Rezensionen

Wizzywig

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Cover WizzywigIn den USA der 70er Jahre ist Kevin Phenicle noch ein überaus intelligenter Einzelgänger. Jahre später sollte er schließlich im Gefängnis landen. Denn damals entwickelte sich Phenicle vom technikbegeisterten Jungen zum weltberühmten Hacker mit dem Pseudonym „Boingthump“.

Ed Piskors Wizzywig ist ein Comic über die Anfänge der Hackerszene. Aus mehreren Biografien realer Hackergrößen hat er die fiktive Figur des Kevin Phenicle erschaffen. Von den Anfängen des Phreaking, bei dem man über illegale Blueboxen mithilfe einer bestimmten Tonhöhe unbegrenzt kostenlos telefonieren konnte, über die Manipulation von Datenbanken und Telefonnetzen, wird hier Boingthumps Werdegang über Jahrzehnte hinweg gezeichnet. Begleitet wird die episoden- und sprunghafte Erzählung von medialer Berichterstattung und den Aussagen ehemaliger Wegbegleiter. Schnell wurde nämlich die Staatsmacht auf die immer krimineller werdenden Aktivitäten des jungen Hackers aufmerksam, weshalb es Kevin später ins bereits erwähnte Gefängnis verschlagen wird.

Piskors Werk ist zeitgeschichtlich sehr interessant, da es die Anfänge des Personalcomputers, den Aufstieg des Modems und der Rechnernetze begleitet und das damalige Vorgehen der Hacker beleuchtet. Insgesamt könnte man allerdings anmerken, dass dem Comic etwas die Ausgewogenheit fehlt. Denn die Hommage an nicht explizit genannte Hacker gerät hier mitunter zur Heldenverehrung und damit zur einseitigen Darstellung, bei der die Strafverfolgung allzu simpel verunglimpft wird.

Seite aus WizzywigZudem ist die Erzählstruktur sehr hektisch, die Handlung springt immer wieder und wird durch diverse Spielereien gebrochen. Zusammen mit dem permanent benutzten Technikvokabular, das wohl nicht jeder Normalleser vollständig verstehen dürfte, führt das dazu, dass eine emotionale Bindung an das Handlungsgeschehen und die Figuren äußerst schwer fällt.

Mit seinem klaren Stil und dem unorthodoxen Storytelling steht Piskor unübersehbar in der Tradition US-amerikanischer Indie-Comics und -Zeichner wie Harvey Pekar, Chester Brown oder Daniel Clowes. In vielen Momenten erreicht seine umfangreiche Schwarz-Weiß-Geschichte deren Niveau, Wizzywig hinterlässt im Vergleich dazu jedoch keinen so bleibenden Eindruck. Dafür ist Piskors Arbeit alles in allem zu zerfranst, unnahbar und unaufgeräumt.

Ein dickes Lob gibt es, unabhängig von der inhaltlichen Bewertung, in jedem Fall für die Umschlagsgestaltung des Bandes. Front- und Backcover sind im Retro-Design eines alten Apple Mac gehalten und der Rücken ist mit der prägnanten Farbkombination des ursprünglichen Apple-Logos verziert. Das ist wirklich eine nette Idee. Kleine Randnotiz: Auch das Egmont-Logo ist bei diesem Comic mit den Apple-Farbstreifen unterlegt!

 

Wertung: 7 von 10 Punkten

Interessante Grundidee, die Umsetzung gerät jedoch unübersichtlich

  

Wizzywig
Egmont Graphic Novel, Mai 2014
Text und Zeichnungen: Ed Piskor
Übersetzung: Jan Dinter
288 Seiten, schwarz-weiß, Softcover
Preis: 19,99 Euro
ISBN: 978-3-7704-5504-1
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Egmont Graphic Novel