Autor: Andreas Völlinger

Angor 2 – Mansïouran

teaser_angor2In der Rezension zum ersten Band der Fantasyserie vom umtriebigen französischen Comicszenaristen Gaudin (u.a. Marlysa und Die Seuche) und Zeichner-Neuling Armand schrieb ich unter anderem, der Comic sei „nett“ – sowohl im Sinne von „sympathisch und ansprechend“ als auch „mittelmäßig und unoriginell“. Im zweiten Band überwiegen leider die letzten beiden Attribute.

 

Fantastic Four 6

teaser_fantasticfour6Ein von Anfang an wichtiger Aspekt der Abenteuer der Fantastischen Vier ist etwas, was im Englischsprachigen als Sense of Wonder bezeichnet wird – vielleicht annähernd übersetzbar mit dem Staunen über und der Erkenntnis von neuen, völlig unerwarteten Gegebenheiten und Möglichkeiten. Nach 569 US-Ausgaben voller Zeit- und Dimensionsreisen, Invasionen aus dem Weltall wie aus der Negativzone und bizarren Erfindungen und Experimenten könnte man denken, dass hier nur noch Ideen-Recycling geboten wird. Mit seinem Dreiteiler „Die Lösung aller Probleme“ beweist der frischgebackene ständige Serienautor Jonathan Hickman jedoch, dass man durchaus noch Konzepte zum Staunen aus dem Hut zaubern kann.

 

Superman – Die Welt von New Krypton 1+2

Rezension Superman – Die Welt von New Krypton 1 und 2Superman-Gelegenheitsleser dürften beim Blick in die aktuellen Comics mindestens eine Augenbraue heben, denn in der Welt des Stählernen hat sich in letzter Zeit einiges getan: Hunderttausend superstarke Kryptonier inklusive Supermans Tante Alura haben einen frisch gebastelten Planeten unweit der Erde bezogen; Superman hat seine Rolle als oberster Pfadfinder der Erde aufgegeben und dient nun in der kryptonischen Militärgilde, die vom durchtriebenen General Zod kontrolliert wird; den Beschützer von Supermans Adoptivheimat spielt währenddessen der Daxamiter Mon-El …

Tainted

altÜber die polnische Comicszene weiß ich nicht besonders viel – eigentlich nur, dass sie existiert. Bekannt ist, dass es ein jährliches Comicfestival in Lodz gibt und eine Reihe von Comicverlagen, bei denen auch schon Werke des einen oder anderen deutschen Künstlers, wie Mawil oder Sascha Hommer, publiziert wurden.

Der vorliegende Comicband Tainted von Piotr Nowacki (Zeichnungen) und Bartosz Sztybor (Szenario) ist im kleinen Warschauer Verlag Mroja Press erschienen und – da der Inhalt ganz im Zeichen der dialogfreien, rein visuellen Erzählkunst steht – auch für des Polnischen Unkundige geeignet.

Bonhoeffer

altBonhoeffer – der Name stieß beim Rezensenten nur auf ein sehr vages Vorwissen. Hatte der nicht irgendwie was zu tun mit dem Dritten Reich? Mit dem Widerstand gegen die Nazis? Oder nein – war’s nicht doch eher ein bedeutender Theologe? Letztendlich erwiesen sich sogar beide Gedächtnisbruchstücke als richtig: Bonhoeffer – Dietrich mit Vornamen – war evangelischer Theologe und Pfarrer und innerhalb der protestantischen Kirche einer der Wortführer der Opposition gegen das Hitler-Regime.

Frankfurter Buchmesse: Faszination Comic 2010

teaser_frankfurter_buchmesse_2010Seit zehn Jahren findet im Rahmen der Frankfurter Buchmesse die „Faszination Comic“ als kleine ‚Messe in der Messe‘ statt und hat so immer wieder das Auf und Ab der Branche widergespiegelt. Ironischerweise hat das Comic-Zentrum ausgerechnet in einer Zeit, in der dem Medium Comic erfreulich viel Aufmerksamkeit im Literaturbetrieb zuteil wird, mit Schwierigkeiten zu kämpfen.

