Rezensionen

Hack/Slash 6 – Zeit zu lieben, Zeit zu slashen

hack6aEigentlich war ich von den vergangenen Sammelbänden von Hack/Slash recht angetan, doch mit dem nunmehr sechsten Band „Zeit zu lieben, Zeit zu slashen“, scheint in meinen Augen die Luft ganz schön raus zu sein aus dem Konzept „Sexy Girl jagt mordende Monster“.

Cassie Hack durchlebt eine Sinnkrise: Soll sie ihr Vagabundenleben, ständig auf der Suche nach neuen Slashern, die sie zum Wohle der Menschheit auslöscht, aufgeben und versuchen, ein ganz normales Teenagerleben zu führen? Doch was wird dann aus ihrem deformierten Begleiter Vlad? Und wer übernimmt dann all die Monster? Währenddessen formieren sich natürlich schon wieder die nächsten Antagonisten zum Duell.

Autor Tim Seeley, dem es in den vorherigen Bänden immer – mal mehr mal weniger gut – gelang, mich mit überraschenden oder absurden Einfälllen über die Tatsache hinwegzutrösten, dass Hack/Slash nicht unbedingt für Anspruch, tiefschürfende Dialoge oder überagende Bildkunst steht, lässt mich diesmal mit einer – für seine Verhältnisse – konventionellen, fast biederen Erzählung allein. Bieder bedeutet hier zum einen, dass Seeley nicht an die Grenzen geht, nicht den Tabubruch sucht, weder was Sexyness noch was Brutalität angeht. Zum anderen bedeutet bieder auch einfach nur: viel langweiliger als man es gewohnt ist.

Seite aus Hack/Slash 6Ein großer Pluspunkt der Serie war bislang der fragmentarische, anarchische Ansatz. Miniepisoden, Referenzen zu realen Personen oder fiktiven Figuren, die stilistische Auflockerung durch bewusste Kontrastierung, auch optisch (zum Beispiel die unverhohlene Referenz an die Archie-Comics) oder Gastauftritte kultiger Horrorgestalten (Chucky, Re-Animator), die allein durch ihren Namen bereits gewirkt haben. All das lässt der sechste Band vermissen, die diversen Zeichner (Emily Stone, Ross Campbell, Mike Dimayuga, Tim Seeley) können sich kaum voneinander absetzen. Das Ergebnis ist grafischer Einheitsbrei auf mittlerem Niveau.

Die Handlung mäandert irgendwie auf ein Ende zu, dazwischen redet Vlad über seine Gefühle (deren Darstellung nicht grade Seeleys Stärke ist) und Cassie lebt sie in einem lesbischen Experiment mit ihrer Freundin Georgia aus (ein Thema, das von Seeley immer wieder plump in die Serie eingeworfen wird).

Was bleibt also, wenn man einem Durchschnittshorrorcomic das anarchische Moment wegnimmt? Genau: Ein Durchschnittscomic. Tim Seeley sollte Hack/Slash schnell wieder in ein anderes Fahrwasser bewegen, eines, das die Schwächen des Titels nicht so völlig allein und offen zur Schau stellt. Dann könnte ich auch an zukünftigen Bänden wieder mehr Gefallen finden.

 

Wertung: 3 von 10 Punkten

Deutlicher Tiefpunkt der Serie, ohne bemerkenswerte Höhepunkte

 

Hack/Slash 6 – Zeit zu lieben, Zeit zu slashen
Cross Cult, Oktober 2011

Text: Tim Seeley
Zeichnungen: diverse
186 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 19,80 Euro
ISBN: 9783942649667

Leseprobe


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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Cross Cult