Rezensionen

Blood Bowl: Blut und Spiele

 Im Hause Panini findet man neben dem großen Sortiment an Marvel- und DC-Lizenzen auch immer mal wieder Comics aus kleineren amerikanischen Verlagen. So haben zum Beispiel die durch den Spieleproduzenten Games Workshop inspirierten Comics ihren Platz im Regal direkt neben den amerikanischen Superhelden eingenommen. Während die epischen Schlachten von Warhammer und Warhammer 40k vielen Lesern bereits bekannt sein dürften, handelt es sich bei Blood Bowl – auch unter den Tabletop-Spielern – wohl eher um ein unentdecktes Kleinod. Leider erfährt diese kleine Perle unter der Regie des amerikanischen Comic-Verlags Boom Studios eine Heimpleite. Das Auswärtsspiel für Blood Bowl: Blut und Spiele kann bei der deutschen Lesergemeinde wegen mangelnder Bekanntheit des Spiels eigentlich nur noch schlechter ausfallen.

Fliegende OrksDas erste Spiel wird in dem Sammelband, der fünf amerikanische Comichefte in sich vereint, auch sofort angepfiffen. Die Aufstellung des Comics liest sich wie folgt: Laut Biografie des Autors, Matt Forbeck, ist dieser scheinbar kein Rookie mehr. Seit 1989 schreibt er Fantasy-Romane, erstellt Gamedesigns für Brett- und Videospiele und hat auch schon zwei auf Videospielen basierende Comics geschrieben. Laut Verlag gibt es keinen Schreiber mit einem besseren Hintergrund für den Job. Neben diesem angeblichen Starspieler schickt Boom Studios Zeichner Lads Helloven aufs Feld, der sich allein schon durch seinen Nachnamen für den Job qualifiziert hat. Hinzu kommt eine ganze Auswechselbank voller Reservekoloristen, die im Verlauf des Comics verdeutlichen, warum sie die Bank drücken.

Die Handlung von Blood Bowl: Blut und Spiele ist schnell zusammengefasst: Das Team der Bad Bay Hackers, angeführt von dem Kapitän Dunk Hoffnung, spielt in fünf aufeinanderfolgenden Episoden um den Gewinn der legendären Blood Bowl-Trophäe. Auf dem Weg dorthin bleiben sowohl gegnerische als auch eigene Spieler auf der Strecke. Die zwei Dinge, die dem blutigen Durchmarsch der Bad Bay Hackers im Wege stehen, sind ein Verräter in den eigenen Reihen und Autor Matt Forbeck selbst, dessen Szenario zwar die ganz eigene Blood Bowl-Atmosphäre einfängt, sich aber liest wie ein Football in die Leisten. Immer wieder verliert der Autor den Überblick über das gesamte Spielfeld und verzettelt sich an Nebenschauplätzen. Erst nachdem diese ausgekostet wurden, fällt ihm auf, dass der Ball bereits weg ist. Diese Erzählweise macht es dem Leser immer schwieriger zu folgen.

Hals über Kopf! Für Kenner des Spiels mag diese Tatsache eher nebensächlich sein, da man durch die aberwitzigen Nebentexte des nichtsichtbaren Kommentatoren­pärchens in die Welt von Blood Bowl gezogen wird. In dieser Welt gehört das Bestechen der Schiedsrichter zum guten Ton  und schweres Gerät auf dem Spielfeld  wird gerne gesehen, außer vom Gegner. Doch wenn man bisher mit dieser Welt noch keinen Kontakt hatte, wird man sie nach der Lektüre sicher nicht besuchen wollen.

Sieht man von der hanebüchenen Handlung einmal ab, entpuppt sich Blood Bowl: Blut und Spiele als ein erfreuliches graphisches Spektakel aus einzelnen Bildern, in denen Köpfe zersägt werden und  jegliche Regel gebrochen wird. Im Gegensatz zu Autor Matt Forbeck hat Zeichner Lads Helloven sein Spiel in den ersten zwei Partien unter Kontrolle. Splashpages, eingeschobene Panels und Close-ups auf abgetrennte Köpfe werden in rasantem Tempo hintereinandergereiht. Die absichtlich übertriebenen Panzerungen und die grotesken Bewegungen der Spieler erleben durch die konsequent krude Kolorierung von Helloven erst ihren schmutzigen Touch. Eben diese Raffinesse fehlt den Auswechselkoloristen Sumi Pak, Andrew Dalhouse und Zac Atkinson, die sich mit ihren Kolorierungen zu strikt an die Vorgaben Hellovens halten und seine Zeichnungen einfallslos wirken lassen.

Alternatives US-Cover Nach diesem Comic kann man für Panini Comics nur hoffen, dass sie sich mit ihren bereits erschienen Games-Workshop-Comics eine Fangemeinde aufgebaut haben, die diesen Comic lesen wird. Einzige Highlights sind der bizarre Humor, der allein aber keine Geschichte transportieren kann, und die Freude an/am graphischen Schlachten, die aber wegen der Kolorierung nur auf den ersten fünfzig Seiten anhält. Abgesehen davon sei Blood Bowl: Blut und Spiele nur Lesern empfohlen, die wirklich jeden Abend vor ihrem hauseigenen Astrogranite sitzen und bis tief in die Nacht Blood Bowl spielen.

Ankündigung: Als Ergänzung zu diesem Comic wird demnächst auch ein neues Blood Bowl-Computerspiel erscheinen.

Blood Bowl: Blut und Spiele
Panini Comics, Januar 2009
Text: Matt Forbeck
Zeichnungen: Lads Helloven
Übersetzung: Hartmut Klotzbücher
128 Seiten, Softcover, farbig; 16,95 Euro
ISBN: 9783866075498

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Abbildungen der dt. Ausgabe: © Panini Comics
Abbildungen der engl. Ausgabe: © Boom Studios