Rezensionen

Marvel Noir – Wolverine


Cover von Marvel Noir – WolverineDies ist der dritte Band der Marvel-Noir-Reihe. Nach Spider-Man und den X-Men wird diesmal Wolverine in die Welt des Noir-Genres adaptiert, das seine Vorbilder in den Hard-Boiled-Novel-Autoren Raymond Chandler (The Big Sleep) und Dashiell Hammet (The Maltese Falcon) hat. Der Autor Stuart Moore (Wolverine, Iron Man, Spider-Man) hat sich hierfür mit dem Zeichner C. P. Smith (Spider-Man Unlimited, Punisher X-Mas Special) zusammen getan. Nachdem der Spider-Man-Band aufgrund seiner bunten Ästhetik nicht auf ganzer Linie überzeugen, jedoch X-Men wegen dessen konsequenter Noir-Umsetzung umso mehr begeistern konnte, sind die Erwartungen an Wolverine hoch.

New York City, 1937: Die Brüder Jim und Dog Logan betreiben eines der besten Detektivbüros. Jim weiß, wie der Hase läuft. Doch alle Erfahrung und Fähigkeiten helfen ihm nichts, als eine reiche Frau namens Mariko Yashida im Büro auftaucht und mit ihr Jims schmerzhafte Vergangenheit. Nachdem sein unterbelichteter Partner von seiner Recherche nicht zurückkehrt, gerät Jim bei der Suche nach Dog immer tiefer in einen Strudel aus Gewalt und Erinnerungen.

Klingt nach einem typischen Wolverine-Plot – ist es auch. Moore bedient sich dabei nicht nur offenkundig bei The Maltese Falcon, sondern ebenso aus dem Wolverine-Repertoire – dem Dilemma, das sich aus dem Gegensatz zwischen seiner animalischen und der menschlichen Seite ableiten lässt: Unvereinbar stehen sich hier scheinbar Instinkt und Vernunft gegenüber. Mit diesem bekannten Erzählfundus schafft Moore durch episodenhafte Flashbacks eine Charakterskizze Logans, die seinen Werdegang zum Tiermenschen nachzeichnet, der im berauschten Zustand des Zorns seinem Instinkt freien Lauf lässt. Das überträgt er wiederum gekonnte in die Welt des Noir-Genres. So entpuppen sich die Frauen (Mariko und seine Jugendliebe Rose) als typische Femmes Fatales, wohingegen mit der hilfsbereiten Yuriko Oyama aber auch ein weiteres Frauenbild entworfen wird.

Düster, viele Schatten und wenig Farben. So lässt sich die stimmungsvolle Gesamtästhetik auf den Punkt bringen, die damit perfekt zur Noir-Atmosphäre passt. Smiths einzigartiger Strich besticht durch filigrane Linien und expressive Zeichnungen, die voll von verschnörkelten und oft fragmentarischen Ornamenten sind. Vor allem das genretypische Motiv des Gitters, das bereits im Film Noir die ausweglose Situation versinnbildlicht, sticht dabei ins Auge. Die Kolorierung von Rain Beredo hält sich dezent zurück. Sie weist teilweise Nuancen auf und erinnert an mit viel Wasser durchtränkte Aquarellfarben.

Mit Marvel Noir – Wolverine ist Moore und Smith eine dicht und spannend erzählte und grafisch stimmungsvoll inszenierte Geschichte gelungen. Natürlich kennt man die charakterliche Entwicklung Logans schon aus anderen Geschichten wie Wolverine – Origin. Trotzdem: Ohne ihre Superkräfte bekommt der Leser tatsächlich wie bereits in Marvel Noir – X-Men altbekannte Figuren in einem neuen Licht präsentiert. Der Reiz, der vom Noir-Genre ausgeht und die Möglichkeiten, die das Genre bietet, sind einfach unerschöpflich.

 

Marvel Noir: Wolverine
Panini Comics, April 2010
Text: Stuart Moore
Zeichnungen: C. P. Smith
Softcover mit Faltcover, 108 Seiten, farbig; 14,95€

22-seitige Leseprobe bei myComics
Ganz okay

Dicht erzählte Noir-Adaption mit stimmungsvollen Bildern

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Abbildung © C. P. Smith, der deutschen Ausgabe Panini Comics