Der Ausreißer
Eigentlich ist es verwunderlich, dass gerade der autobiografische Comic so starke Popularität erlangt hat. Es scheint ja irgendwie schwer vorstellbar, ein langweiligeres Thema für einen Comic zu finden als einen Comiczeichner. Was tun diese bedauernswürdigen Individuen denn schon Spannendes? Sie sitzen in ihrem Zeichenstudio und füllen weiße Seiten mit schwarzen Strichen. Den ganzen Tag lang. Spät nachts gehen sie schlafen, und morgens stehen sie wieder auf, um die selbe Prozedur des Vortages zu wiederholen. Nichts, worüber sich zu erzählen lohnen würde.

Man erinnere sich: Die Agentin Liz Sherman wurde im achten Band der Serie entführt und ihre Kollegen versuchen nun krampfhaft, sie zu finden. Dass ihr Entführer ein Magier ist und schon erfolgreich den Helden Lobster Johnson bekämpfte, macht das Ganze nicht einfacher. Doch es gelingt ihnen, die Spur aufzunehmen und so reisen sie mit militärischer Unterstützung zur chinesisch-russischen Grenze. Doch der Gegner kommt von unerwarteter Seite und auch ihren neuen Verbündeten hätten sich Kate Corrigan, Johann Kraus und Abe Sapien gewiss anders vorgestellt. Und obendrein werden sie vor eine folgenreiche Wahl gestellt.
Mit der vorliegenden, jetzt aber wohl endgültig letzten Ausgabe der Helden ohne Skrupel ist dem Verein Finix Comics nichts weniger als eine kleine Sensationspublikation geglückt. Noch vor der bereits im Jahr 2003 von Carlsen vorgelegten Nummer 0 ist Album 000 anzusiedeln. Das mag kurios klingen, wird aber, wie sich bei der Lektüre zeigen wird, dem schöpferischen Prozess der Reihe gerecht.
Schon der erste Band der neuen Westernserie Wanted suchte sich deutlich einen Weg durch die vielen Genrevorläufer und streifte dabei prominente Vertreter wie etwa Leutnant Blueberry und Durango. Inhaltlich blieb es zunächst überschaubar: Der Kopfgeldjäger Wanted verbündet sich mit dem Halbblut Yaqui Jed, um die Mörder von dessen Familie zu finden. Diese, die Brüder Bull, haben sich mittlerweile zerstreut und am Ende konnten die beiden Jäger nur zwei der Brüder stellen.
King Aroo ist ein fast vergessener amerikanischer Zeitungscomic. Getextet und gezeichnet von Jack Kent erschien der Strip von 1950 bis 1965 in verschiedenen amerikanischen Zeitungen und war mit seiner Mischung aus Wortspielen, visuellem Humor und Slapstick sehr erfolgreich. Der erste Band der deutschen Veröffentlichung, übrigens erstmalig auf Deutsch, vereint die ersten beiden Jahrgänge mit den dazugehörigen Sonntagsseiten.
1967, die große Zeit der Flower Power. Jasper Brown, umjubelter Rockmusiker und Leadsänger der Queen Bees, verbrennt in seinem Schloss in Schottland. Offenbar Selbstmord, wie Scotland Yard feststellt. Doch Browns Freund, der Guru Indranath Ray, und die jamaikanische Reporterin Cassandra Jones haben berechtigte Zweifel an dieser These und fangen an, im Umfeld des totes Sängers zu recherchieren.
Was ist eigentlich so verkehrt an rein historischen Comics? Wieso müssen neue historisch orientierte Serien sich häufig der Faktentreue verweigern und sich stattdessen einem Genremix hingeben? Mittlerweile wäre eine treue Historienadaption mal sehr außergewöhnlich. Aber die Herangehensweise, mehrere Genres zu mischen, hat natürlich auch Vorteile. So wäre historische Faktentreue ein Gerüst, welches die Handlung stark einschränken würde, da man sich nicht beliebig viele Freiheiten nehmen kann. Meist bleibt die Faktentreue denn auch auf das Dekor beschränkt. Andererseits hat Geschichte immer genügend weiße Flecken, die von Fantasie und Schöpferkraft gefüllt werden können. Man kann eben nie alles über das Vergangene wissen..
Die genretypische Verfolgungsjagd zu Beginn des Bandes signalisiert gleich die Veränderung: Das Batmobil, das den flüchtigen Gangstern im Nacken sitzt, hat nicht nur ein schnittiges Neu-Design, sondern fliegt – und im Inneren weist ein grimmiger Robin einen auffallend gesprächigen und relaxten Batman zurecht. Klar, haben wir es hier doch nicht mehr mit der langjährig gewohnten Besetzung zu tun, denn schließlich hieß es im Zuge des Mega- und Meta-Crossovers „Final Crisis“ dank Steinfratze Darkseid ‚Bye-Bye, Bruce Wayne‘ und somit ist eine neue Fledermaus in der Stadt: Ur-Robin und nun Ex-Nightwing Dick Grayson stülpte sich in Folge die Spitzohrmaske übers Haupt. Ihm zur Seite als mittlerweile fünfter Robin der Sohn seines verblichenen Mentors und Thalia al Ghul: Damian Wayne. Und den als schwierigen Fall zu bezeichnen ist so ziemlich untertrieben.
Seine Wandelbarkeit hat der französische Künstler Blutch (alias Christian Hincker) ja bereits bewiesen: In Blotch (Avant-Verlag) skizzierte er episodenhaft das Leben eines zynischen, arroganten Illustrators in Paris, in Der kleine Christian (Reprodukt) überzeichnete er autobiografische Jugenderinnerungen. Was beide Werke verbindet, die spielerische Anlehnung an die eigene Person Blutchs, bleibt im jetzt veröffentlichten Album Peplum hingegen außen vor. Es versetzt den Leser in die Vergangenheit, genauer gesagt ins antike Römische Reich.
Mit dem zweiten Band von Missi Dominici liegt die Fortführung des Genremix aus Historie und Fantasy vor. Ein kleiner Rückblick: Das sogenannte Kind des Tierkreiszeichens, welches besondere Kräfte hat, führt die Stämme der osteuropäischen Ureinwohner an, welche sich gegen die christlichen Invasoren und die Christianisierung wehren. Die Reiter der Apokalypse, ebenfalls mit besonderen Kräften ausgestattete geheimnisvolle Krieger, bringen Tod und Verderben in das Land und machen somit ihrem Namen alle Ehre, während zwei Ritter der Missi Dominici aus noch unerfindlichen Gründen sich ebenfalls auf die Suche nach dem Kind machten.