Stephan Hagenow gehört seit vielen Jahren zu den produktivsten deutschen Comiczeichnern. Nachdem er sich lange Zeit eher trashigen Stoffen wie Rattenmeute, Samurella oder Joe Darling gewidmet hat, wendet er sich mit seiner Serie Kommissar Fröhlich dem klassischen Krimi zu. Thomas Kögel unterhielt sich per E-Mail mit dem norddeutschen Autor und Zeichner und traf auf einen selbstbewussten Künstler, der von sich und dem, was er tut, sehr überzeugt ist. Mit dem zynischen Kommissar Fröhlich hat er eine Figur geschaffen, die er als „eine Art großer Bruder“ bezeichnet, und einen Comic, von dem er sagt: „Ich habe zum ersten Mal im Leben das Gefühl, das absolut Richtige zu tun.“
Comicgate: Ich kenne dein Werk ehrlich gesagt noch gar nicht so lange. Der erste Hagenow-Comic, an den ich mich erinnern kann, stammt aus einem der ersten Perry-Hefte der Alligator Farm, glaube ich. Aber du bist ja schon viel länger dabei. Kannst du ein bisschen von deiner Comic-Laufbahn erzählen? Wie fing sie an und was waren die wichtigsten Eckpunkte?
Stephan Hagenow: Dabei bin ich seit 1986, von der ersten Veröffentlichung an gerechnet. Ich hatte aber schon vorher zehn Jahre lang Comics für die Schublade gezeichnet. Ich komme also noch aus dem alten Jahrtausend und habe somit die vielen Wandlungen und Trends in diesem Medium mitverfolgen können. Ein Eckpunkt war das Farbalbum Rattenfalle für den Alpha-Verlag … sowie diverse Veröffentlichungen im Magazin Schwermetall. Ab circa 1991 war ich einigen Lesern ein Begriff. Dann ging der Verlag leider in Konkurs. Das war eine sehr bittere Erfahrung, mitten im Karriere-Aufwind abgewürgt zu werden. Es hatte dann neun endlos lange Jahre gedauert, bis ich an meinen neuen Verleger Holger (Gringo Comics) Bommer geraten bin. Gringo Comics ist jetzt seit über elf Jahren mein Hausverlag. Seitdem sind dort viele (zum Teil recht wüste) Serien in unterschiedlichen Formaten erschienen.
Vor zwei Jahren habe ich dann endlich meinen klügsten, seriösesten und für mich wichtigsten Charakter geschaffen: Kommissar Fröhlich. Diese Figur zeigt eine andere Seite von mir, die des gnadenlosen Zynikers. Hier werden die psychologischen Duelle nicht mit Waffen, sondern mit Worten ausgetragen. Dies wird vermutlich die Serie sein, die mich die nächsten Dekaden beschäftigen wird … auch deswegen, weil es sich hier um meine persönlichste Figur handelt.
CG: Gemessen am Output könnte man denken, dass du rund um die Uhr Comics zeichnest. Würdest du sagen, dass das Comiczeichnen deine Hauptbeschäftigung ist? Und wenn ja, ist es auch deine Haupteinnahmequelle?
SH: So entstehen Legenden. Ich bin gar nicht so produktiv, wie viele glauben. Ich bin nur eher ein wirklich exzellenter Koordinator. Ich reiße in der Woche an fünf Tagen zu je vier bis fünf Stunden am Vormittag meine Comic-Zeit ab, inzwischen auch im Team mit Carsten Dörr (Fröhlich für ZACK) und Jürgen „Geier“ Speh (Tumba für Gringo Comics). Comics schreiben ist zwar nach wie vor meine Hauptbeschäftigung, aber nicht zwingend meine Haupteinnahmequelle. Ich war noch nie davon begeistert, mich von einer Quelle abhängig zu machen … Somit stehen mir viele Türen offen, wie zum Beispiel TV und Kino sowie diverse andere visuelle Medien. Nach über 30 Jahren treten zudem Ermüdungserscheinungen im Zeichnen auf … Darum ziehe ich das Schreiben bei Kommissar Fröhlich seit zwei Jahren deutlich vor. Hier liegt der wirkliche Kitzel und die dramaturgische Herausforderung. Die inzwischen fünf erschienenen Fröhlich-Bände bei Gringo unterstreichen dies recht gut – hoffe ich zumindest.
