Peplum
Seine Wandelbarkeit hat der französische Künstler Blutch (alias Christian Hincker) ja bereits bewiesen: In Blotch (Avant-Verlag) skizzierte er episodenhaft das Leben eines zynischen, arroganten Illustrators in Paris, in Der kleine Christian (Reprodukt) überzeichnete er autobiografische Jugenderinnerungen. Was beide Werke verbindet, die spielerische Anlehnung an die eigene Person Blutchs, bleibt im jetzt veröffentlichten Album Peplum hingegen außen vor. Es versetzt den Leser in die Vergangenheit, genauer gesagt ins antike Römische Reich.

Zuletzt machte der französische Künstler Joann Sfar ja weniger als Comicschaffender denn durch den von ihm als Drehbuchschreiber und Regisseur inszenierten Film Gainsbourg (über den Chanson-Sänger Serge Gainsbourg) von sich reden. Und da der begleitende, von Sfar gezeichnete Comicband, im Gegensatz zum Streifen selbst, bis dato nicht als deutsche Fassung vorliegt, muss man sich einstweilen eben einem der anderen Sfar-Projekte widmen.
Suburbia – die Hölle der Vorstadt, der vermeintlich so idyllischen Wohn- und Schlafsiedlungen, in denen sich ein Häuschen mit Garten ans nächste reiht und das nahe Einkaufszentrum das einzige ist, was ein bisschen Abwechslung im faden Alltag verspricht. Oder die Bowlingbahn. Und weil das meistens nicht reicht, hilft man mit Drogen, Alkohol und freudlosem Sex nach. In Der König der Fliegen berichten sechs verschiedene Protagonisten in zehn kurzen Episoden aus ihrem trostlosen Alltag in dieser Welt.
Schlachtszenen haben David B. schon immer besonders fasziniert, das weiß man spätestens seit seinem autobiografischen Werk
Da Pinocchio bereits 2009 in Angoulême als „Bestes Album“ gewählt und 2010 in Erlangen mit dem Max-und-Moritz-Preis als „Bester internationaler Comic“ ausgezeichnet wurde, bedarf der Comic darüber hinaus nicht wirklich mehr des Lobs. Was man jedoch tun kann: Man kann versuchen, die Stärken des Werks etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Bei näherer Betrachtung fällt auf, das Winshluss sich mit Pinocchio sowohl erzählerisch als auch grafisch allen definitiven Aussagen entzieht und so neue Maßstäbe für den modernen Comic setzt.
Es ist 1984, Ulli ist gerade 17 geworden und lebt mit ihrer älteren Schwester in Wien, wo sie sich vor allem in der Punk-Szene bewegt. Auf Schule und Ausbildung hat sie gerade keine Lust, sie will experimentieren und das Leben möglichst spontan kennenlernen. Kein langes, rationales Abwägen, „Jetzt oder nie“ heißt die Devise. Das gilt auch, als ihre neue Bekanntschaft, die ein Jahr ältere Edi, vorschlägt, man könne doch einfach mal nach Italien fahren. Und zwar ohne Geld, ohne Gepäck und ohne Papiere. Was folgt, ist ein zweimonatiger Trip, der mit dem Wort „Abenteuer“ nur unzureichend beschrieben ist. Mehr als 20 Jahre später hat Ulli Lust aus ihren Erlebnissen von damals eine autobiographische Comicerzählung geformt, die den Leser in mehrfacher Hinsicht zum Staunen bringt.