Rezensionen

Pandämonium

pan1Autor und Zeichner Christophe Bec tritt mit seiner dreiteiligen Erzählung Pandämonium hierzulande ausnahmsweise mal nicht beim Splitter Verlag auf, wo bereits zahlreiche seiner Serien wie Prometheus, Carthago oder Heiligtum veröffentlicht wurden. Diesmal möchte er uns also in einem von Ehapas All-in-one-Bänden das Gruseln lehren.

Bec selbst ist in der auf Tatsachen beruhenden Story nur Szenarist, für die Zeichnungen ist Stefano Raffaele (Prometheus, Conan) zuständig. Das ist, um es vorwegzunehmen, auch einer der wenigen Pluspunkte bei der Bewertung von Pandämonium.

Die Handlung bezieht sich auf die Ereignisse im (real existierenden) Waverly Hills Sanatorium in Louisville, Kentucky zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Bis heute berüchtigt und geheimnisumwittert ist die Einrichtung, weil sie zur damaligen Zeit eine extrem hohe Zahl an Tuberkulosepatienten beherbergte und die Sterberate besonders hoch war. Zusätzlich soll ein „Todestunnel“ existiert haben, durch den die Leichen heimlich abtransportiert wurden und die Behandlungsmethoden der Ärzte sollen auffällig grausam, weil veraltet, gewesen sein.

Christophe Bec strickt aus all diesen Elementen einen Horror-Thriller. Erzählt wird vom Schicksal von Doris Greathouse und ihrer Tochter. Im Jahr 1951 liefert Doris die an Tuberkulose erkrankte Tochter Cora ins Sanatorium ein. Die Mutter war selbst früher Patientin in der Anstalt und wurde schließlich kuriert. Weil sie sich die Behandlung von Cora jedoch nicht leisten kann, bietet sie dem Leiter an, als Schwester zu arbeiten, um die Rechnungen zu bezahlen. Schon bald sieht Cora tote Menschen und die Ärzte entpuppen sich als zwielichtige Personen.

Seite aus PandämoniumEines muss man dem Comic zugute halten: Die Atmosphäre rund um das gespenstische Anwesen ist richtig gut geglückt und nichts für schwache Nerven. Das liegt wie bereits erwähnt zu einem guten Teil auch an den fantastischen, eindringlichen Bildern von Stefano Raffaele. Soweit lässt Pandämonium auch eine gehörige Portion Spannung aufkommen. Über das grundsätzliche Setting hinausgehend, ist der Band jedoch wenig überzeugend. Bec verrennt sich vollends in einer Mixtur aus Klischees des Horror-Genres einerseits und halbgaren Charakterisierungen andererseits. So verhält sich die Hauptfigur Doris Greathouse reichlich irrational und auch die Rollen der weiteren Figuren sind zweifelhaft bzw. nicht nachvollziehbar. Coras Vater zum Beispiel, der nur zweckmäßig plötzlich auftaucht, oder der gute Arzt, der selbst nicht so recht weiß, warum er bei den Bösen mitspielt. Der böse Arzt, der aber für seine Taten gar kein Motiv hat, der noch bösere Anstaltsleiter, der Teil einer Verschwörung zu sein scheint, der deplatzierte Journalist, und so weiter.

Das Potenzial zu einem richtig guten Comic wäre sicherlich vorhanden gewesen: Die Atmosphäre ist top, die Zeichnungen lobenswert und selbst einzelne Szenen sind für sich genommen stark umgesetzt. Nur die Handlung ist in ihrer Gesamtheit viel zu unausgereift und fatalerweise auch unlogisch. Auch in einer mysteriösen, übernatürlichen Umgebung sollten sich Menschen halbwegs realistisch verhalten. Und mit diesem Anspruch ging Christophe Bec in Hinblick auf die Thematisierung realer Begebenheiten sicherlich zu Werke.

 

Wertung: 4 von 10 Punkten

Für Horror-Freunde einen Blick wert, allerdings die vielleicht schwächste Serie des Autoren

 

Pandämonium
Ehapa Comic Collection, April 2012
Text: Christophe Bec
Zeichnungen: Stefano Raffaele
Übersetzung: Rossi Schreiber
160 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 39,99 Euro
ISBN: 978-3-7704-3544-9
Leseprobe (PDF)

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Ehapa Comic Collection

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