Alle Artikel mit dem Schlagwort: Carlsen

Ein Vertrag mit Gott

 Will Eisner – kann man ihn unvoreingenommen lesen, ohne gleich von seinem vorauseilenden Ruf in der Comicszene erschlagen zu werden? Dürfte man sich als Comicrezensent überhaupt herausnehmen, diesen „wichtigsten Zeichner Amerikas“ (F.A.Z.) zu kritisieren? Ich habe versucht, den ersten Band der „Will Eisner Bibliothek“ im Carlsen Verlag, Ein Vertrag mit Gott Mietshausgeschichten so zu lesen, wie es ein unbescholtener Textbücher-Leser tun würde, dem plötzlich dieser voluminöse Band in die Hände fällt – und war schlichtweg begeistert!

Bob Dylan – Revisited

 Als ich zum ersten Mal die Ankündigung vernahm, dass bei Carlsen Comics ein Comicband mit dem Titel Bob Dylan – Revisited erscheinen wird, ging ich intuitiv davon aus, dass es sich dabei um eine gezeichnete Biografie des Künstlers handeln würde. Aber weit gefehlt, das im mittlerweile bewährten, verkleinerten „Graphic Novel“-Format des Verlages (aber in diesem Fall ausnahmsweise nicht als eine solche deklariert) vorgelegte Buch verzichtet wohltuenderweise komplett darauf, das Leben Bob Dylans nachzuzeichnen oder auch nur dessen Stellenwert für die Folk- und Rockmusik zu beleuchten.

Die Plastikmadonna

 Die französischen Künstler Pascal Rabaté und David Prudhomme sind spätestens seit diesem Jahr dem deutschsprachigen Comicleser nicht mehr unbekannt. Von beiden wurde unlängst je ein Werk bei Reprodukt veröffentlicht, zum einen Rabatés Bäche und Flüsse, zum anderen Prudhommes Rembetiko. Die Plastikmadonna, eine Kollaboration, erschien nun bei Carlsen unter dem großzügig bedientem Graphic-Novel-Label.

Faust – Der Tragödie erster Teil

 Noch bevor Flix mit Held und dessen Nachfolgebänden seinen Durchbruch als Comiczeichner schaffte, hatte er bereits einen Comic bei Eichborn veröffentlicht, der mittlerweile längst vergriffen ist: Who the Fuck is Faust?, seine parodistische Version des großen deutschen Literaturklassikers. Im letzten Jahr kehrte Flix zurück zu diesen Wurzeln und widmte sich noch einmal dem Faust. Für die FAZ entstand ein 80-teiliger Fortsetzungscomic, der von Juli bis Dezember 2009 lief und nun als leicht überarbeitete Buchausgabe bei Carlsen vorliegt.

Ein Zoo im Winter

 Im Jahr 1966 kündigt der junge Künstler Hamaguchi seinen Job in einer Textilfabrik, zieht nach Tokio und und wird einer der Assistenten des renommierten Mangakas Kondo. Doch auch im Atelier des Sensei ist die Arbeit für einen Mangaverlag nicht unbedingt der große Traum, wie Hamaguchi bald feststellen muss. Als Teil eines Teams darf er lediglich tuschen, Hintergründe zeichnen oder Speedlines hinzufügen. Hinzu kommt der Zeitdruck, wenn Deadlines eingehalten werden müssen.

Kirihito 1+2

 Der Klappentext spricht vollmundig von „einem der großen Meisterwerke der Comic-Geschichte“, das nun knapp 40 Jahre nach der Erstveröffentlichung in Japan erstmals auf Deutsch erscheint. Kein Zweifel, Autor und Zeichner Osamu Tezuka gehört zu den ganz großen Comickünstlern der Welt und es ist höchste Zeit, dass seine Werke jenseits von Astro Boy endlich auch bei uns zugänglich werden. Der Carlsen Verlag machte vor wenigen Jahren mit Tezukas Hitler-Parabel Adolf den Anfang und legt nun mit dem Dreiteiler Kirihito nach. Der Manga um eine geheimnisvolle Krankheit, die Menschen zu hundeähnlichen Gestalten mutieren lässt, ist ein vielschichtiger Thriller mit unzähligen visuellen Einfällen, dem man sein Alter kaum ansieht. Ohne Frage ein lesenswerter Comic, aber ein „großes Meisterwerk“? Eher nicht.

Von der Natur des Menschen

 Ursprünglich sollte der Titel der deutschen Übersetzung dieses Comics Die kaukasische Ulme lauten. Da sich dieser jedoch lediglich auf eine der enthaltenen Erzählungen bezogen hätte, tat man bei Carlsen gut daran, den Titel nochmal zu überdenken. So heißt der Band nun vielsagenderweise Von der Natur des Menschen; vom ersten Eindruck her klingt der zwar austauschbar und pathetisch, aber damit hat man von Verlagsseite in jedem Fall den Nagel auf den Kopf getroffen.

Das kleine Rockbuch

 Das neue Jahrhundert hat seine erste Dekade fast verbraucht und schon zeichnen sich zwei Trends ab: Zum einen befinden wir uns im Zeitalter der konstanten Beschleunigung, in dem Informationen immer schneller durch unsere Computer gejagt werden. Zum anderen erzeugt diese wahnwitzige Geschwindigkeit einen unstillbaren Durst nach immer mehr Informationen. Jede Minute trudelt eine neue Eilmeldung per RSS-Feed herein, die wir auf keinen Fall verpassen dürfen; jede Sekunde zwitschert man seinen Followers eine Nachricht zu und stillt doch nur kurz die Gier nach Neuem. Nur manchmal gelingt es, einen Moment inne zuhalten, zurückzublicken und zu genießen. 

RG 1: Riad an der Seine

 Der Autor dieses Comics, Pierre Dragon, heißt in Wirklichkeit ganz anders. Hauptberuflich arbeitet er nämlich beim Nachrichtendienst der französischen Polizei, den „Renseignements Généraux“, kurz RG. Ein echter Geheimagent also. Dieser lernte 2006 (im Zusammenhang mit dem Konflikt um die Mohammed-Karikaturen) Joann Sfar kennen, den französischen Hansdampf in allen Comic-Gassen. Sfar war fasziniert von den Geschichten, die ihm Dragon aus seinem Arbeitsleben erzählte und brachte ihn mit dem Schweizer Zeichner Frederik Peeters (Blaue Pillen) zusammen. Wenig später erschien dann der erste Band von RG bei Bayou, der von Sfar betreuten Comic-Edition im Verlag Gallimard.

Der spazierende Mann

 Der unermüdliche Pionier Jiro Taniguchi dringt erneut in schwer zugängliche Gefilde des Erzählens vor und erweitert wieder die Grenzen der Comicliteratur – im Buch Der spazierende Mann überaus gelungen.
Was erzählt die Geschichte? Keine Geschichte!
Was ist die Handlung? Keine Handlung!