Alle Artikel mit dem Schlagwort: Splitter

Die Reise mit Bill

 Wie aus dem Nichts meldet sich nach langer Comicabstinenz einer der, auch international, renommiertesten deutschen Comicschaffenden eindrucksvoll zurück. Die Rede ist von Matthias Schultheiss, der vor allen in den 80ern seine große Zeit hatte und mit Alben wie Trucker, Die Haie von Lagos oder Die Wahrheit über Shelby für Furore sorgte. Sein fast 300 Seiten starkes Comeback, das als Splitter Book erschienene Album Die Reise mit Bill, wirkt wie ein Paukenschlag.

Bravesland 1 – Constant

 Eine hervorragende Coveridee stimmt gut auf das Album ein. Das Tuch, welches der Indianer trägt, weist Lilien auf, die zum französischen Königshaus gehören, sowie den britischen Union Jack. Beides fließt am Boden zur amerikanischen Flagge zusammen. Da die Handlung während des Krieges zwischen England und Frankreich spielt, wobei jede Seite verschiedene Indianerstämme auf ihrer Seite hat, ist das Cover ein wirklich gelungenes Symbol.

War and Dreams

 Treffen sich ein Franzose, ein Brite, ein Amerikaner und ein Deutscher … Was sich anhört wie der Anfang eines billigen Witzes, ist in knapper Zusammenfassung das Konzept von War and Dreams, dem neuen Comic vom Kreativteam Maryse und Jean François Charles, die u.a auch für India Dreams und Die Pioniere der neuen Welt verantwortlich zeichnen. Wobei die Handlung sich korrekterweise vielmehr genau darauf bezieht, dass die vier unterschiedlichen Landsmänner im gehobenen Alter eigentlich gar nicht direkt aufeinandertreffen.

Das Reich Sienn 2 – Ein Hauch von Absynthe

 Die Suche nach den machtverleihenden Knochen des toten Zauberers Yarlig geht weiter. Konsequent wird dabei die Mischung aus den Filmen Der Herr der Ringe und vor allem Zwei glorreiche Halunken fortgesetzt. Diesmal liegt der Schwerpunkt eindeutig auf dem klassischen Italowestern. Ganze Szenen und Dialogsequenzen werden eins zu eins übernommen.

Ritter des verlorenen Landes 1 – Morrigan

 In dem neuen Zyklus um das verlorene Land greift der fleißige Autor Dufaux (Raubtiere, Murena, Giacomo C., Kreuzzug, etc.) auf die irische Mythologie zurück, indem er sich der Morrigans bedient. Sind sie in den altirischen Überlieferungen noch Königinnen, die sich der Christianisierung Irlands widersetzen, beschränkt sich Dufaux auf ihre Fähigkeiten der Gestaltwandlung und betont, dass sie Hexen sind. 

Die mechanische Welt

 Auf dem riesigen Ozeandampfer Mekaton wird rauschendes Fest gefeiert, nicht nur zu Beginn des Comics, sondern einfach immer. Die gespielte, fröhliche Welt fungiert als Fassade, um eine mögliche Meuterei zu verhindern, denn den Passagieren des Schiffes ist es nicht gestattet, dieses zu verlassen. Mekaton ist ein Gefängnis, aus dem selbst der Kapitän nicht ausbrechen kann. Dafür sorgt zum Beispiel Oberaufseher Feinvogel, ein antropomorpher Adler.

Prometheus 2 – Blue Beam Project

 Christophe Bec macht in seiner Fortsetzung von Prometheus genau da weiter, wo er im Auftaktband „Atlantis“ aufgehört hatte. So vermischt der Autor auch in „Blue Beam Project“ Versatzstücke aus der griechischen Mythologie – der Titel verrät es bereits – mit einer kinoverdächtigen Blockbusterästhetik zu einer reißerischen Endzeit-Science-Fiction. Wer sich bei der Lektüre der Serie unweigerlich an die Filme von Roland Emmerich (Independence Day, 2012) oder James Cameron (Titanic) erinnert fühlt, hat die „Vor-Bilder“ der Serie bereits entlarvt.

Das Reich Sienn 1 – Yarligs Erbe

 Das Cover gibt das Programm vor: oben ein grimmiger, behelmter Kopf und unten eine Kutsche in wilder Fahrt durch einen Canyon. Dort ein Zwerg und hier eine Westernkulisse. Beim Lesen entpuppt sich der Band auch als eine Mischung der zwei Filme Herr der Ringe und Zwei glorreiche Halunken. Aus Herr der Ringe ist die äußerliche Ahnlehnung des Zwerges an seinen „Kollegen“ Gimli und der klassische Western von Sergio Leone mit Clint Eastwood wird nicht nur auf den Handlungsebenen zitiert, sondern auch in den Dialogen.

Neandertal 1+2

Die Steinzeitära bildet auch im Bereich der Unterhaltungsindustrie eine steinzeitliche Wüste. Dieser geschichtliche Abschnitt ist sträflich vernachlässigt worden und diente höchstens mal als Kulisse für einige Zeitreiseepisoden verschiedenster Auswüchse. Als Hintergrund einer eigenständigen Erzählung diente die Steinzeit nur selten, wie z.B. in dem Film Am Anfang war das Feuer oder, im weiteren Sinne, in 10.000 B.C. Im Bereich der Literatur ist vielleicht Ayla die bekannteste Adaption. Angesichts dieser wenigen Erzeugnisse kann man Emmanuel Roudier eigentlich nicht genug dafür loben, die Steinzeit als historischen Hintergrund zu verwenden und obendrein den weithin unterschätzten Neandertaler als Helden zu etablieren.

Thorinth 2+3

 Puh, Nicolas Fructus verlangt den Lesern seines Erstlingswerkes wirklich eine Menge ab. Wie bei meiner Besprechung zu Band 1, „Der Narr ohne Namen“, bereits erwähnt, lebt sein Comic vom fantastischen und atmosphärisch dichten Innenleben von Thorinth. Letzteres ist der Name eines Labyrinths, welches sich in einem gigantischen Turm befindet. Hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt, entwickelte sich darin eine wahnwitzige Zivilisation, die irgendwo zwischen Kitsch und Wahnsinn rangiert.