CG: Das bringt mich direkt zur nächsten Frage: Wie gehst du beim Schreiben eines Fröhlich-Comics vor und wie unterscheidet sich der Prozess (von der ersten Idee zum fertigen Buch) von deinen bisherigen Comics?
SH: Der Prozess, also die Vorgehensweise, ändert sich eigentlich nicht groß. Ein Krimi folgt ja einer gewissen Logik im Ablauf. Ich fische mir meist eine interessante aktuelle Boulevard-Grundidee raus und erstelle dann ein Gerüst aus Anfang, Mitte und Ende. Der Rest ist dann Stückwerk. Manchmal entsteht sogar der Schluss zuerst. Das Puzzle setzt sich also aus vereinzelten Mosaiksteinen zusammen. Die Fröhlich-Shortstories für ZACK funktionieren inhaltlich allerdings etwas anders. Da mir pro Heft nur sieben Seiten zur Verfügung stehen, habe ich mich für einen Mix aus Realität und Fiktion entschieden. Hier liegt der Fixpunkt mehr auf den Charakteren, die sich dialogtechnisch traumwandlerisch die Bälle zuwerfen können. Ab Story Nummer 3 werden auch weitere interessante Nebenfiguren wie der leicht morbide Pathologe Wuttke eingeführt. Das ist dann nochmal etwas mehr Salz in der Suppe.
CG: Kommissar Fröhlich ist ja deutlich erkennbar in einer bestimmten Region (Landkreis Stade) angesiedelt und schmiegt sich damit auch an den Trend der Regionalkrimis auf dem Buchmarkt an. Wie wichtig ist der Schauplatz für die Kommissar-Fröhlich-Geschichten?
SH: Ja, Kommissar Fröhlich spielt unmittelbar bei mir vor der Haustür (durchs Küchenfenster blicke ich direkt auf einen von Möwen umkreisten Leuchtturm). Allerdings ist der Ermittlungsradius etwas weiter angelegt als bei Martins Eisele, der ja überwiegend in Stuttgart spielt [gemeint ist der Krimi-Comic Kommissar Eisele von Martin Frei, der ebenfalls bei Gringo Comics erscheint – Anm. der Red.]. Fröhlich ermittelt da zum Beispiel wie in Band 5, „Mord intern“, auch schon mal in Hamburg, wenn sein autonomer Sohn Max in eine neue Konfliktsituation mit der Polizei gerät. Es kann somit passieren, dass Fröhlich auch mal in Cuxhaven ermittelt … auf jeden Fall immer in Deich- und Elbnähe. Da wir mit Fröhlich auch gleichermaßen neben dem Comic- auch den Buchmarkt anpeilen, ist ein Regionalkrimi schon wichtig – auch damit man den Kommissar an einem bestimmten Standort festmachen kann.
CG: Hast du mal überlegt, Dialekt zu verwenden? Und verkaufen sich die Fröhlich-Comics im Norden Deutschlands besser als im Süden?
SH: An einen Dialekt wie Plattdeutsch hatte ich natürlich auch schon gedacht … bin aber letztendlich doch für eine sprachlich neutrale Variante, um Fröhlich für jeden gepflegten nord- und süddeutschen Zyniker ohne Kommunikationsprobleme zugänglich zu machen. Der unerbittliche, altersweise, trockene, humorige Sarkasmus, aus dem die Serie ihre Kraft zieht, ist ja Gottseidank nicht ortsgebunden. Da gibt es keine Landesschranken. Das ist die auf Dauer heimliche Erfolgsformel. Hier ist alles genau kalkuliert, denn nach Fröhlich kommen für mich inhaltlich keine weiteren Serien mehr in Frage, insofern nehme ich Fröhlich nicht auf die leichte Schulter. Früher hab ich eben Hermann und Giraud gelesen … heute sind es Tardi, Pratt und Baru. Die sind relativ zeitlos.
CG: Ich würde gerne noch kurz beim Handwerklichen bleiben: Folgst du bei Kommissar Fröhlich dem klassischen Workflow (erst ein ausgearbeitetes Skript, dann Thumbnails, Bleistift, Tusche) oder läuft das bei dir anders?
