene Magazin der Initiative Comic Kunst e.V. (INC). Der Grundgedanke: Deutsche Undergroundzeichner versuchen sich an Manga.