Autor: Marc-Oliver Frisch

Charlatan Ball (US)

Mit US-Autor Joe Casey und mir ist das so eine Sache. Ich mag seine Comics sehr, aber ich bin auch der erste, der zugibt, dass diese oft nicht besonders gut und manchmal sogar schlecht sind. Charlatan Ball, gezeichnet von Andy Suriano, ist auch wieder so ein schwieriger Fall. Qualitativ liegt der Comic insgesamt im oberen Mittelmaß, aber ich finde ihn trotzdem klasse. Die Hauptfigur ist Chuck Amok, ein glückloser Zauberkünstler, der durch mysteriöse Umstände plötzlich von einer kosmischen Instanz auf eine Reise über mehrere Dimensionen geschickt wird. Grund: Chuck, der es bisher nicht einmal fertig bringt, ein ordentliches Karnickel aus dem Hut zu ziehen, soll an einem Wettstreit der Zauberer teilnehmen. Stilistisch ist das ganze Gødland, einer weiteren Casey-Eigenschöpfung die zurzeit bei Image erscheint, nicht unähnlich: Auch Surianos Zeichnungen erinnern stark an die Jack Kirbys. Und die Erzählweise steht der von Gødland in Sachen Wahnwitz in nichts nach. Charlatan Ball, könnte man sagen, ist sowas Steve Ditkos „Doctor Strange“ auf Anabolika, gemischt mit Alice im Wunderland auf LSD, oder umgekehrt. Ein übergroßer, gebildeter aber latent gewalttätiger …

Zur Lage der Nation: Die letzte Rede des George W. Busch

 An und für sich sind die Bayern ja oft ein Grund zur Freude, aber manchmal ärgert man sich auch über sie – in meiner neuen Stammkneipe in Idaho zum Beispiel. Bin ich den ganzen Weg hierher gekommen, um dann Anfang Oktober plötzlich mit lautstarker Blasmusik vom Fass beschallt und von Kellnern in Lederhosen belästigt zu werden, die mir zudem noch Bratwurst und Sauerkraut andrehen wollen? Doch eher nicht. Teil meines Marschgepäcks aus der Heimat war – pflichtbewusster Rezensent, der ich nun einmal bin – der neue Comic von Moritz Reischl, alias Mosbichler, und der ist leider auch so ein Fall.

Der alltägliche Kampf 3: Kostbarkeiten

 “Dies ist die Geschichte eines trauernden Fotografen, einer Werkstatt voller Erinnerungen, eines wichtigen Buches und vom lieben Augustin…“ Passende Klappentexte sind eine Kunst für sich, und im Falle von „Kostbarkeiten“ darf man das Unternehmen einmal als gelungen betrachten. Der dritte Band der Reihe Le combat ordinaire von Emmanuel Larcenet hat tatsächlich einiges zu bieten. Um Väter und Söhne geht es, um die Natur und ums Erwachsenwerden, den Preis des Krieges, Sinn und Unsinn der Psychoanalyse, Mütter und Brüder, Eulen und Hackbraten und Dockarbeiter und Korken und Beziehungen und … na ja, den lieben Augustin eben.

PlusPlus Comics

 Bei der Verleihung des Max-und-Moritz-Preises in Erlangen wurde in diesem Jahr zum ersten Mal eine Auszeichnung in der Kategorie „Beste studentische Publikation“ vergeben. Preisträger ist die schweizer Anthologie Plusplus Comics. Der handliche, ansprechend gestaltete Band vereint auf hundert schwarz-weiß-Seiten elf Autoren und Autorinnen aus der Schweiz und Deutschland mit bunt gemischten Beiträgen zum Thema „Haus“.

Im Rahmen eines Hörfunk-Seminars hat Marc-Oliver eine Audio-Besprechung des Comics produziert, die Ihr Euch hier, je nach Geschmack, per Streaming oder Download anhören könnt.

Mind the Gap 28: Previews 10/2006

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NEU AB DEZEMBER:

Wunderliches von Bryan Talbot, Erschreckendes von Bill Gaines, Al Feldstein, Harvey Kurtzman et al., Apokalyptisches von Phil Hester und Brook Turner, Hochtouriges von Nicolas Mahler, Zuverlässiges von Jim Massey und Robbi Rodriguez, Gruftiges von Eric Wight, Neu-Universales von Warren Ellis und Salvador Larroca, Investigatives von Darwyn Cooke, Idyllisches von Gail Simone und Neil Googe und Unterirdisches von Paul Chadwick.

