Autor: Daniel Wüllner

Blood Bowl: Blut und Spiele

 Im Hause Panini findet man neben dem großen Sortiment an Marvel- und DC-Lizenzen auch immer mal wieder Comics aus kleineren amerikanischen Verlagen. So haben zum Beispiel die durch den Spieleproduzenten Games Workshop inspirierten Comics ihren Platz im Regal direkt neben den amerikanischen Superhelden eingenommen. Während die epischen Schlachten von Warhammer und Warhammer 40k vielen Lesern bereits bekannt sein dürften, handelt es sich bei Blood Bowl – auch unter den Tabletop-Spielern – wohl eher um ein unentdecktes Kleinod. Leider erfährt diese kleine Perle unter der Regie des amerikanischen Comic-Verlags Boom Studios eine Heimpleite. Das Auswärtsspiel für Blood Bowl: Blut und Spiele kann bei der deutschen Lesergemeinde wegen mangelnder Bekanntheit des Spiels eigentlich nur noch schlechter ausfallen.

The New Brighton Archeological Society (US)

 Auf dem Cover blicken dem Leser vier Augenpaare entgegen. Die Augen gehören zu vier adrett in Schuluniformen gekleideten Kindern: zwei Jungen und zwei Mädchen, zwei Geschwisterpärchen. Etwas unsicher, aber auch entdeckungslustig, schauen die Augen in die Kamera, in ihre Zukunft, aber auch in eine mysteriöse Vergangenheit. Diese interessierten Beobachter sind die vier kleinen Hauptdarsteller von Image Comics' neuem Comic The New Brighton Archeological Society Book One: The Castle of Galomar von Autor Mark Andrew Smith (Aqua Leung, The Amazing Joy Buzzards, PopGun) und Zeichnerneuling Matthew Weldon; eine phantastische Reise im Comicformat, die junge Leser dazu einlädt magische Welten zu betreten und ältere Leser wieder daran erinnert, was es bedeutet die Welt mit Kinderaugen zu sehen.

Comic Book Comics 3 (US)

 Die  Erfinder des glorreichen Comics Action Philosophers nehmen nun endlich mit dem dritten Teil ihrer Comic Book Comics-Reihe mehr Fahrt auf. Nachdem Fred van Lente an der Schreibmaschine und Ryan Dunlavey an der Zeichenfeder mit ihrem durchgeknallten Bildungscomics über das Leben und die Lehren berühmter Philosophen den Durchbruch geschafft haben, fand ihr neuestes Projekt über die Geschichte der Comics als Comic nur wenig Anklang. Während Rambo-Karl Marx mit seinen M-60 Gründen, warum Kapitalismus eine schlechte Sache sei, die Lacher definitiv auf seiner Seite hatte, wurden die beiden freischaffenden Künstler des Evil Twin Comic-Verlags für ihre Historie der neunten Kunst eher belächelt. In Ausgabe drei haben die beiden endlich wieder zu alter Aggressivität zurückgefunden.

Jahrhundert der Comics – Die Zeitungs-Strip-Jahre

 Im ostwestfälischen Bielefeld gastiert noch bis zum 5.April 2009 die Ausstellung Jahrhundert der Comics – Die Zeitungs-Strip-Jahre. Dabei zeigt das Museum Huelsmann, unter Leitung von Kurator Dr. Alexander Braun, frühe amerikanische Zeitungs-Strips, die so bisher in Deutschland noch nicht zu sehen waren. Die Sammlung, die fast ausschließlich aus dem Privatbesitz des Kurators selbst stammt, führt den deutschen Leser in eine Welt der Zeitungscomics ein, die eigentlich als Wegwerfkultur gedacht war. Ein gern gesehener Begleiter jeder Museumsausstellung – hat man selbige nun besucht oder auch nicht – ist immer der entsprechende Katalog zur Ausstellung. Auf den bebilderten Seiten des stattlichen Folianten findet der Leser neben Reproduktionen der Exponate einen unerlässlichen Fundus an Informationen über die frühen Strips und deren geschichtlichen Kontext. Im Fall dieses begleitenden Katalogs geht jedoch das gedruckte Wort in all seiner Fülle über die Kraft der ausgestellten Bilder hinaus.

