Autor: Daniel Wüllner

Burka

 Wenn man über Religionsgrenzen hinaus Humor betreibt, muss der jeweilige Künstler auf Kritik nicht lange warten: Der Vorwurf der Missachtung der kulturellen Besonderheiten oder gar Blasphemie kann einem vorgeworfen werden. Wir erinnern uns, nur welchen politischen Aufruhr die Mohammed-Karikaturen in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten erzeugt haben. Nun hat die freischaffende Künstlerin Eva Schwingenheuer in ihrem Buch mit dem schlichten Titel Burka den Versuch unternommen, sich der Bekleidung der vollverschleierten Muslima von außen zu nähern. Sie lädt die Leser nicht nur zum Rätseln ein, was sich da für Konturen unter dem „großen Schwarzen“ abzeichnen, sondern kritisiert – wenngleich auch etwas ungestüm – diese Form der Vollverschleierung.

Calvin und Hobbes – Von Monstern, Mädchen und besten Freunden

 In den vergangen Jahren wurden viele beliebte Comicserien einer Frischzellenkur unterzogen. Die Ehre gebührte z. B. Charles M. Schulz' Peanuts: In einer speziellen 25-bändigen Reihe werden derzeit alle Comicstrips chronologisch gesammelt und bei Carlsen neu aufgelegt. Bei gleichem Umrechnungskurs hätte es Schulz' Freund und Kollege Bill Watterson mit seinem Strip Calvin and Hobbes auf nur fünf Bände gebracht (1985-1995). Obwohl es bei ihm dann nicht für die Sonderausgabe gereicht hat, bringt Carlsen nun eine neue Auflage auf dem Markt. „Von Monstern, Mädchen und besten Freunden“ lautet der Titel dieses Sammelbandes, einer Auslese, die sich auf die ersten beiden deutschen Einzelbände „Calvin und Hobbes“ und „Was sabbert da unterm Bett?“ stützt.

Bunte Welt des Frohsinns 1

 Es gibt Zeichner und Autoren, von deren Werken man gar nicht genug bekommen kann und am liebsten sofort den nächsten Comic oder das nächste Buch lesen muss. Fernab von der Welt der Comics lässt sich dieses Phänomen sicherlich am besten bei J.K. Rowlings Harry Potter-Reihe wiederfinden. Mit großem Eifer  haben Horden von Jugendlichen und Erwachsenen die Bücher gelesen und gierig jeden neuen Band herbeigesehnt. Und dann gibt es da noch Eugen Egner, den Meister des grotesken Humors (entsprechende Auszeichnung wurde Egner 2003 in Kassel überreicht). Seine Comics, seine Bildergeschichten und auch seine Cartoons sind eher in geringen Dosen zu genießen und entwickeln so ihr größtmögliches Potential. Diese bestreitbare Tatsache hielt die Verleger von Monsenstein & Vannerdat aber nicht davon ab, mit die Bunte Welt des Frohsinns den ersten Band von Egners Gesamtwerk (exklusive seiner nicht bebilderten Texte) zu veröffentlichen.

Text+Kritik „Comics, Mangas, Graphic Novels“

 Für den Sonderband „Comics, Mangas, Graphic Novels“ der Reihe Text+Kritik erforschten die Wissenschaftler, angeführt von Gastherausgeber Andreas C. Knigge, die Werke von Comic-Künstlern wie Robert Crumb, Will Eisner, Jacques Tardi und auch von eher comicfremden Künstlern wie dem argentinischen Autor Julio Cortázar. Leider scheint dabei die  Graphic Novel, die Blaue Blume des Comics, nicht nur Rechtfertigung für ein solches Projekt zu sein; sie ist immer auch des Pudels Kern, denn fast kein Wissenschaftler kann an ihr vorbeigehen, ohne sie zu würdigen.

