Charlatan Ball (US)
Mit US-Autor Joe Casey und mir ist das so eine Sache. Ich mag seine Comics sehr, aber ich bin auch der erste, der zugibt, dass diese oft nicht besonders gut und manchmal sogar schlecht sind. Charlatan Ball, gezeichnet von Andy Suriano, ist auch wieder so ein schwieriger Fall. Qualitativ liegt der Comic insgesamt im oberen Mittelmaß, aber ich finde ihn trotzdem klasse. Die Hauptfigur ist Chuck Amok, ein glückloser Zauberkünstler, der durch mysteriöse Umstände plötzlich von einer kosmischen Instanz auf eine Reise über mehrere Dimensionen geschickt wird. Grund: Chuck, der es bisher nicht einmal fertig bringt, ein ordentliches Karnickel aus dem Hut zu ziehen, soll an einem Wettstreit der Zauberer teilnehmen. Stilistisch ist das ganze Gødland, einer weiteren Casey-Eigenschöpfung die zurzeit bei Image erscheint, nicht unähnlich: Auch Surianos Zeichnungen erinnern stark an die Jack Kirbys. Und die Erzählweise steht der von Gødland in Sachen Wahnwitz in nichts nach. Charlatan Ball, könnte man sagen, ist sowas Steve Ditkos „Doctor Strange“ auf Anabolika, gemischt mit Alice im Wunderland auf LSD, oder umgekehrt. Ein übergroßer, gebildeter aber latent gewalttätiger …

An und für sich sind die Bayern ja oft ein Grund zur Freude, aber manchmal ärgert man sich auch über sie – in meiner neuen Stammkneipe in Idaho zum Beispiel. Bin ich den ganzen Weg hierher gekommen, um dann Anfang Oktober plötzlich mit lautstarker Blasmusik vom Fass beschallt und von Kellnern in Lederhosen belästigt zu werden, die mir zudem noch Bratwurst und Sauerkraut andrehen wollen? Doch eher nicht. Teil meines Marschgepäcks aus der Heimat war – pflichtbewusster Rezensent, der ich nun einmal bin – der neue Comic von Moritz Reischl, alias Mosbichler, und der ist leider auch so ein Fall.
“Dies ist die Geschichte eines trauernden Fotografen, einer Werkstatt voller Erinnerungen, eines wichtigen Buches und vom lieben Augustin…“ Passende Klappentexte sind eine Kunst für sich, und im Falle von „Kostbarkeiten“ darf man das Unternehmen einmal als gelungen betrachten. Der dritte Band der Reihe Le combat ordinaire von Emmanuel Larcenet hat tatsächlich einiges zu bieten. Um Väter und Söhne geht es, um die Natur und ums Erwachsenwerden, den Preis des Krieges, Sinn und Unsinn der Psychoanalyse, Mütter und Brüder, Eulen und Hackbraten und Dockarbeiter und Korken und Beziehungen und … na ja, den lieben Augustin eben.
Bei der Verleihung des Max-und-Moritz-Preises in Erlangen wurde in diesem Jahr zum ersten Mal eine Auszeichnung in der Kategorie „Beste studentische Publikation“ vergeben. Preisträger ist die schweizer Anthologie Plusplus Comics. Der handliche, ansprechend gestaltete Band vereint auf hundert schwarz-weiß-Seiten elf Autoren und Autorinnen aus der Schweiz und Deutschland mit bunt gemischten Beiträgen zum Thema „Haus“.