Rezensionen

Peplum

Cover PeplumSeine Wandelbarkeit hat der französische Künstler Blutch (alias Christian Hincker) ja bereits bewiesen: In Blotch (Avant-Verlag) skizzierte er episodenhaft das Leben eines zynischen, arroganten Illustrators in Paris, in Der kleine Christian (Reprodukt) überzeichnete er autobiografische Jugenderinnerungen. Was beide Werke verbindet, die spielerische Anlehnung an die eigene Person Blutchs, bleibt im jetzt veröffentlichten Album Peplum hingegen außen vor. Es versetzt den Leser in die Vergangenheit, genauer gesagt ins antike Römische Reich.

Der Titel Peplum ist eine alternative Bezeichnung für das Genre des Sandalenfilms. Blutchs Geschichte ist vordergründig sicher als Sandalencomic zu bezeichnen, prangt doch nicht ohne Grund die Hauptfigur bereits vom Titelbild mit eben solchem Schuhwerk. Und auch historisch ist Peplum um den Sturz Cäsars im römischen Senat herum verortet, ein Ereignis im Übrigen, das hier am Rande thematisiert wird.

Der Fokus liegt jedoch auf Publius Cimber bzw. auf der Person, die sich als jener ausgibt. Cimber, ein Adliger, der aus dem Imperium ausgestoßen wurde, sucht im entlegensten Winkel des Reiches einen Schatz. Dieser entpuppt sich als eine im Eis konservierte Frau. Cimber und seine zwei Gefährten nehmen die Dame mit auf ihre weitere Reise. Nach einem Unfall ergreift einer der Drei die Gelegenheit, entledigt sich der anderen beiden und gibt sich anschließend als Publius Cimber aus.

Seite aus PeplumDieses erste Kapitel ist erst der Auftakt einer wahren Odyssee für den Namensdieb. Der ist ein triebgesteuerter, manischer Betrüger, der schlichtweg von seiner Besessenheit gesteuert wird; es ist die Besessenheit von der eisgefrorenen Schönheit.
Deshalb ist Blutchs zehn Kapitel umfassende Story mehr als ein Comic, der von der Antike handelt. Das tut er zwar, aber das steht nie so richtig im Mittelpunkt. Es ist die Erzählung von einem Mann, der von seiner Lust, seiner Liebe und (aufgrund seines unrechtmäßig erworbenen Titels) seiner zeitweiligen Macht korrumpiert wird. Für seinen Schatz, seine göttliche Schönheit begeht er Morde und gibt seine Menschlichkeit völlig auf.

Blutch charakterisiert seine Figur ohne allzu viele Worte. Er erzählt durch schwarz schraffierte Bilder, die Platz lassen für die Brutalität und den Wahnsinn. Peplum ist aufgrund seiner grafischen und narrativen Stilistik keine leichte Kost und eine, auf die man sich erst einmal einlassen muss. Der Autor macht es einem nicht immer leicht, seiner Intention zu folgen, aber gerade das macht diesen Comic zur lohnenden Herausforderung. 

 

Wertung: 8 von 10 Punkten

Hervorragendes Comicstück mit einer überzeugenden Erzähltechnik

 

Peplum
Avant-Verlag, Dezember 2010
Text und Zeichnungen: Blutch 
160 Seiten, s/w, Softcover
Preis: 25 Euro
ISBN: 978-3-939080-44-2
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe Avant-Verlag