Reddition 49/50

 Zum 25. Jubiläum feiert die Reddition, Deutschlands Zeitschrift für Graphische Literatur,  sich selbst und das Medium „Comic“ mit einer fast hundert Seiten starken Doppelausgabe (Band 49 und 50) und dem Titelthema „Comics und Literatur“. Seit 1984 liefert dieses ambitionierte Projekt ausführliche Porträts und Dossiers über europäische, amerikanische und auch japanische Comics und deren Künstler. Dabei lag der Schwerpunkt der Publikation stets auf der exakt aufgearbeiteten Präsentation von historischen Fakten über Comics, interessanten Hintergrundinformationen über Künstler und original Bildmaterial der entsprechenden Publikationen. Zum Jubiläum versuchte man in gewohnter Qualität nachzulegen und auch endlich dem Untertitel der Zeitschrift für Graphische Literatur mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Interview mit Uli Oesterle

 Ein Besuch in der Münchener Künstlergemeinschaft „Die Artillerie „ eröffnet den Blick auf hohe, weiße Altbauräume, in denen zehn Kollegen an Comics, Illustrationen, Designs und vielen anderen Sachen arbeiten. Hier findet sich neben bekannten Gesichtern wie Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg (Die Chronik der Unsterblichen) eine schiere Fülle an Zeichnern, die mit Computern, Pinseln, Federn und Stiften arbeiten. Unter ihnen auch Uli Oesterle , der nach mehr als sechs Jahren seine Gesamtausgabe von Hector Umbra bei Carlsen vorgelegt hat. Mit unserem Redakteur Daniel Wüllner unterhielt er sich über Sympathiefiguren, unsympathische Entscheidungen und den WG-Alltag einer Künstlergemeinschaft.

Miss Tschörmänie

 Passend zum Wahljahr 2009 hat der Eichborn Verlag mit Miss Tschörmänie den ersten  Comic über die Kanzlerin vorgelegt. Auf 64 Seiten bemühen sich der Karikaturist Heiko Sakurai und die Politik-Redakteurin Miriam Hollstein, nicht nur die politische Karriere von Angela Merkel ins rechte Licht zu rücken, sondern verweisen, stets mit einem Augenzwinkern, auf den gesamten Werdegang der ersten deutschen Kanzlerin.

Donjon 6: Der verlorene Sohn

 Vor mehr als zehn Jahren wurde in Frankreich die Idee eines äußerst ungewöhnlichen und dennoch sehr erfolgreichen Comics geboren, der in drei unterschiedlichen Epochen spielen sollte, der an seinem Ende über 300 Ausgaben zählen sollte und dessen Figuren als blutrünstige aber dämliche Monster und (un)heldenhafte Enten konzipiert waren. Seit diesem ursprünglichen Grundgedanken hat sich der Comic zu einer regelrechten Hydra entwickelt, der mit jeder neuen Veröffentlichung ein weiterer, grotesker Kopf wächst und so jeglicher Konzeption der Serie trotzt. Die Väter dieser Idee waren die französischen Comic-Künstler Lewis Trondheim und Joann Sfar und ihr Titel lautete Donjon. Im Hause Reprodukt erschien nun mit Donjon 6: „Der verlorene Sohn“ der neuste Spross in der Donjon-Familie.

Geduld und Gorillas: Wie Illustratoren gemacht werden

Schlägt man heutzutage ein beliebiges Interview mit einem Comic-Zeichner auf, so kann man mit ziemlicher Sicherheit mit dem Auftauchen des Wortes „Illustration“ rechnen. Im Comic-Jargon hat dieser Begriff einen faden Beigeschmack, denn in den Augen der Leser handelt es sich dabei um jene böse Arbeit, zu der Comiczeichner aus finanzieller Not heraus gezwungen werden. Illustrationen scheinen ihnen die kostbare Zeit für ihre eigentliche Arbeit, das Zeichnen von Comics, zu rauben. In dem im Februar erschienenen und herrlich illustrierten Band Geduld und Gorillas gelingt es Herausgeber Pierre Thomé, dieses Vorurteil Stück für Stück zu entkräften. Der Mitbegründer des Comic-Magazins Strapazin legt ein Buch – erschienen im Schweizer Niggli Verlag – vor, das neben Non-Fiction, Werbung und Design den Comic als nur ein mögliches Endprodukt unter vielen im Bereich der Illustration vorstellt. Wie bereits der Untertitel verrät, wird außerdem noch erläutert, warum und wie Illustratoren „gemacht werden“.

 

Fumetto 2009

 Am vergangenen Freitag hat in Luzern zum achtzehnten Mal das jährliche Comic-Festival Fumetto begonnen. Neben dem Stargast David Shrigley und dem „Artist in Residence“ Blutch sind dieses Jahr zum ersten Mal japanische Manga in der Schweiz zu sehen. Direktor Lynn Kost erwartet vom 27. März bis zum 5. April 670 Künstler zwischen 6 und 55 Jahren und natürlich viele Freunde der neunten Kunst.