Autor: Benjamin Vogt

B.U.A.P. 6: Garten der Seelen

Wer diese Serie nicht kennt, der verpasst definitiv so einiges. Nämlich atemberaubend schöne Abenteuer, die den Leser durch eine eigentümliche Bildsprache für sich einzunehmen wissen, die die tiefgründigen Horror- und Fantasyelemente gekonnt verknüpft. Jetzt liegt bereits der sechste Sammelband der „Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen“, Garten der Seelen, vor, für den Mike Mignola und John Arcudi einen weitgehend für sich stehenden Plot entwarfen: Abe Sapien, Mitglied der Behörde, wird mit seiner geheimnisumwitterten Vergangenheit, respektive seinem früheren Leben konfrontiert und begegnet alten Bekannten. Es handelt sich um ein aufwendig gestaltetes Soloabenteuer, ein Ausflug in Lovecraft'sche Gefilde, eine Story mit telepathierenden Mumienfrauen und viktorianischen Cyborgs. Kurzum, eine prima Vorlage für den prächtigen Strich von Guy Davis, der konstant auf künstlerisch hohem Niveau bleibt und nicht zuletzt dafür sorgt, dass B.U.A.P. schon seit einiger Zeit zu meinen Favoriten unter den fortlaufenden Comicreihen zählt. Zusätzliche Skizzen im Anhang und ein Artikel über die mediale Verwendung von Hellboy ergänzen dieses exzellente Buch. B.U.A.P. 6: Garten der Seelen Cross Cult, November 2008 152 Seiten, farbig, HC Preis: 19,80 Euro  …

Ich/I/Je/Io

Im Rahmen eines internationalen Workshops für Studierende an Kunsthochschulen in Hamburg, Bologna und Brüssel entstand die beinahe 500 Seiten starke Publikation Ich/I/Je/Io. Es handelt sich um eine Anthologie von dutzenden Künstlern, die die Thematik des autobiografischen Erzählens in ihrer eigenen Comicform interpretierten. Im Mami-Verlag, der von Anke Feuchtenberger und Stefano Ricci  jüngst gegründet wurde, erschien schließlich der Band, der die Ergebnisse des Projektes dokumentiert. Aber nicht nur die zahlreichen Comicbeiträge, die während des von Ricci und Feuchtenberger initiierten Workshops entstanden, lassen sich bestaunen, auch etliche Animationsfilme werden auf einer der beiden beiliegenden DVDs mitgeliefert. Die zweite DVD enthält eine Dokumentation, in der man auch Vorträge der eingeladenen Gastkünstler David B., Gipi, Rutu Modan und Renee French zu sehen bekommt. Insgesamt bekommt man eine interessante s/w-Anthologie, die mit 15 Euro auch noch sehr günstig ist. Ich/I/Je/Io Mami Verlag, Juni 2008 464 Seiten, s/w Preis: 15,- Euro  Zu bestellen unter feuchtenbergerowa (at) googlemail.com oder bei Modern Graphics

Andrax 5: Gnadenlose Jagd

 Es ist vollbracht, die fünfteilige, neu bearbeitete Andrax-Gesamtausgabe liegt jetzt also komplett vor. Auch wenn die Stories aus den 70ern an vielen Stellen vornehmlich durch hölzerne Dialoge und übertriebene Handlungen auffallen, so beweist die spanisch-deutsche Koproduktion von Autor Peter Wiechmann und Zeichner Jordi Bernet dennoch, dass überbordende s/w-Fantasycomics auch heute noch ihren verdienten Platz innehaben können.

Andrax 4: Im Sog des Verderbens

Wer auf schnörkellose Action und Schwertkampfkunst steht, der wird sich auch im mittlerweile vierten Band der Gesamtausgabe von Andrax gut aufgehoben fühlen. Die Schwarz-Weiß–Serie aus den 70ern verläuft nach sich stetig wiederholenden Mustern ab: Andrax, den es in eine altertümliche Zukunft verschlagen hat, und sein Freund Holernes durchstreifen die Weiten der Landschaft und müssen sich schlagkräftig gegen allerlei Widersacher zur Wehr setzen und hin und wieder ein friedliches Volk von einem Despoten befreien. Im jüngsten Band stehen u.a. die Konfrontationen mit einem verrückten Wissenschaftler, einer verfluchten Schiffscrew und außerirdischen Eismenschen auf dem Plan. Die vier versammelten Stories von Autor Peter Wiechmann und Zeichner Jordi Bernet machen in ihrer simplen, manchmal fast naiven Erzählstruktur einfach Spaß, vielleicht gerade deshalb, weil sie offensichtlich vor langer Zeit entstanden sind. Die Dialoge sind dennoch charmant, die Abenteuer spannend, Bernets Bilder zeitlos und ausdrucksstark. Kurzum, eine weitere Perle innerhalb einer gelungen Gesamtausgabe. Andrax 4: Im Sog des Verderbens Cross Cult, Dezember 2008 160 Seiten, s/w, Hardcover Preis: 18,- Euro   

