Rezensionen

Sleeper 1: Das Schaf im Wolfspelz

 Nach dem recht gelungenen Einzelband Point Blank liegt mittlerweile auch der erste deutschsprachige Sammelband der Wildstorm-Serie Sleeper vor, eine Reihe, die bestimmte Personen aus Point Blank tangiert und auf Geschehnisse daraus aufbaut, respektive fortführt. Trotzdem lässt sich Sleeper auch ohne Mühe losgelöst von seiner „Prolog-Story“  genießen.

In „Das Schaf im Wolfspelz“ beginnt die  Geschichte von Holden Carver, einem Doppelagenten der innerhalb des Verbrechersyndikats von Tao, einem genialen Schurken mit Superkräften, operiert. Als einer der besten Männer Taos gewinnt er schnell das Vertrauen seines Chefs, doch der geheime Auftrag, die Unterminierung und somit Zerschlagung der kriminellen Organisation, zieht Carver zunehmend selbst ins moralische Zwielicht, zumal sein Auftraggeber und einziger Kontaktmann John Lynch im Koma liegt (siehe Point Blank). Die Grenze zwischen Gut und Böse scheint für Carver allmählich zu verwischen, er wird zu einem Agenten, der ohne Orientierung zu tief in seine Rolle verfällt, als das er einfach aussteigen könnte.

 Ed Brubaker begibt sich mit Sleeper auf ein ihm wohl vertrautes Terrain, denn bereits andere Werke wie Gotham Central für DC oder Criminal für Marvel/Icon zeugten von seinem guten Händchen für griffige und packend erzählte Kriminalgeschichten. Sleeper stellt bereits im ersten Sammelband einen Höhepunkt im Schaffen des Autors dar, denn mit der unverbrauchten, facettenreichen Figur des Holden Carver lässt es sich gut bewegen im Wildstorm-Universum, in dem allerhand Superwesen ihre Daseinsberechtigung haben. Brubaker verleugnet diesen Hintergrund, also die Präsenz von Superhelden (und –schurken) nicht, auch Carver und Tao besitzen übernatürliche Kräfte, trotzdem ist dieser Aspekt innerhalb der Handlung nicht bestimmend. Vielmehr verfolgt man als Leser direkt den Identitätsverlust eines strauchelnden und verzweifelnden Agenten, der zu weit ins verbrecherische Milieu gerät, ohne sich allein befreien zu können. Erzählt ist das großartig, denn solch packende Texte und verschachtelte Charakterisierungen sind Brubaker vielleicht nie so gut gelungen wie hier.

 Passend zur Thematik sind Sean Phillips' Zeichnungen in  dunklere Farben getaucht, die leichten Schattierungen sowie die teilweise gemixte Panelaufteilung aus breitflächigeren Hintergrund-  und akzentuierten Kleinbildern lassen zusätzliches Noir-Feeling aufkommen.

Sleeper ist eine Story um Agenten, Ganoven und Superwesen; und bereits nach einem Band  ist sie hervorragend.

 


Sleeper 1: Das Schaf im Wolfspelz
Cross Cult, August 2008
Text: Ed Brubaker
Zeichnungen: Sean Phillips
A5; Hardcover; 144 Seiten
; 19,80 Euro
ISBN: 978-3-936480-71-9

wunderbarer Serienstart

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Bildquelle: cross-cult.de