Wie oft kann man ein Genre parodieren, in dessen Fahrwasser man schwimmt, ohne dabei selbst abgeschmackt zu wirken? Die Antwort auf diese Frage gibt die aktuelle Ausgabe von Hack/Slash: verdammt lange.
Mittlerweile macht Cassie Hack zum fünften Mal Jagd auf die Slasherbrut. Fünf deutsche Bände, ins amerikanische Format zurückgerechnet, ergibt 17 US-Hefte. Obwohl sich das noch nicht nach einer besonders lang laufenden Serie anhört, hätte man dem Konzept zu Beginn sicher nicht so einen langem Atem zugetraut. Doch die Langatmigkeit speist sich gerade aus dieser simplen Idee: „Frau jagt Slasher“. Damit es nicht zu monoton wird, werden Nebenkriegsschauplätze eröffnet, Intrigen geschmiedet und Pointen langsam vorbereitet.
Der Band (Re)Animatoren ist selbst eine kleine Mutation. Bestehend aus zwei kleinen Übergangsgeschichten und zwei längeren Erzählsträngen, hält er die Waagschale zwischen Haupthandlung und Nebensträngen. Zwar sind die Geschichten „Hinter dem Regenbogen“ und „Eiskalt serviert“ nicht per se spannend, doch nähren sie das Interesse des Lesers, seinen Heißhunger auf frisches Storyfleisch. Für „Selbst/Mord“ schreibt Seeley die Buchstaben „S“, „E“ und“X“ in großen Lettern auf. Erst in der abschließenden Geschichte mit dem ungelenken Titel „Cassie und Vlad treffen den Re-Animator“ wird der Hauptgang serviert, das große Finale.
Ganz ohne Frage ist das Cover dieser Ausgabe Blickfänger und Kaufanreiz. Im Inneren des Bandes findet diese aufreizende grafische Darstellung keine Fortsetzung. Die Zeichnerriege um Tim Seeley und Emily Stone versucht zwar grafisch Akzente zu setzen, doch bleibt die Darstellung mittelmäßig: In der Episode „Selbst/Mord“ wird versucht, die digitale Revolution mittels Chat-Nachrichten als Textboxen und überästhetisierter Computer-Kolorierung zu verkaufen. Der Effekt überzeugt nicht, da Gesichtsausdrücke einfach zu statisch aussehen, um die Gefühle der Akteure glaubhaft rüberzubringen. Doch dies ist keine tiefschürfende Comicliteratur, der das Seelenheil ihrer Figuren am Herzen liegt. Näher liegt da das blutende Herz, das während der actionreichen Splatterhandlung fachgerecht entfernt wird.
„Während im geheimen Versteck der Aliens…“ Eine solch plumpe Überleitung mag simpel wirken, ist aber genial. Warum nicht den Leser möglichst schnell dorthin bringen, wo er hin will. Dort, wo die Post abgeht. Auch wenn er dann schon mal an der falschen Kreuzung abbiegt, er sich plötzlich in der Nef-Welt wiederfindet und dort die Post nicht abgehen sollte, so erfüllt diese Überleitung genau ihren Zweck: Sie schneidet all das heraus, was keinen Spaß macht.
Auch wenn die Anspielungen auf Splatterfilme und B-Movies nicht sonderlich neu wirken und auch die Story nicht unglaublich einfallsreich ist, so gelingt es Seeley mit der Fragmentierung seines Plots, den Leser Stück für Stück in die Welt seiner Slasher zu ziehen. Dies ist nicht die große Comic-Erzählung, sondern ein B-Comic zum Amüsieren.
Wertung:
Wenn es den Begriff B-Comic noch nicht gibt, dann gebühren den Machern von Hack/Slash die Blumen dafür.
Hack/Slash 5 – (Re)Animatoren
Cross Cult, Dezember 2010
Text: Tim Seeley
Zeichnungen: Tim Seeley und diverse
160 Seiten, farbig, DIN A5 Hardcover
Preis: 19,80 Euro
ISBN: 978-3-941248-86-1
Leseprobe
Abbildungen © Tim Seeley, der dt. Ausgabe: Cross Cult