Rezensionen

Jazam! 3 – Zeit

Cover Jazam 3In der dritten Ausgabe der Anthologie Jazam! geht es diesmal um das Thema „Zeit“ – und es ist wirklich kein böser Rezensentenscherz, dass es mit der Besprechung so lange gedauert hat, denn eines möchte ich von vornherein klarstellen: Die Comic-Kurzgeschichtensammlung Jazam 3 ist ein Fest des Comics.

Gemeinhin ist sowas ja gar nicht so leicht auf die Beine zu stellen, egal ob tolles Fest oder gelungene Sammlung, vor allem, wenn man eine Anthologie macht, vor allem, wenn die Zeichner teils Nachwuchstalente sind. Da wuchert dann normalerweise alles nach allen möglichen Richtungen und der Leser hat am Ende genauso gemischte Gefühle wie der Inhalt aussieht.
Nicht so hier. Mir unbekannt, wie es die Jungs und Mädels von Jazam hinbekommen haben, aber Jazam ist kohärent, schlüssig und unterhaltsam auf jeder umgeblätterten Seite. Sicherlich gibt es auch Geschichten, die mal etwas abfallen, aber das Grundniveau ist sehr hoch.

Martin Rathscheck bei Jazam 3 Wie immer bei Sammlungen findet jeder seine persönlichen Favoriten, und da der Platz nicht reicht, um auf alles einzugehen, will ich ein paar persönliche Highlights nennen:
Der Opener wird von Moritz von Wolzogen bestritten und erklärt, warum Ferien so verdammt schnell vorbei sind und was man mit der kurzen Zeit am besten machen sollte, wenn sie schon fast um sind.
Samuel Rapp liefert mit „Parkbank“ eine wunderbares Stück über das JETZT und das SPÄTER.
Ein ganz grosser Knaller ist „Tempus Fugit“ von Martin Rathscheck (s. links). Fängt auf Seite 24 an und zieht sich durch das ganze Buch, denn das Ferkel und der Golem benutzen eine Zeitmaschine. Und da Zeit im Comic durch das Lesen einer Seite erzeugt wird, wandern sie mal dorthin und mal da hin.
Ambroggio bei Jazam 3Viel besser erklärt Zeit im Comic aber Ambroggio mit einer hervorragenden Understanding-Comics-Scott-McLoud-artigen Schulstunde, welche mit sicherem Strich und einem enormen Bewusstsein für eben diese Problematik alles sehr leicht verständlich darstellt.
„Zeitdiebe“ ist dann das, was unbedingt sein muss: eine Geschichte über Zeitsprünge mit zahlreichen Doppeldeutigkeiten – es fängt schon mt dem Namen des Agenten an: „Justin Time“.

Ich könnte noch sehr lange so weiter machen, denn fast alle genannten Geschichten befinden sich erst im ersten Drittel des Bandes, welcher insgesamt 220 Seiten umfasst.
Noch ein Wort zum Objekt an sich. Es ist wirklich ein kleines, hervorragend gedrucktes Buch. Man glaubt kaum, dass man ein Independent-Produkt vor sich hat. Das hat wirklich so gar nichts mehr von den selbstkopierten Heftchen von früher, die man höchstselbst mit der Post vertreiben musste. Das hier ist ein fettes Gerät für gerade mal 13 Euro. Wer mehr wissen oder direkt den Band bestellen will, einfach mal auf jazam.de vorbei surfen. Das „es lohnt sich“ spar ich mir jetzt mal – die Zeit ist um.

Der vierte Jazam-Band mit dem Thema „Monster“ ist für das Comicfestival München (11.-14. Juni 2009) geplant. Im Blog von Jazam gibt es bereits erste Eindrücke.

Jazam! 3 – Zeit
Eigenverlag
Anthologie (52 Künstler)
Herausgeber: Adrian vom Baur, Nicolas Simon, David Koslowski
220 Seiten, s/w, SC; 13,- Euro
Leseprobe und Bestellmöglichkeiten aller bisherigen Bände auf der Website, aktuelles im Blog

exzellente Comic-Anthologie

Abbildungen © die jeweiligen Künstler