Alle Artikel mit dem Schlagwort: Reprodukt

Blast 1 – Masse

Manu Larcenet bewies sein erzählerisches Talent bereits mit den Comics Der alltägliche Kampf, Die Rückkehr aufs Land und Die wundersamen Abenteuer (in welchem er berühmte Persönlichkeiten persiflierte). Für sein Mammut-Projekt Blast führt er seine knubbelnäsigen Figuren ins realistische Metier über; wo sich Larcenets Arbeit zuvor durch Unbeschwertheit und Farbe auszeichnete, herrscht hier düsterer Realismus vor.  

Die Sputnik-Jahre

Die Sputnik-Jahre erzählt vom kleinen Jungen Igor, der im Jahr 1957 in einer kleinen lothringischen Industriestadt lebt. Dort liefern sich Kinderbanden nach der Schule Wettkämpfe um die Vorherrschaft, als Indianer verkleidet mit Pfeil und Bogen oder auf dem Fußballplatz. Zur Not auch mit Gewalt. 

3 Sekunden

Ein normaler Comic ist für Marc-Antoine Mathieu scheinbar nicht genug. Der Mann experimentiert einfach zu gerne und verschiebt mit jedem neuen Werk die Grenzen des Mediums wieder ein kleines Stück nach außen. Das bewies er nicht zuletzt bei seinen Arbeiten über Julius Corentin Acquefacques, den Angestellten im ominösen Ministerium für Humor, wo Mathieu mit Farben und Formen spielte, den Comic als Vehikel benutzte, um für den Leser neue Dimensionen zu erkunden, das Korsett der linearen Panel-Erzählstruktur aufzubrechen und auf den Kopf zu stellen.

Portugal

Comiczeichner Simon Muchat steckt in einer handfesten Lebenskrise: Sein neues Buchprojekt schreitet nicht voran, der Hausbau gestaltet sich schwieriger als erwartet und seine Freundin verzweifelt so langsam an seiner Lethargie. Doch als ihn unvermittelt die Einladung zur Hochzeit seiner Cousine aus Portugal erreicht, begibt sich Simon schließlich auf die Spuren seiner portugiesischen Wurzeln. Hier entflammt seine Lebensfreude von Neuem und die Inspiration kehrt zurück.

Mach’s gut, Chunky Rice

13 Jahre nach seinem Erscheinen in den USA hat es Craig Thompsons Erstlingswerk Good-bye, Chunky Rice auch endlich nach Deutschland geschafft, Thompson hat hierfür sogar den Titelschriftzug neu gelettert. Dabei ist höchstens die lange Wartezeit auf den Band verblüffend, nicht aber die Tatsache, dass er hierzulande überhaupt veröffentlicht wird.

Ralph Azham 1&2

In einem abgelegenen Dorf wächst ein Kind mit einer besonderen Gabe heran, das der lang ersehnte Auserwählte sein könnte, der die Terrorherrschaft des die Lande mit seinen wilden Horden terrorisierenden Oberschurken beenden soll … Ja, diese knappe Inhaltsangabe klingt wahrlich wie die schlimme Androhung einer in Klischees und Pathos ertränkten Fantasygeschichte vom Fließband. Da wir es aber mit dem neuesten Werk des französischen Ausnahmekünstlers Lewis Trondheim zu tun haben, darf man auf eine eher unkonventionelle Auslegung der alten Auserwähltenmär hoffen.

X

Warum sich einen komplizierten Titel ausdenken, wenn es doch ganz einfach geht? Comics von Charles Burns sind ja gemeinhin überhaupt nicht leicht zu verstehen. Das lässt die schlichte Bezeichnung  seines neuen Werkes, X, fast schon ironisch wirken.

Ich habe Adolf Hitler getötet

Der neue Comic des norwegischen Künstlers Jason (Pssssst!,Hey, warte mal…, Hemingway) verstört gleich in zweifacher Hinsicht (eigentlich in dreifacher, aber an die anthropomorphen Figuren hat man sich ja bereits gewöhnt): Zum einen existiert in seiner Geschichte das Zeitreisen, zum anderen zeichnet er eine Gesellschaft, in der Auftragskiller ein ganz normaler Beruf ist. Eben dies ist die Arbeit des namenlosen Protagonisten; ob Ehefrau, Verwandte oder Chef, fast jeder will irgendjemanden loswerden, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Das Geschäft floriert, aber der Killer ist desillusioniert, von seiner Tätigkeit und seiner Gattin gleichermaßen.

Habibi

Schon die Erscheinungsweise macht deutlich, dass Habibi ein außergewöhnliches Werk ist. Der neue Comic von Craig Thompson, der langerwartete Nachfolger seines großen Erfolgs Blankets, an dem er sechs Jahre lang gearbeitet hat, kommt gleichzeitig in englischer, französischer und deutscher Sprache auf den Markt – das ist selten auf dem Buchmarkt, und bei Comics erst recht. Dieser Sonderstatus setzt sich in der Aufmachung fort: Habibi ist ein voluminöser Klotz von 672 Seiten, der mit Goldverzierung auf dem Hardcover-Einband, Lesebändchen und schwerem Papier sehr edel daherkommt. Wird Thompsons Erzählung dem pompösen Auftritt des Buches gerecht?

Wandering Ghost

Die Hamburger Künstlerin Moki ist manchen sicherlich bekannt durch ihre Beiträge in der Comic-Anthologie Orang oder durch ihr 2006 erschienenes Buch asleep in a foreign place (Kiki Post), für das sie sogar den Sondermann-Preis für den Besten Newcomer bekommen hat.

Ihr neues Buch Wandering Ghost knüpft an Altbewährtem an und lässt sich als weiterer Ausdruck einer märchenhaften, stummen Fantasiewelt bezeichnen.