Mind the Gap 27: Previews 09/2006

thumb_previews2006-09Neue US-Comics im November 2006:
 
Nostalgisches von Joe Casey und Will Rosado, Mitternächtliches von Mike Carey und Jim Fern, Schmerzhaftes von Garth Ennis und Chris Sprouse, Kostensparendes von Christos N. Gage und Doug Mahnke, Kompaktes von Grant Morrison, Frank Quitely et al., Nachrichtliches von Jonathan Hickman, Amerikanisches von Jamie Delano und Goran Sudžuka, Kommunistisches von Danny Bilson, Paul DeMeo, Adam Brody und Jerry Ordway, Mafiöses von Ron Marz und Mirko Colak, Brutales von Peter David und George Pérez, Herzerweichendes von Ian Shaughnessy und Mike Holmes, Archetypisches von Darwyn Cooke und Tim Sale und Zotiges von Paul Cornell und Trevor Hairsine.

Mind the Gap 26: Previews 08/2006

thumb_previewsNeue US-Comics im Oktober 2006

Düsteres von Kurt Busiek und Brent E. Anderson, Autoritäres von Grant Morrison und Gene Ha, Kritisches von Brian Azzarello und Carlos D'Anda, Genetisches von Gail Simone und Talent Caldwell, Kriminelles von Ed Brubaker und Sean Phillips, Verdammtes von Cullen Bunn und Brian Hurtt, Waghalsiges von Brubaker und Michael Lark, Mystisches von Brian K. Vaughan und Marcos Martin, Paradisisches von B. Clay MooreSteven Griffin, Winziges von Robert Kirkman und Phil Hester, Undefinierbares von John Woo, Garth Ennis und Jeevan Kang, Piratenmäßiges von Rick Spears und Vasilis Lolos und Prägnantes von Chris Ryall und Ashley Wood.

Mind the Gap 25: Previews 07/2006


Neue US-Comics im September:

ALLTÄGLICHES!
von Harvey Pekar. GESCHICHTLICHES! von Larry Gonick. ARGENTINISCHES! von Carlos Trillo und Eduardo Risso. MYSTERIÖSES! von Michael Avon Oeming. TROSTLOSES! von Warren Ellis und J.H. Williams III. FABULÖSES! von Bill Willingham. EXTRAORDINÄRES! von Alan Moore und Kevin O’Neill. POLITISCHES! von Sid Jacobson und Ernie Colón. SKORBUTISCHES! von Ross Richie. BESTRAFENDES! von Matt Fraction und Ariel Olivetti. STEINHARTES! von Joe Casey und Charlie Adlard. ROMANTISCHES! von Tom Beland. BRITISCHES! von Christos N. Gage und Mike Perkins. Und STÜRMISCHES! von Grant Morrison, Jim Lee, Mike Carey und Whilce Portacio.

Mind the Gap 24: Previews 06/2006

Einem neuen Werk von Alan Moore ist per se schon ein gewisser Medienrummel sicher, und ganz besonders natürlich, wenn man die Faktoren „Porno“ und „USA“ ins Spiel bringt. Was im August 2006 allerdings erschwerend hinzukommt, ist, dass Lost Girls auch sexuelle Handlungen von Minderjährigen darstellen soll – und zwar sowohl untereinander als auch mit Erwachsenen. Das schlägt Wellen: Der kanadische Comic-Fachhandel hat dem Werk bereits die Absage erteilt, und auch einige US-amerikanische Händler haben schon angekündigt, Lost Girls gar nicht oder nur unter der Ladentheke verkaufen zu wollen. Moores Verteidiger andererseits, unter ihnen Rich Johnston, wiegeln derweil eifrig ab und berufen sich auf die künstlerische Freiheit und darauf, dass Lost Girls ein reines Fantasie- und Kunstprodukt sei.

Mind the Gap 23: Previews 05/2006

Das bombastische Seven Soldiers ist noch genau eine Ausgabe von seinem Finale entfernt, die sequentielle Tütensuppe 52 zählt nicht, All-Star Superman erscheint im Schneckentempo und auf seine Neuauflage von Wildcats und The Authority muss man auch noch etwas warten. Was also tun, um die blau lodernde Gier nach Neuem vom derzeit begnadetsten Autor im amerikanischen Comic-Mainstream zu stillen?
Die Rede ist – natürlich – von Grant Morrison. Die Antwort, ab Juli 2006: Batman lesen.