SH: Ich habe meist eine Grundidee und lege dann los. Der Rest ergibt sich dann automatisch. So verbaue ich mir auch nicht im Vorfeld schon weitere interessante Ideen, von denen ich am Start noch nix weiß. Bei einem fertigen Skript ist es kompliziert, im Nachhinein noch etwas zu verändern. Ich arbeite jedenfalls jeden Band oder jede Kurzgeschichte für ZACK in Bleistift und Text vor. In beiden Prozessen höre ich dazu Musik. Seite für Seite komplett fertigzustellen wird es bei mir nicht geben – da würde ich durchdrehen, weil ich das Gefühl hätte, auf der Stelle zu treten. Das ist wohl mehr etwas für ausdauernde Autisten.
CG: Kommissar Fröhlich ist ja, man kann’s nicht anders sagen, ein ziemlicher Stinkstiefel, schlecht gelaunt, unfreundlich, nicht gerade sympathisch. Man merkt schon, dass es dir Spaß macht, diese Figur zu formen. Wie sorgst du dafür, dass der Leser diesem Unsympathen trotzdem folgt und ihn vielleicht sogar ein Stück weit ins Herz schließt?
SH: Ich sehe Kommissar Fröhlich etwas anders. Fröhlich ist für mich eher ein sehr aufrichtiger Mensch, der nicht in der Lage ist zu lügen. In normalen Alltagssituationen lügt ja jeder von uns ein wenig … schon um sich manchmal leichten Ärger vom Hals zu halten. Der Kommissar hingegen sagt immer, was er denkt, was ihn automatisch in Schwierigkeiten bringen muss. Er tut dies zwar in kultivierter, ironischer, doppeldeutiger Form, aber er tut es.
Man darf auch nicht vergessen, dass der Kommissar mit 62 Jahren über sehr viel Lebenserfahrung verfügt (immerhin ist er dreimal geschieden!). Er ist also vom Leben schon ganz schön getreten worden in seiner langen Beamtenlaufbahn und hat jetzt im gesetzten Alter eben keine Lust mehr drauf. Somit geht er jetzt in die Offensive und bekämpft menschliche Dummheit und Arroganz mit Zynismus. Sozusagen das alte Spiel der guten alten Gegensätze. Hinter diesem Schutzpanzer verbirgt sich aber trotz allem eine sehr sensible Seele, die auch schon mal gegen die eigenen Gesetze verstößt, wenn es die Situation erfordert, so zum Beispiel in Fall 3 „Stumme Zeugin“.
Wer in Fröhlich also nur einen Unsympathen sehen will, macht es sich zu einfach … Die Sache hier geht psychologisch betrachtet wesentlich tiefer. Und je mehr Bände und Shortstories man gelesen hat, desto besser wird man diese Figur verstehen. Ich verrate mit jeder laufenden Geschichte immer ein Stück mehr vom Kommissar … und es sind noch mindestens 150 Bücher geplant, bis ich den Löffel abgebe. Hier kommt es jetzt also endlich – das weise, reife Lebenswerk von Stephan Hagenow. Etwas spät, aber es kommt, und nichts und niemand wird mich aufhalten. Ich hab zum ersten Mal im Leben das Gefühl, das absolut Richtige zu tun.
CG: Wow, hundertfünfzig? Ich staune. Aber okay, es sieht so aus, als hättest du hiermit tatsächlich genau das gefunden, was „dein Ding“ ist. Wirst du weiterhin beim relativ kurzen 52-Seiten-Format bleiben oder könntest du dir auch längere Geschichten vorstellen? Ich frage deshalb, weil – zumindest aus meiner Sicht – die Krimihandlung ein bisschen zu kurz zu kommen droht. Im Vordergrund steht ja meist die Persönlichkeit des Kommissars und für die Auflösung des Falls bleibt dann nicht mehr viel Platz übrig, so dass das Ende etwas überstürzt wirkt. Ich habe bisher zwei Fröhlich– und einen Tumba-Comic gelesen, aber ein wirklich komplexer Krimi war ehrlich gesagt noch nicht dabei.
SH: Na, ich sollte meine berühmt-berüchtigte Klappe vielleicht nicht zu weit aufreißen, was die Anzahl der Veröffentlichungen betrifft … aber es soll schon bis zum Lebenswinter weitergehen mit Fröhlich. Fröhlich ist ein wichtiger Teil von mir, ähnlich wie Corto Maltese ein Teil von Hugo Pratt war. Diese charismatischen Charaktere entwickeln schon nach kurzer Zeit eine Eigendynamik, die einem manchmal schon selbst etwas gruselig erscheint, weil man als Autor das Gefühl hat, die Kontrolle über sie zu verlieren. Andererseits vertraue ich seinem und meinem Gefühl im Ablauf der Geschichten.
