Autor: Frauke

Ein Mann geht an die Decke

Den klaren Strich hat sie sich behalten: Die Architektin Katharina Greve legt mit diesem Comic ihr Debüt im Printbereich vor, nachdem sie bereits u. a. bei Electrocomics veröffentlicht. Unaufgeregt erzählt sie von Frank Fink, Fahrstuhlführer im Berliner Fernsehturm, der eines Tages eine um 90° gedrehte Welt im Treppenhaus seiner Arbeitsstätte entdeckt. Seine geordnete Weltsicht wird dadurch gehörig aus der Bahn geworfen, aber die Neugier lässt ihn zurückkehren: Schließlich kann es jeder lernen, wie die Schwerkraft keinen Einfluss mehr auf den eigenen Körper hat. Und die Avancen von Frau Koschel, die ihn in die neuartige Welt einführt, schmeicheln ihm auch ein wenig. Wenn da nicht seine Frau zu Hause warten würde …   Seinen Reiz bezieht der Comic aus der gestalterischen Umsetzung der verdrehten Welt und der kompakten Erzählung (Website). Ein rundes Stück, über das ich im Podcast Zettgeist 101 mehr erzähle (zum Anhören auf „abonnieren“ klicken).  Ein Mann geht an die Decke Die Biblyothek, Oktober 2009 48 Seiten, s/w, Hardcover Preis: 14,- Euro

Interview mit Robert Venditti und Brett Weldele (OmU)

Brett Weldelen and Robert VendittiEnde Januar 2010 kommt in Deutschland The Surrogates in die Kinos mit Bruce Willis in der Hauptrolle. Die Vorlage dazu liefert der gleichnamige Comic von Autor Robert Venditti und Zeichner Brett Weldele. In den USA schon seit 2006 als Sammelband erhältlich, erscheinen die Lizenzversionen erst diese Tage. Auf Deutsch verlegt Cross Cult den Comic, der im Oktober veröffentlicht wurde und der erste Band einer geplanten fünfteiligen Serie ist.

Auf der Frankfurter Buchmesse Mitte Oktober unterhielten wir uns mit den beiden Herren, die sich das erste Mal auf europäischem Boden befanden. (Interview auf Deutsch und Englisch)

Interview mit Georg Tempel

 Georg F.W. Tempel war für fast zwanzig Jahre für Ehapa/Egmont tätig, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung. Ende letzten Jahres ging er in Elternurlaub und sollte im März 2009 seine Arbeit wieder aufnehmen. Seit Frühsommer gab es Gerüchte, dass er nicht mehr in seine Tätigkeit zurückkehrte, sondern beurlaubt sei. Offiziell bestätigt wurde die Trennung vom Verlag aber erst am 30. September in einer knappen Pressemeldung.
Seit einigen Wochen ist Tempel bereits als Berater für das ZACK-Magazin tätig. Heute wurde er auf der Frankfurter Buchmesse als neuer Chefredakteur (freiberuflich mit seinem Redaktionsbüro) bekannt gegeben.

Wir haben uns vor einigen Tagen per E-Mail über seine Vergangenheit bei Ehapa und seine Zukunft bei ZACK unterhalten.

Empire USA 1+2

 Empire USA ist, wie el Niño, die Doppelbandausgabe einer Serie, deren erster Band bereits in mehreren Teilen über das Comicmagazin ZACK veröffentlicht wurde. Auch hier tritt die Problematik auf, dass ZACK-Leser eine Hälfte dieses Albums schon kennen und auch schon dafür bezahlt haben.
Die Handlung spielt im Geheimdienstmilieu und dreht sich um einen geplanten Anschlag von Terroristen in den Vereinigten Staaten – also eine erstmal nicht unbedingt durch Originalität herausstechende Geschichte. Dabei ist sie allerdings in einer etwas verschobenen Welt angesiedelt. Autor Stephen Desberg erklärt die USA zu einem „Imperium“, das als Folge von Terroranschlägen die Trennung von Religion und Staat aufhebt. Die Thriller-Serie erscheint einem somit als eine Verarbeitung der Bush-Ära was bei manchen Lesern einen etwas faden Geschmack hinterlassen könnte. Wer auf viele undurchsichtige Handlungsfäden und Mitfiebern steht, der wird hier trotzdem seinen Gefallen dran finden. 

