Rezensionen

Hell’s Kitchen

Cover Hells Kitchen Da man auch bei Ehapa feststellen musste, dass man frankobelgische Alben nicht mehr unbedingt so leicht an den Mann bringen kann wie noch vor einigen Jahren und einen erheblichen Einbruch erlitt, versucht man nun, solches Material behutsam wieder lukrativer zu machen. Offenbar geht man aber nicht den Weg von zum Beispiel Carlsen, Comics im verkleinerten Format unter dem Banner „Graphic Novel“ zu veröffentlichen. Ehapa zeigt mit dem Band Hell's Kitchen eine Alternative, denn dieser erscheint als so genannte „All in One“-Edition, das heißt, der Leser bekommt die ursprünglich vierteilige Albenreihe im Originalformat am Stück, also in einer abgeschlossenen Gesamtausgabe, präsentiert.

Aber worum gehts? Wie der Titel Hell's Kitchen andeutet, findet sich der Leser in den Straßen von New York wieder. Es ist 1931, die Zeit der Prohibition – die Zeit, in der Mafiabanden und Schmuggler korrupte Polizisten unterhalten. In diesem blutigen Zeitgeschehen muss der 13-jährige Anthony Poucet, der mit seinen sechs Brüdern in Little Italy lebt, mit ansehen, wie seine Eltern ermordet und seine Freundin Anne von einem Gangsterboss verschleppt wird. Anthony beschließt daraufhin, sich für den Tod der Eltern zu rächen, Anne aus den Krallen des teuflischen Kriminellen Double B zu entreißen und dem rivalisierenden Mafiosi „Der Kannibale“ ordentlich in die Suppe zu spucken. Viel Arbeit für einen Heranwachsenden, doch Anthony ist weit gerissener und routinierter, als es den Anschein hat. Ihm wird im Straßenkrieg zwar seine Kindheit unfreiwillig geraubt, aber er entflammt auch seinen eigenen, persönlichen Krieg …

Szene aus Hells Kitchen

Die Geschichte von Szenarist Damien Marie und Zeichner Karl T. ist ein klassischer Mafiosi-Krimi, der in den USA der 30er Jahre angesiedelt ist. Erzählt wird aus der Perspektive von Anthony Poucet; ein Junge, der selbst zum Kriminellen wird, um im Teich der ganz großen Fische mit schwimmen zu können. Was den beiden Kreativen hier wirklich zu verdanken ist, ist die sehr authentisch gehaltene Atmosphäre jener Zeit. New York, in dem die Handlung hauptsächlich angesiedelt ist, wird durch die ausgefeilten Charaktere, die man über die vier Episoden hinweg kennen lernt, äußerst lebendig, und mit dem Anknüpfen an historisch existierende Eckpfeiler, z.B. der Thematisierung von Elliot Ness' Kampf gegen Al Capone, ist die Außendarstellung wirklich gelungen.
Zur Handlung selbst: Man hat immer mal wieder das Gefühl, dass einzelne Elemente zu stark übertrieben werden, was den Band dann doch vom Realismus wegtreiben lässt. Natürlich ist Anthony ein starker kleiner Kerl, aber auch so stark, dass er mit Gangsterbossen verhandeln oder seine Freundin mit einer ausgeklügelten Rettungsaktion befreien kann? Natürlich gelingt ihm das, denn er ist sozusagen der Held der Geschichte, der umso heldenhafter wird, wenn man sich vor Augen führt, dass er ja noch ein Kind ist. Gut, das ist das Konzept, aber unbedingt glaubwürdig ist das in diesen Szenen nicht.

Insgesamt macht Hell's Kitchen aber Spaß; man bekommt einen packenden Crimethriller, den man gerne bis zum Ende liest. Es ist kein brillanter Comic, aber er ist qualitativ beständig und inhaltlich spannend genug, um ihn, insbesondere für Fans des Genres, empfehlen zu können. Der Preis hört sich natürlich für einen Comicband ganz schön happig an, aber man muss bedenken, dass man für dieses Geld vier Alben in einem bekommt und die ganze Story komplett und am Stück genießen kann. Insofern ist der Preis für diesen dicken Wälzer durchaus vertretbar.

PDF-Leseprobe (leider etwas unscharf): http://www.ehapa-comic-collection.de/media/Hells_Kitchen_Leseprobe.pdf

 

Hell's Kitchen
Ehapa Comic Collection; Oktober 2008
Zeichnungen: Karl T.
Text: Damien Marie
Hardcover; 192 Seiten; 39,95 Euro
ISBN 978-3-7704-3253-0

 

flüssige Story, an manchen Stellen etwas überzogen

 

 

 

 

 

 

 

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Abbildungen © der dt. Ausgabe: Ehapa Comic Collection