Der Attentäter – Die Welt des Gavrilo Princip
In diesem Jahr jährt sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum hundertsten Male. Steht dieser Krieg hierzulande immer noch sehr im Schatten des Zweiten Weltkrieges, ist dies in anderen Ländern, vor allem in Frankreich, anders. Was daran liegen mag, dass die Schlachten zum größten Teil auf französischem Boden ausgetragen wurden und wenig auf dem deutschen.

Obdachlosigkeit bleibt uns wahrscheinlich sehr fremd, bis wir selbst direkt davon betroffen sind. Es gibt fast keine obdachlosen Comickünstler und so schreibt und zeichnet auch Newcomer Christopher Burgholz (Jahrgang 1988) letztlich, trotz Recherche vor Ort in seinem Wohnort Münster, eine Geschichte aus zweiter Hand – ist diese Distanz Manko oder Chance?
Das Cover dieses Comics ist bereits eine Zusammenfassung dessen, was man inhaltlich erwarten kann: Zusammen mit dem Titel ist dieses junge hübsche Mädchen mit seinen Rehaugen wahrlich eine süße Versuchung, ohne anrüchig zu erscheinen. Vielmehr liegt hier schon eine Kombination aus Unwissenheit um die eigenen Reize und einem Hauch von Berechnung vor, welche auch die Geschichte von Autor Jim und Zeichner Grelin definiert.
„Gröcha“? Was klingt wie ein Frosch im Hals oder eine Kombination zwischen einem Huster und einem ausgesprochenen Wort ist in Wahrheit ein Begriff aus dem Rätoromanischen und heißt auf Deutsch so viel wie „Dreck“. Wobei auch dieser Titel dann zugegebenerweise nicht gerade ein Kaufanreiz ist.
Nach der wunderbaren Graphic Novel Wie ein leeres Blatt, die in jeder Hinsicht überzeugen konnte und vollkommen zu Recht bejubelt wurde, kommt nun also Eine erlesene Leiche. Das erweckt natürlich eine große Erwartungshaltung gegenüber dem neuen Werk von Pénélope Bagieu, die hier auch selbst das Skript verfasst hatte, zumal der Comic auch in der Preisauswahl des Festivals von Angoulême zu finden war.
Der Zeichner Florent Silloray hat sich in einem sehr persönlichen Comic mit der Kriegsgefangenschaft französischer Soldaten im Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Ein bislang eher wenig beleuchtetes Thema, dessen historische Aufarbeitung nun umso wichtiger ist.
Kurz vor seinem 40. Geburtstag bekommt Raphael eine alte VHS-Kassette zugeschickt. Darauf befindet sich eine Aufnahme von seinem 20-jährigen Ich und seiner damaligen Freundin Marie.
Mindestens eine Sekunde ist der Titel des ersten Comicbuchs der Grafikdesignerin Paulina Stulin. Es geht darin um die deutsch-polnische Kunststudentin Agnieszka, die ihr Studium an der Kunsthochschule in Krakau aufnimmt, nachdem sie von der École des beaux-arts in Paris abgelehnt wurde. Das ist vor allem für Agnieszkas Mutter eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung, definiert diese ihr Leben doch vor allem dadurch, dass sie dem Osten entfliehen und in Deutschland eine eigenständige und unabhängige Existenz aufbauen konnte. Und nun sollte die Tochter in den Osten zurückkehren?
Mit seinem aktuellen Comicwerk geht der französische Künstler Riff Reb’s keine Experimente ein: Die Geschichte ist eine getreue Adaption des Romanklassikers Der Seewolf von Jack London, stilistisch baut er auf seinem früheren Comic An Bord der Morgenstern (Carlsen) auf.
Ausgerechnet eine Graphic Novel aus Carlsens neuer Produktschiene für Frauen ist für mich die Comic-Entdeckung des Jahres – dabei war ich doch gar nicht die anvisierte Zielgruppe.