Längen und Kürzen

Nicolas Mahler, Max-und-Moritz-Preisträger 2008 für den besten Comicstrip (Flaschko – der Mann in der Heizdecke), hat mit einem recht dünnen Büchlein, schöner Haptik und Lesebändchen „Das schriftstellerische Gesamtwerk“ Band 1 herausgebracht. Der Gegensatz zwischen Titel, der einen Mammutwälzer vermuten lässt, und äußerer Form ist programmatisch für sein Schaffen. Auch diese Publikation wird wieder ein Lächeln auf die Gesichter der Freunde des feinen, absurden Humors zaubern. Für „Längen und Kürzen“ hat Mahler einen Schriftsteller erschaffen, der sein Gesamtwerk veröffentlichen möchte. Die Diskussionen mit seinem Verleger um den Umfang des Werks sind die einzigen Comicszenen, der Rest sind kurze Prosastücke wie Briefe, Postkarten und Faxe (!). Das Büchlein selber wird zum Thema, denn was wir bereits in Händen halten, das wird in ihm noch geplant. Geschickt werden Inhalt, Überlegungen, Ergebnis und Aufmachung miteinander verflochten und das Ego von sich zu Schriftstellern berufenen Personen sowie die Autorenszene an sich subtil durch den Kakao gezogen. Eine kurzweilige, feingeistige Unterhaltung mit konsequenter Planung des kompletten Produkts. Und wer das Büchlein schon gelesen und noch nicht den Schutzumschlag gelupft hat, der …

Horrorschocker 20

Hoch soll es leben, hoch soll es eben, dreimal hoch! Soeben erschien eine Jubiläumsausgabe der Hammerharte Horrorschocker, welche eine der zuverlässigsten und langlebigsten deutschen Comiceigenproduktionen dieser Tage ist. Allein dafür gebührt dem Weißblech-Verlag und -Mastermind Levin Kurio höchster Respekt. Vor allem, weil der Herr Verleger nicht nur verlegt, sondern auch jede Menge Eigenarbeit in HH reinsteckt. In diesem Fall hat er die komplette Titelstory sinniert und zu Papier gebracht. Zeichnerisch wird Levin immer besser, und die Geschichte hätte sogar Potenzial für eine Fortsetzung. Durch das Erzähltempo (erst zu langsam, dann zu schnell) verschenkt er aber einiges an Möglichkeiten.Die zweite Geschichte „Unschuldig!“ bietet einen interessanten Ansatz, bei dem der Leser die Unsicherheit des Protagonisten gut nachvollziehen kann. Autor Jo 84 hat prima Arbeit geleistet, nur am Ende wird zu viel erklärt. Mit Till Felix ist ein HH-Neuling am Zeichenbrett, der seinen Einstand gut besteht. Der letzte Beitrag „Die Moral von der Geschicht …“ von C. J. Walkin bietet einen tollen Twist, ist aber viel zu geschwätzig im Begleittext. Auch hier kann man an der zeichnerischen Umsetzung, …

Interview mit Fritz Saalfeld

 Einer der größten US-Comicverlage, DC Comics, hat seit geraumer Zeit eine Online-Präsenz, die sich Zuda Comics nennt. Unter anderem wird dort ein monatlicher Wettbewerb veranstaltet, an dessen Ende dem Sieger mit den meisten Leser-Stimmen die bezahlte Veröffentlichung seines Webcomics winkt.
Comicgate-Mitgründer Fritz Saalfeld hat die Auswahlrunde durch die Zuda-Redakteure bestanden und präsentiert momentan den Anfang seiner Geschichte If You See The Hills im August-Wettbewerb.
Im Interview erzählt uns Fritz vom Wettbewerb und seinem Comic, und wir sprechen allgemein über Webcomics.

Paralleluniversum 2 – Quantenschaum

Ivo Kircheis veröffentlicht bereits seit über drei Jahren – früher täglich, nun wöchentlich – auf paralleluniversum.net  Comicstrips, aktuell sind es 447 an der Zahl. Oft stehen die einzelnen Folgen im Zusammenhang und es tauchen immer mal wieder etablierte Nebenfiguren auf. In den Paralleluniversum-Alben werden die Folgen dann gesammelt und gedruckt. Der zweite Band „Quantenschaum“ (nach „Urknall“, für den es eine lobende Erwähnung im Rahmen des ICOM Independent Comic Preises 2009 gab) ist im Frühjahr erschienen und wieder absolut lesenswert. Vom Format und dem autobiografischen Ansatz her wird hier zwar nicht das Rad neu erfunden, aber Ivos gnadenlose Selbstdarstellung, die ihm nicht immer zu seinem Vorteil gereicht, ist wahnsinnig sympathisch. Das Besondere an seiner Arbeit machen aber für mich zwei Dinge aus: erstens die für Comicstrips zum Teil sehr detaillierten und schön getuschten, schraffierten Zeichnungen. Und zweitens eine Achterbahnfahrt, was die Themen und vor allem den Tenor der einzelnen Folgen betrifft. Denn nicht nur von seinen Leben und seinem Familienalltag mit zwei Kindern erzählt Ivo, sondern zwischendrin auch gerne mal vom Welttoilettentag, von der fliegenden Kuh …