Tatjana K.- Das Stigma des Longinus

 “Da Vinci Code meets (russische) Lara Croft“, so oder so ähnlich kann man den Inhalt des dritten Bandes von Tatjana K. grob umschreiben. Hauptprotagonistin ist die kurvenreiche Ex-Agentin einer sowjetischen Sondereinheit, Tatjana Kovolenko, die sich unlängst der aktivistischen Gruppierung „Die letzte Abteilung“ angeschlossen hat. Diese bekämpft ökologische Bedrohungen, d.h. Kovolenko und ihre Mitstreiter schreiten immer dann ein, wo korrupte Politiker, überambitionierte Wissenschaftler oder profitfixierte Wirtschaftsunternehmer das Gleichgewicht der Umwelt stören.

Die Füchsin 5: Karneval der Toten

Mit dem fünften Album der Serie veröffentlicht Finix nach langer Zeit eine Fortsetzung von Die Füchsin, der Comicreihe von Brice Tarvel und Mohamed Aouamri, die zwischen 2001 und 2003 bei Carlsen in vier Bänden erschien. Während diese vier einen Storyzyklus bildeten, beinhaltet Band 5 eine abgeschlossene Einzelerzählung. Zudem stammen die Zeichnungen erstmals aus der Feder von Rafa Garres, der das mittelalterliche Grundkonzept noch um einiges tiefer in einen düsteren Stil zieht.  In Die Füchsin dreht sich alles um eine rothaarige Frau namens Florie, die im Jahr 1138 ihr Dasein als Hexe fristet und sich dementsprechend mit Magie und Monstern herumschlagen muss. In dreckigen Bildern erzählt das fünfte Album von einer Bedrohung durch eine abstruse, umherwandelnde Mumie, die das Maskierungs- und Verkleidungsspiel einer karnevalistisch vergnügten Gesellschaft mit ihren blutrünstigen Attacken ad absurdum führt. Die Handlung setzt sich dabei aus hauptsächlich aus Horror- und Fantasyelementen zusammen, lässt aber auch immer wieder Platz für erotische, morbide und sogar selbstironische Momente. Ein seltsamer Mix, der für mich als Einsteiger in die Serie stellenweise nett anzuschauen ist, aber letztlich nicht …

Der Killer 6: Modus vivendi

Vier Jahre ist es her, dass sich der prinzipientreue Killer, dessen Name nie genannt wird, zur Ruhe setzte und sein neues Leben in Venezuela begann. Aber Stillsitzen ist für den Profi auf Dauer zu langweilig, und so nimmt er in seiner neuen Heimat einen weiteren Auftrag an. Verstrickt in einer Reihe von Morden mit politischen Ausmaßen, weicht der Killer erstmals von seiner Linie ab und beginnt die Motive seines Auftraggebers zu hinterfragen. Lange musste man auf den sechsten Band dieser hervorragenden frankobelgischen Comicserie warten. Er markiert gewissermaßen einen neuen Zyklus: Der Killer beendet seinen selbst erwählten Ruhestand, was ihn zu seinem komplexesten Auftrag führt. Inhaltlich bleibt sich das Kreativteam Luc Jacamon und Matz treu; erzählt wird vornehmlich aus der Sicht des Killers, dessen Vorgehen stets genauestens durchdacht und innerhalb seiner subjektiven moralischen Grenzen seine Begründung und Nachvollziehbarkeit findet. Auch wenn man hier mit einem eigentlich bösen Buben sympathisiert, so ist einem der Killer doch mit jeder Seite ein Stück weit vertrauter und man hofft insgeheim, dass er beim Morden nicht erwischt wird. Außerdem ist die …

Fuck

 Chester Browns autobiografisches Comicwerk Fuck beginnt mit einem verlassen wirkenden Einzelpanel, dem Bild eines Mädchens und der nüchternen Textzeile: „Connie Pug wohnte gegenüber…“. Distanz und Leere sind zwei der Merkmale, die sich für den Leser dadurch bereits ankündigen und die als durchgängiges Charakteristikum für den kompletten Band gelten können.

Abersen 3 & 4

 Es ist bereits fünf Jahre her, dass der Carlsen Verlag mit Abersen eine der vielleicht ungewöhnlichsten Fantasyserien startete. Aber nicht zuletzt die verworrene und fordernde Handlung dürfte dafür gesorgt haben, dass Abersen bereits nach zwei Alben ein vorzeitiges Ende beschert war.

Die drei Paradoxien

 Paul Hornschemeier dokumentiert einen Besuch bei seinen Eltern, während dessen er an einem Comic zeichnet, der ihm einfach nicht gelingen will. Immer wieder verwirft er die Seiten und sieht sich mit der Frage konfrontiert, wohin seine Geschichte um einen Jungen, der ebenfalls Paul heißt und einen Zauberbleistift besitzt, eigentlich führen soll. Während seines Aufenthaltes schweifen Hornschemeiers Gedanken aber auch immer wieder in seine Jugend ab.