Der erste Verdacht beim Rundgang durch das diesjährige Comic-Zentrum in der ansonsten hauptsächlich von Kinderbuchverlagen besiedelten Halle 3.0 bestätigt sich schnell: 2010 sind deutlich weniger Comic-Aussteller versammelt als noch im Vorjahr.

(Zahlreiche Bild-Eindrücke gibt es in unserer Messe-Galerie!)

Angor 1 – Flucht

Wenn jemand oder etwas als „nett“ bezeichnet wird, kann dies mitunter synonym stehen für „mittelmäßig“ und „unoriginell“. Es kann aber auch „sympathisch“ und „ansprechend“ bedeuten. Was der auf Fantasystoffe abonnierte Autor Jean-Charles Gaudin (Marlysa, Die Seuche) und Newcomerkünstler Dimitri Armand mit dem ersten Band ihrer Serie Angor abliefern, ist nett – und zwar im Sinne von beiden obigen Bedeutungskategorien. Die Hauptfiguren, drei Jugendliche, die gegen ihre von Kasten bestimmte Zwei-Klassen-Gesellschaft rebellieren, sind grundsympathische Identifikationsfiguren. Der Plot um ihre Flucht aus der abgeschotteten Heimat und ein geheimnisvolles Medaillon, das ihnen dabei in die Hände fällt, liest sich im vorliegenden ersten Band der Serie recht unoriginell, ist aber durchweg sauber erzählt. Die Zeichnungen sind eine ansprechende Mischung aus modernem frankobelgischen Stil und leichten US-Einflüssen mit kleinem Punktabzug für manche steife Gesichtsmimik. Alles in allem ergibt das schnörkellose, wenn auch nicht besonders einfallsreiche Fantasyunterhaltung mit ordentlichen Schauwerten. Auf jeden Fall nett genug, um auch den zweiten Band lesen zu wollen. Und wer einen jugendlichen Leser gerne einmal mit einem frankobelgischen Comic beglücken will – Angor eignet sich in …

Maximum Ride 1

Der Plot: Eine Gruppe von sechs jugendlichen Waisen, an denen in einem zwielichtigen Genlabor herumexperimentiert wurde, bis ihnen Flügel und andere Fähigkeiten (er-)wuchsen, ist auf der Flucht vor mutierten Wolfsmenschen, die sie in eben jenes Labor zurückholen sollen, um dort geheimnisvollen Zwecken zu dienen. Inhaltlich gibt’s demnach absolut nichts Neues im Comic-Westen bzw. -Osten, denn Maximum Ride ist ein Manhwa, also ein Comic im südkoreanischen Stil, an dem die manga-untrainierten Leser vor allem die gewohnte Leserichtung von Links nach Rechts schätzen. Die Story-Vorlage hat jedoch der notorische US-Thriller-Vielschreiber James Patterson (… denn zum Küssen sind sie da) verbrochen und zwar als mehrbändige Jugendromanserie. Und die vorliegende Teiladaption des ersten Buchs liest sich dann auch wirklich wie die jugendgerechte Lightvariante eines Pseudo-Wissenschaftsthrillers, gemixt mit einer gehörigen Portion X-Men und ähnlichen Comics und ein paar gehäuften Löffeln Teen-Soap. Nicht unsympathisch, aber etwas arg bausteinhaft und unoriginell. Immerhin ist die Handlung flott und routiniert und die Zeichnungen der bereits beeindruckend stilsicheren koreanischen Newcomerin Narae Lee sind wirklich nett anzusehen – vor allem die vielfältigen Flugszenen mit den geflügelten …

Secret Warriors 1

teaser_secretwarriors.jpgAlles ändert sich, warum nicht du? − „Dafür bin ich zu lange dabei. Nach einer Weile ist man, was man ist …“

Dieser, beinahe auf Metaebene geführte, Dialog zwischen Nick Fury und seiner alten Flamme Contessa Allegra de Fontaine (deren Schöpfer Jim Steranko wirklich etwas von Agentennamen verstand) bringt auf den Punkt, was den Mann umtreibt. Jemand, der seit den 1960ern – dank einer den Altersprozess stoppenden Droge – ohne Atempause als weltrettender Agent im Einsatz ist, lässt sich nicht einfach in Rente schicken.