Lulu – Die nackte Frau
Auch wenn der Titel des neuen Splitter Books Lulu – Die nackte Frau den Anschein erwecken mag: Mit Erotik oder gar Pornographie hat der Band rein gar nichts zu tun. Vielmehr bezieht sich das „nackte“ im Titel auf das Lösen von allen Verstrickungen und Verpflichtungen. Das Loslassen, alles einfach mal sein lassen: Das hat sich wohl jeder einmal erträumt. Und genau dies ist das zentrale Thema dieses leisen und poetischen Bandes.

Die in Erlangen lebende Comicbloggerin Lisa Neun veröffentlicht ihre autobiografischen Comicepisoden normalerweise regelmäßig in digitaler Form auf ihrem Blog. Daneben war sie u.a. bereits in den Anthologiereihen Panik Elektro und Jazam! vertreten. Im Dezember vergangenen Jahres publizierte sie schließlich in Eigenriege ihr erstes gedrucktes Buch.
Mit dem dritten Band „Jelami“ liegt nun das Finale der Serie Missi Dominici vor. Ein wesentlicher Bestandteil der Serie besteht darin, dass, wie so oft in dem Genre, wahre historische Tatsachen mit Fantasy vermischt werden. Hier geht es – vor der historischen Leinwand der Christianisierung des Ostens mit Waffengewalt durch den Deutschritterorden – um sich streitende Gruppierungen mit magischen Kräften.
Der US-Verlag Tokyopop, der mittlerweile (im Gegensatz zu seinem deutschen Ableger) nur noch sehr eingeschränkt aktiv ist, brachte zu seiner Hochzeit nicht nur aus Asien importierte Mangaserien heraus, sondern produzierte auch viele eigene Stoffe, die als sogenannte OEL Manga (Original English Language Manga) vermarktet wurden. Darunter waren ein paar hochinteressante Comics, die stilistisch wenig mit klassischen Mangaklischees zu tun hatten, sondern vielmehr eine ganz eigene Mischung aus östlichen und westlichen Einflüssen präsentierten. Im Zuge von drastischen Sparmaßnahmen das OEL-Programm 2008 fast komplett gestoppt und viele Serien wurden nie fortgeführt.
Der französische Zeichner, Autor und Kolorist in Personalunion, Patrick Prugne, konnte in den letzten Jahren die deutsche Leserschaft schon mit mehreren Alben für sich gewinnen: sowohl Canoe Bay als auch Die Herberge am Ende der Welt (sowie der etwas ältere Comic Fol) wussten die geneigten Betrachter mit ihren Aquarellbildern zu fesseln. Prugnes Sujets waren den breit angelegten Panels, die man für Aquarelle benötigt, damit diese Technik gut wirken kann, auf gelungene Art und Weise angepasst. Canoe Bay spielte in den frühen Siedlungszeiten der USA, also vor der Epoche, die gemeinhin als Western gilt, und Die Herberge am Ende der Welt spielte an einer Küste und wusste mit beeindruckenden Meereseindrücken zu punkten. Man konnte also gespannt sein, wohin Prugne seine Leser diesmal mitnimmt.
Angesichts des Zweiteilers Kililana Song, dessen erste Hälfte letzten Herbst erschienen ist, ist es nahezu ein Wunder, dass noch keiner der Comics von Benjamin Flao auf Deutsch vorliegt. Abgesehen von einem kleinen Beitrag in der Anthologie Bob Dylan: Revisited aus dem Carlsen Verlag ist jedenfalls mir keine deutsche Veröffentlichung von Flao bekannt. Man kann man hier also wahre Entdeckung machen.
Der schottische Zeichner, Autor, Illustrator und Cartoonist Tom Gauld ist hierzulande nicht sonderlich bekannt. Ganz im Gegensatz zu seiner Heimat, wo er wöchentliche Comicstrips für den Guardian zeichnet, in diversen Anthologien publizierte und kleinere Buchveröffentlichungen aufweisen kann. Goliath ist sein erster längerer Comic, und die Idee dahinter ist sehr überzeugend.
Im Gegensatz zu Deutschland ist in Frankreich der Erste Weltkrieg das verbliebene große Trauma. Während sich in Deutschland der Krieg von 1914 bis 1918 in immer weiter weg gelegene historische Dimensionen begibt, ist in Frankreich der Krieg immer noch in den Köpfen präsent. In Deutschland ist es natürlich der Zweite Weltkrieg, was wenig verwunderlich ist angesichts dessen Schrecken und der enormen Schuld. Warum aber ist der Erste Weltkrieg für die Franzosen so sehr traumatisch, dass Kriegsabenteuer, oder besser Kriegsschilderungen, meistens auf diesen Krieg Bezug nehmen?
Lange Jahre hat Hellboy-Schöpfer Mike Mignola auf diesen Moment hingearbeitet. Mit „Der Sturm“ schließt sich nicht nur die jüngste Trilogie, die mit Duncan Fegredos Arbeit als Zeichner an der Serie begann, auch die ganze bisherige Geschichte um den Höllenjungen gipfelt in einem großen Showdown.
Sasmira von Laurent Vicomte erinnert stellenweise stark an die Serie Die Reise ans Ende der Welt. Was natürlich nicht allzu verwunderlich ist, da der Autor und Zeichner jedes Mal der gleiche ist. Allerdings geht die Ähnlichkeit der beiden Serien schon in Richtung Selbstzitat, was Fans erfreuen, aber andere eher enttäuschen wird. Doch Sasmira wäre Unrecht getan, würde man es nur in Verbindung mit der anderen Reihe lesen, denn der Comic ist sehr poetisch und ähnelt damit eher den späteren Bänden der Reise als den ersten, rein fantasygeprägten Abenteuern.