Ich bin Legion

 Der Comic-Verlag Cross Cult schaltete sich diesen November in den internationalen Dialog zwischen Frankreich und Amerika ein und brachte mit Ich bin Legion einen äußerst blutigen Weltkriegscomic auf den deutschen Markt. Gestützt wird Fabien Nurys Erzählung über politische Intrigen und übernatürliche Phänomene während des Zweiten Weltkrieges durch den hyperrealistischen Zeichenstil des zweifachen Eisner-Award-Gewinners („Bester Zeichner/Tuscher“ 2004 und 2005) John Cassaday.

 

Interview mit Max (OmU)

 Die Comicwelt ist manchmal größer als man denkt. Aus diesem Grund hat es auch etwas länger gedauert, bis dieses Interview endlich fertig gestellt wurde. Nach einem kurzen Treffen auf der Frankfurter Buchmesse 2007 und dem Termin beim Comic-Salon in Erlangen 2008 erscheint nun endlich das Interview mit dem spanischen Comickünstler Max (alias Francesc Capdevila), der seit den 70er Jahren Europa mit seinen Comics bereichert. Er erklärt Comicgate, wie man unter dem Regime von Franco Comics veröffentlicht und durch Comics mit streng katholischer Erziehung fertig wird.

Wir bieten Euch das Interview im Original auf Englisch und übersetzt auf Deutsch an.

We Are The Strange (DVD)

 Die Zukunft des digitalen Animationsfilms war gestern! Für alle, die diesen Schritt verpasst haben, gibt es jetzt We are the Strange als Doppel-DVD bei Rough Trade. Während der experimentierfreudige Autor und Produzent des Films, M dot Strange, sein fertiges Produkt komplett auf YouTube zur Schau bietet, lohnt sich die Anschaffung dieser Spezialausgabe allein wegen der scharfen Bildqualität, dem überragenden Soundtrack und dem umfangreichen Bonusmaterial (Making of, sechs alternative Soundtracks, unbekanntes Material von M dot Strange). Warum We are the Strange Teil der offiziellen Auswahl beim Sundance Film Festival 2007 war und wieso diese Perle des Animationsfilms erst bei genauerem Hinsehen ihr volles Potenzial entwickelt, verrät euch diese Besprechung.

Comic-Analyse

 Die Geschichte der Comic-Wissenschaft ist eine Geschichte vieler Missverständnisse. Sicherlich verdient jede Bemühung, diese Missverständnisse aufzuklären, zunächst einmal unser Lob, ohne dabei auf Onomatopoesie im Titel („Pow! Peng! Die Welt der Comics“) zurückzugreifen. Jabok F. Dittmar hat gerade einen solchen Versuch mit dem simplen Titel Comic-Analyse bei der UVK Verlagsgesellschaft veröffentlicht. Bereits auf dem Klappentext verspricht der Verlag „eine Systematisierung des Blicks auf den Comic“, was ja im Prinzip eine gute Sache ist, doch leider vollzieht Dittmar diesen Blick nicht ganz so systematisch wie angekündigt.

Adeles ungewöhnliche Abenteuer 10: Das teuflische Labyrinth

 In Deutschland darf man sich auf einen neuen Ausschnitt aus Jacques Tardis wundersamen Erzählkosmos freuen, denn mit „Das teuflische Labyrinth“ erschien gerade der vorletzte Teil von Adeles ungewöhnlichen Abenteuern bei Edition Moderne. Wie bereits bei den vorangegangen Bänden (“Ende der Hoffnung“ oder auch „Alles Monster“) wurde der Titel des zehnten Albums wieder einmal sehr treffend gewählt, da sich die Geschichte selbst wie ein Irrgarten liest.

Presidential Material

 In zwei Wochen, am 4. November, wird das amerikanische Volk seinen neuen Präsidenten wählen. Um die comiclesende Gemeinde auf die Wahl einzustimmen, hat man sich beim Comicverlag Idea and Design Works (IDW) dazu entschieden,  zwei Comicbiographien der Kandidaten zu veröffentlichen. Wir haben mit dem Verantwortlichen für dieses Projekt, Scott Dunbier, gesprochen. Die englische Version des Artikels könnt ihr hier auf Comicgate lesen.  Die deutschsprachige Fassung findet sich auf sueddeutsche.de. Und dann heißt es wieder „Vote or die!“