Das hört sich jetzt an als wäre die Figur lebendig … und na ja … aus meiner Sicht ist sie es wohl auch. Fast schon eine Art großer Bruder, den ich als Einzelkind ja nie hatte. Das mit dem 52-Seiten-Format ist eine Sache, an der wir lange überlegt haben. Klar bietet sich eine Figur wie Fröhlich an für episch weitangelegte Dramen – um dann auch noch mehr die Schimpfwortbezeichnung „Graphic Novel“ zu erhalten, grins. Letztendlich könnte Fröhlich dann aber nur einmal pro Jahr erscheinen und ich würde untergehen in der Anzahl der vielen internationalen Konkurrenzprodukte. Der deutsche Comicmarkt ist hart umkämpft und funktioniert nach dem K.O.-System, häufig mit Mitteln unter der Gürtellinie, obwohl oder gerade weil es sich hier um ein wirtschaftlich unbedeutendes Randmedium in unserer Gesellschaft handelt. Ich weiß jetzt nicht, welche zwei von den fünf Fröhlich-Geschichten du gelesen hast, aber ich bin bemüht, das Niveau der Serie zu steigern. Dabei muss ich immer wieder den Platz aufteilen – in den Fall und in den Privatbereich von Fröhlich, damit die Leser auch etwas über die Charaktere erfahren. Dieser Aspekt ist mir sehr wichtig, da gerade die vertrauten Alltagssituationen der Serie Leben einhauchen.
CG: Mit Tumba hat deine Serie ja schon nach kurzer Zeit ein erstes Spin-Off bekommen. Hier arbeitest du mit Geier zusammen, der Tusche und Graustufen macht und dem Comic auch einen anderen Look gibt. Was sind die Unterschiede zwischen der Hauptserie und dem Spin-Off? Wird noch mehr Tumba kommen und sind vielleicht sogar weitere Nebenreihen geplant?
SH: Ja, es hätte keinen Sinn gemacht, zweimal denselben Hagenow-Look zu präsentieren. Tumba dient uns ein wenig als Experimentierfeld, wo wir ein paar Sachen ausprobieren können. Ich hatte diese Geschichten schon in meiner Anfangsphase bei Gringo geschaffen, also vor über zehn Jahren. da hat Tumba als eine Art okulter Ermittler das Sagen und Fröhlich fungiert als humoriger Nebenpart. Damals steckte ich noch in meiner pubertären Rebellenphase und wollte in meiner Überheblichkeit der ganzen Welt in den Hintern treten. Ich hatte somit den Wert der Figur Fröhlich noch überhaupt nicht erkannt. Ich habe mir diese Geschichten jetzt nochmal vorgeknöpft und circa 40 Prozent Splatterszenen eliminiert, um die Sache medientauglich zu machen. Vor dem Münchner Comicfestival haben wir dann dem erstaunten Geier die überarbeiteten Tumba-Bände 2 bis 5 in die Hände gedrückt. Zur Zeit arbeite ich nebenbei an Tumba 6 und 7. Pro Jahr erscheinen zwei Bände!
Ich zeichne sie in meinem Stil vor und Geier entfremdet die Seiten später beim Inking. Er wollte gar nicht erst den Versuch wagen, meinen Stil zu kopieren … da letztendlich nur Hagenow wie Hagenow zeichnen kann. Diese Entscheidung war klug und weise, weil dadurch eine Art Zwitter entstanden ist und somit etwas Neues. Der Geier macht das sehr geschickt und ich bin froh, dass wir ihn für die Serie gewinnen konnten. Inzwischen fühlt er sich auch recht wohl bei Gringo und ist schon fast sowas wie unser Maskottchen, grins.
Weitere Nebenreihen? Du bist lustig … Sind zwei Serien mit fünf Büchern pro Jahr plus die ganzen Fröhlich-Stories für ZACK denn noch nicht genug? Man hält mich ja jetzt schon wegen des Outputs für den Geist von Jack Kirby und Hansrudi Wäscher in einer Person, grins.
CG: Du sagtest vorher, Fröhlich sei „ein wichtiger Teil von dir“ und „fast schon eine Art großer Bruder“. Wieviel von dir selbst, von deinem eigenen Charakter, steckt denn in dem Kommissar?
SH: Ich musste lange Zeit viele meiner Entscheidungen im Beruf selber fällen, ohne um Rat fragen zu können. Inzwischen ist das anders, ich habe viele Kontakte zu anderen klugen Künstlern, die mir häufig weise, reife Tipps geben, wenn ich mir in meinen Handlungsweisen nicht ganz sicher bin. Auch wenn ich mich eher als Technikmuffel verstehe, ist das Internet schon eine große Hilfe für den schnellen Austausch. Mit Fröhlich verhält es sich ähnlich … er sagt mir quasi, was ich zu tun habe, was falsch und was richtig ist. Also eine Art Lebensbegleiter, obwohl er nicht real ist. Ich hatte auch den Ironiefaktor bei mir nie wirklich zum Vorschein kommen lassen, bis er durch Fröhlich forciert wurde. Ich brauche mich jetzt nicht mehr weiter verleugnen, sondern kann mein wahres Ich erstmals nach außen kehren. Ein ehrlicher Umgang mit sich selbst und den eigenen Gefühlen … was etwas extrem Befreiendes hat, da man sich endlich aller äußeren Zwänge entledigen kann. Grob gesagt: Fröhlich ist sowas wie mein eigener Psychoanalytiker!
CG: Nachdem du also mit Fröhlich, Tumba und den ZACK-Kurzgeschichten gut ausgelastet bist und das noch eine Weile so weitergehen soll: Darf man annehmen, dass du mit der derzeitigen Situation ganz zufrieden bist? Also auch was Feedback, Medienresonanz und Verkaufszahlen angeht?
SH: Sagen wir: ich bin mit „mir“ endlich im Reinen. Als Künstler ist man mit seiner Arbeit nie wirklich zufrieden. Das ist der persönliche kreative Ehrgeiz, immer noch mehr aus der eigenen Materie herauszuquetschen. Die richtige Figur hab ich jetzt zwar gefunden, aber die eigentliche harte Arbeit beginnt damit erst. Nach Phase 1 bei ZACK spekuliere ich jetzt nach sieben Kurzgeschichten auf die erste albumlange Story für ZACK, die vermutlich ohne phantastische Elemente auskommt und sich somit in einem sehr realen Umfeld bewegt. Erste Fragmente hab ich bereits skizzenmäßig niedergeschrieben. In einer längeren Geschichte kann man schon im Storygerüst ganz anders zu Werke gehen als in einer 7-Seiten-Story. Phase 2 wird also sozusagen vermutlich die inhaltliche Steigerung zu Phase 1.
Das Feedback ist sicherlich gemischt. Es gibt Leser, denen mein Balboa-Kampfgeist imponiert und die den Fröhlich in ihr Herz geschlossen haben, es gibt aber natürlich auch die Leser, die meine Arbeiten nicht mit der Kneifzange anfassen würden. Aus welchen Gründen auch immer. Einer meiner Fans hatte da mal das passende Zitat parat: „Einen Hagenow muss man persönlich kennen, um ihn und seine Arbeiten zu verstehen und zu mögen!“ Da ist vielleicht was Wahres dran, wer weiß!
CG: Abschlussfrage: Wenn man mal die realen Rahmenbedingungen ausblendet und sich vorstellt, es gäbe keine finanziellen und thematischen Grenzen: Was wäre dein Traumprojekt? Gibt es etwas, was dich schon immer gereizt hat (egal ob im Comic oder in einem anderen Medium), das sich aber einfach nicht verwirklichen lässt?
SH: Eine schwierige Frage. Ein persönlicher Wunschtraum von mir wäre es, einmal ein minimalistisches, ruhiges, dialogarmes, intensives Low-Budget-Kinodrama mit ganz eigener Note zu drehen. Also quasi hinter der Kamera nach eigenem Storyboard mit einer Handvoll Akteure. Sowas wäre sicherlich nochmal eine große Herausforderung in der Zukunft.
CG: Vielen Dank für das Interview, Stephan!
Kommissar Fröhlich erscheint seit 2009 in kleinen Einzelbänden (je 52 Seiten, schwarz-weiß, Softcover, 7,90 Euro, z. B. bei Amazon) bei Gringo Comics. Bislang sind fünf Bände erschienen, weitere sind in Vorbereitung. Von der Spin-Off-Reihe Tumba liegt bislang ein Band vor. Leseproben gibt es bei myComics.
Abbildungen: © Stephan Hagenow / Gringo Comics / Geier