Rezensionen

Sherlock Holmes und das Necronomicon

Cover Sherlock Holmes und das NecronomiconSherlock Holmes und das Necronomicon ist mehr oder weniger die Fortsetzung zu Sherlock Holmes und die Vampire von London. Gab es den letztgenannten Zweiteiler in zwei einzelnen Bänden bei der Zack Edition, so erscheint der Nachfolger nun zusammengefasst als Doppelband bei Splitter. Wobei der Begriff der Fortsetzung hier nicht ganz passen will, denn die Geschehnisse um die Vampire sind vorbei. Zeitlich spielt das neue Abenteuer von Holmes im Anschluss an seine Erlebnisse mit den Blutsaugern.

Um sich zu erholen, aber auch um sich zu verstecken, begibt sich Holmes auf ausgedehnte Entdeckungsreisen und gelangt so etwa in das ewige Eis, in dem er ein erschütterndes Erlebnis hat. Verstört davon, zieht es ihn zurück nach London, wo er erkennen muss, dass sein Erzfeind Professor Moriarty von den Toten auferstanden ist. Und zwar mithilfe des berüchtigten Buches Necronomicon, welches er nun dazu einsetzen will, seine Macht wiederzuerlangen. Doch kann man mit den verderbten Seiten auch die uralten Götter beschwören und damit die Welt vernichten.

Seite aus Sherlock Holmes und das NecronomiconEbenso wie die Geschichte um die Vampire krankt dieser Band etwas an seiner Prämisse. Es liegt zwar sehr nahe, Ikonen zusammenzuführen und – abgesehen vom medialen und kommerziellen Mehrwert – so eine andere Betrachtungsweise auf bekannte Personen zu erreichen, aber es reicht nicht, einfach nur eine bestimmte Figur zu nehmen. Holmes hat im Laufe seiner Publikationsgeschichte schon oft mit den unterschiedlichsten Menschen und Wesen zu tun gehabt. Seien es nun Jack the Ripper, Zombies, Batman, Außerirdische, Geister, Vampire und nun eben intergalaktische Götter.

Viele der oben Genannten passen auch in die historische Epoche von Holmes, da so das Setting für Gothic Horror genutzt wird. Diese Genre-Spielart war damals sehr beliebt und entstand dort auch eigentlich erst in dem Sinne, wie wir ihn heutzutage verstehen. Hier sei nur das Stichwort „Dracula“ genannt. Das Necronomicon und die Götter um Cthulhu etc. stammen allerdings von H. P. Lovecraft aus den 1930ern und offenbarten einen tiefen Skeptizismus gegenüber der Technik, während das viktorianische Zeitalter hier sehr positiv gestimmt war und eine Dynamik zwischen Fortschrittsglaube und Tradition entstand. Diese verschiedenen Ebenen zusammenzuführen, wird in dieser Veröffentlichung leider versäumt.

Zudem macht Autor Sylvain Cordurie leider nichts aus Holmes‘ Eigenschaften. Seine deduktiven Fähigkeiten sind ungenutzt, er wird als reiner Actionheld eingeführt und bleibt damit beliebig. Auch wirkt das Grundgerüst bemüht und nicht gerade harmonisch. Man hat es einfach eingesetzt, aber irgendwie will es bei mir nicht zünden. Dabei ist der Horroranteil à la Lovecraft durchaus gelungen und nicht übertrieben. Vor allem gewinnt der Band seinen Reiz durch die Zeichnungen von Vladimir Krstic-Laci. Die sind nicht nur gut und fehlerfrei im realistisch frankobelgischen Stil gehalten, sondern schaffen es auch, an den passenden Stellen den Horror nur anzudeuten, womit sie ganz auf der Wellenlänge von Lovecraft liegen. Dieser beschrieb die eigentlichen Schrecken nicht, sondern gab nur Hinweise oder beschrieb die Reaktion seiner Protagonisten. Ebenso ist es hier und das ist eine gute Idee. Eine Fortsetzung wird übrigens am Ende angedeutet (und im Interviewteil auch bestätigt), auch wenn die Summe der einzelnen Elemente hier nicht wirklich aufgehen will.

 

Wertung: 6 von 10 Punkten

Spannend und dynamisch mit guten Zeichnungen wirkt die Geschichte doch manchmal zu bemüht, um wirklich zu zünden.

 

Sherlock Holmes und das Necronomicon
Splitter Verlag, Juni 2014
Text: Sylvain Cordurie
Zeichnungen: Vladimir Krstic-Laci
Übersetzung: Swantje Baumgart, Tanja Krämling
112 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 22,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-107-8
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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag